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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Ansturm noch abwehren können …«
»Davon später mehr«, drängte sie der Krieger. »Berichtet uns erst, was Euch angegriffen hat.«
Abendlied seufzte wieder. »Wir befanden uns also auf
dem Heimflug und wählten die Route zwischen Hsingard
und den westlichen Urqharthügeln. Auf dem Hinflug
hatten wir dort nämlich nur wenige Geisterkreaturen
ausgemacht und auch keine Bogenschützen von Bornheld. Und dann im Morgengrauen … war das wirklich
erst gestern?«
Axis drückte ihre Hand fester. »Ja, Abendlied, Ihr seid
gestern vormittag zurückgekehrt.«
Sie umschloß die Hand ihrer Mutter. »Ja, im ersten
Dämmerlicht. Die schönste und auch die gefährlichste
Zeit des Tages …« Wie oft hatte ihr Bruder ihnen gesagt,
zur Morgen- wie zur Abenddämmerung besonders auf
der Hut zu sein! Aber woher konnte er das wissen, da er
doch selbst nicht zu fliegen vermochte? »Die im Osten
aufgehende Sonne hat uns geblendet, und dann erfolgte
aus Nordosten der Angriff. Ich glaube, sie haben uns
kommen gesehen und sind dann hoch aufgestiegen, um
uns aus der Sonne attackieren zu können. Ein ganzer
Schwarm Greifen sauste heran. Aber das wußte ich zu
dieser Zeit noch nicht. Erst auf dem fürchterlichen Heimflug, als das Geschehene mich im Geist verfolgte, wurde
mir klar, wem unsere Staffel da zum Opfer gefallen
war.«
Aschure sah sich kurz um und fragte sich, warum alle
anwesenden Ikarier aschgrau geworden waren. Was sollten das für Wesen sein, wegen denen sogar die Brücke
»Weh uns« rief?
»Sie kamen heran, als würden sie aus der Sonne fallen«, fuhr Abendlied jetzt langsam fort. Sie hatte die Augen wieder geöffnet, sah aber niemand im besonderen an,
sondern starrte an die Decke. Ihre Hände lagen schlaff in
denen ihres Bruders und ihrer Mutter. »Die Greifen sausten herab und fielen uns in den Rücken. Ich gehörte zu den
ersten, die angegriffen wurden, aber ich konnte mich rasch
zur Seite drehen, und das Untier fiel von mir ab. Andere
hatten nicht solches Glück. Acht dieser Bestien fielen über
uns her, vielleicht waren es auch neun … Als ich mich
nach dem ersten Schrecken umschaute, hatten sich die
Greifen auf den Rücken meiner Kameraden festgekrallt
und … und …« Ihre Stimme schien nicht mehr weiterzuwollen, aber dann holte Abendlied tief Luft und fuhr fort:
»Sie hingen unseren Kämpfern auf dem Rücken, ritten
geradezu auf ihnen, hatten die Beine fest um meine
Freunde geschlossen und waren mit Klauen und Krallen
dabei … sie aufzureißen und zu zerfetzen. Sobald eine
dieser Bestien einen Ikarier erst einmal richtig im Griff
hatte, ließ sie sich durch nichts mehr abschütteln. Diejenigen von uns, die durch irgendeinen Zufall beim ersten
Angriff verschont geblieben waren, kamen jetzt an die
Reihe. Kaum hatten die Greifen nämlich ihre ersten Opfer
erledigt, stürmten sie von neuem heran, und diesmal befanden wir uns in der kläglichen Minderheit.«
»Aber wie konntet Dornfeder und Ihr denn einem so
überlegenen Gegner entkommen?« wollte der Krieger
wissen.
»Wahrscheinlich hatten wir einfach unglaubliches
Glück. Ein Greif landete auf dem Staffelführer, doch
bevor er sein Metzelwerk beginnen konnte, riß ich ihn
von Dornfeder herunter. Ich stürzte mich einfach auf den
Rücken des Untiers und habe ihm mit den Fingern von
hinten die Augen eingedrückt.«
Axis schüttelte den Kopf. Was für ein Anblick das
gewesen sein mußte! Drei Flugwesen, die hoch in der
Luft miteinander rangen, heftig mit den Flügeln schlugen
und um ihr Leben kämpften.
»Ich habe rein aus Eingebung heraus gehandelt«, fuhr
Abendlied jetzt fort, »denn zum Nachdenken blieb keine
Zeit.« Schuldbewußt traten ihr die Tränen in die Augen.
»In diesen sich überschlagenden Momenten dachte ich
gar nicht an meinen Bogen. Hätte ich einen Pfeil aufgelegt, hätte ich die Bestie damit vielleicht tödlich treffen
oder sie sonstwie daran hindern können, Dornfeder so
furchtbar zuzurichten. Ich …«
»Ihr habt dennoch Eurem Staffelführer das Leben gerettet, Abendlied, und das unter Einsatz Eures eigenen.
Ganz zu schweigen davon, daß Ihr ihn nach Hause gebracht habt.« Der Krieger sprach mit fester Stimme.
»Nun, der Greifen ließ Dornfeder los, aber ich stürzte
beinahe mit ihm auf die Erde. Ich mußte mich unbedingt
von ihm befreien, und irgendwie ist mir das dann wohl
auch gelungen. Nur wenige Sekunden vor dem Aufschlag
lösten wir uns voneinander und flogen beide in verschiedene Richtungen

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