Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:
Scheunen wieder aufzubauen. Der
Krieger konnte den ans Kreuz Genagelten zwar nicht das
Leben wiedergeben, aber er konnte sie herunterholen und
ordentlich begraben. Eine ebenso traurige wie auch widerwärtige Arbeit.
    Wenn dann in einem Dorf das Leben wieder seinen
Gang ging, rief Axis Rivkah hinzu, damit sie den Leuten
von ihrem Leben unter den Ikariern erzählen konnte. Alle
kannten ihren Namen noch, und das Erscheinen einer
leibhaftigen Prinzessin löste bei ihnen Ehrfurcht und
Schüchternheit aus. Aber Rivkah verstand sich darauf,
ihre Sprache zu sprechen, und sie überzeugte sie geduldig davon, daß es sich bei den Ikariern keinesfalls um die
grausamen Kreaturen der Sage handelte, sondern um
Wesen aus Fleisch und Blut wie auch die acharitischen
Bauern. Die Vogelmenschen sähen sich den gleichen
alltäglichen Problemen gegenüber und lachten auch über
die gleichen Dinge. Je nachdem, wie gut die Bewohner
eines Ortes solche Worte aufnahmen, ließ der Krieger
dann einige seiner Ikarier einfliegen, damit sie sich den
Dorfbewohnern zeigten und mit ihnen redeten.
    Doch in jeder Ansiedlung bewirkte die Ankunft der
Vogelmenschen bei den Skarabostern immer das gleiche.
Wenn die Ikarier auf dem Dorfplatz landeten, wichen die
Bewohner zunächst erschrocken zurück. Für gewöhnlich
befand sich Abendlied unter den Fliegern, denn sie
verstand sich am besten auf den Umgang mit den Bauern
dieser Provinz. Wie ein goldenes und violettes Strahlen
tauchte sie vor ihnen auf und bezwang sie mit ihrem
unwiderstehlichen Lächeln. Meist überwanden dann als
erste die Kinder ihre Scheu und baten darum, die Federn
der Ikarier anfassen zu dürfen. Wenn die Vogelmenschen
dann die Kinder freundlich behandelten und die Kinder
ihre Scheu verloren hatten, wagten sich als nächste die
alten Frauen des Dorfs vor, die mutiger waren als die
meisten Einwohner. Und nach einer Weile umstanden
dann alle die Neuankömmlinge. Von ehrfürchtigem
Staunen ergriffen, lauschten sie dem Gesang der Ikarier,
strichen über das weiche Gefieder und konnten sich an
den ebenso fremden wie schönen Gestalten nicht satt
sehen.
    Langsam, aber nicht immer, gelang es dem Sternenmann, den Skarabostern die Angst vor den Unaussprechlichen zu nehmen. Er traf aber vor allem in den Orten auf
Widerstand, in denen noch ein Pflughüter zugegen war,
der örtliche Vertreter des Seneschalls, der die Dorfbewohner in ihrer Religion, dem Weg des Pflugs, zu unterweisen hatte. Hier ging die Saat der Kirche noch auf, daß
es sich bei den Unaussprechlichen um Ausgeburten der
Hölle handele. Und die Priester der Gemeinden schürten
die Ängste vor den Ikariern und Axis noch.
    Axis sagte sich in diesen Tagen oft, daß die militärische Eroberung Achars noch zu seinen leichtesten Aufgaben bei der Wiederherstellung Tencendors gehören
dürfte. Viel schwerer fiel es ihm, die Bauern zu überzeugen, die nur widerstrebend von ihrem Glauben abließen,
dem sie von ihrer Geburt an anhingen. Der Seneschall
besaß schließlich ihm gegenüber einen tausendjährigen
Vorsprung, und in den ländlichen Gebieten hatte die
Kirche immer schon ihren stärksten Rückhalt gefunden.
So lag der Krieger in mancher Nacht wach und quälte
sich mit der Frage, wie er die Achariten dazu bringen
könnte, ihre Furcht zuerst vor den Ikariern und dann noch
vor den Awaren zu überwinden.
    Axis und den Vogelmenschen gefiel es am besten,
wenn sie weitab von jedem Ort unter dem klaren Sternenhimmel auf den endlosen Weiten der Seegrasebene
lagerten. Da sie nur selten länger als eine Nacht am selben Ort blieben, machten sich die Soldaten nur selten die
Mühe, ihre Zelte aufzubauen. Sie schliefen eingehüllt in
ihre Decken oder Flügel auf dem nackten Boden. Der
Himmel wurde immer klarer, je weiter sie nach Süden
gelangten. Sie ritten geradezu in den Frühling hinein. Als
sie dann in der Mitte des Blumenmonds den Süden der
Provinz erreichten, hatten sie allen Winter endgültig
hinter sich gelassen.
    Wie in früheren Zeiten, wenn Axis mit den Axtschwingern geritten war, holte er auch jetzt am nächtlichen Lagerfeuer gern seine Reiseharfe hervor. Während
seiner Ausbildung zum ikarischen Zauberer hatte seine
Stimme noch an Schönheit gewonnen, und jeder empfand
es als Bevorzugung, an seinem Feuer sitzen zu dürfen.
Aschure hatte dort natürlich ihren Platz. Wenn Axis sang,
gab sie Caelum die Brust und lächelte versonnen. Ihre
Liebe zu dem Krieger wuchs von Tag zu Tag, und

Weitere Kostenlose Bücher