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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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die Geschichte vom Fall Gorkens gehört«,
entgegnete Annwin gedehnt. »Darin heißt es, die Festung
ging durch Verrat in den eigenen Reihen unter – durch
Euren Verrat.«
»Wir alle haben für dasselbe Ziel gekämpft, Edle,
nämlich die Geisterkreaturen von Achar fernzuhalten.
Aber unsere Kräfte oben im Norden reichten dazu nicht
aus. Niemand hätte zu jener Zeit Gorken gegen die Skrälinge halten können, und folglich kam es auch zu keinem
Verrat. Unsere Wege haben sich einfach getrennt, als wir
aus der Festung entkommen konnten.«
»Ihr seid dann, wenn ich mich nicht irre, zu den Bergen der Unaussprechlichen gezogen?«
»Zum Krallenturm, ja, der Heimstatt der Ikarier. Habt
Ihr schon einmal von der Prophezeiung des Zerstörers
gehört, meine edle Dame?«
Sie senkte den Blick. »Ja.«
»Nun, ich bin der darin angekündigte Sternenmann,
und die Gerüchte darüber dürften sich längst in ganz
Skarabost ausgebreitet haben. Ich ziehe mit einer Armee
durch Achar, um die drei Völker Tencendors zu vereinen.
Denn nur auf diese Weise läßt sich Gorgrael bezwingen.«
Zorn flammte in Annwins Augen auf. »Das sind doch
nichts als Ammenmärchen. Ich dulde nicht, daß in meinem Haus …«
Aber der Krieger ließ sie nicht weiterreden: »Und
auch Faraday spielt in der Prophezeiung eine wichtige
Rolle. Die Wächter und das Volk der Awaren, das Volk
des Horns, halten sie in großen Ehren. Die Gehörnten,
die im Heiligen Hain leben, den magischen Lichtungen
der Awaren, achten sie als ihre Freundin und verehren
sie.«
Sie starrte ihn mit großen Augen an. »Meine Schwester …« stammelte sie. »Faraday ist in die ganze Geschichte verwickelt?«
»Ja, aber bitte kein Wort davon zu Bornheld. Ich
könnte mir vorstellen, daß er so etwas nicht gerne hört.«
Annwin schwieg für eine Weile. Dann sagte sie endlich: »Meine Schwester sitzt als Königin auf ihrem Thron
in Karlon. Und ihre Ehe mit Bornheld ist alles andere als
glücklich. Marschiert Ihr auf die Hauptstadt zu?«
Axis nickte.
»Und werdet Ihr Faraday von ihrem Gemahl befreien?«
»Ich werde sie heiraten, sobald ich den Thron von Achar bestiegen habe. Faraday ist die Frau, die ich immer
haben wollte.« Mögen die Sterne mir diese Lüge verzeihen, dachte er. Aber ich habe ja wirklich viele Monate
lang geglaubt, sie sei die einzige und richtige für mich.
»Oh«, sagte Annwin leise und mit leuchtenden Augen.
»Ich verstehe.«
»Dürfte ich Euch um einen Gefallen bitten, Annwin?
Ich würde mir zu gern einmal Faradays Zimmer ansehen.«
Zunächst wirkte die Edle etwas überrascht, aber dann
nickte sie. »Folgt mir, dann zeige ich es Euch.«
    Axis saß lange in der einfach eingerichteten Kammer, die
Faraday als Kind gehört hatte. Umgeben von ihren Erinnerungen, vermochte er, an sie zu denken, ohne gleich
von Schuldgefühlen übermannt zu werden, weil er ihre
Liebe betrogen hatte.
    Der Krieger summte das Lied der Erinnerung und sah
sie als junges Mädchen. In mehreren Bildern tauchte sie
kurz vor ihm auf, vom Kleinkind zur erblühenden
Schönheit bis zur jungen Frau. Axis mußte lächeln. Als
Kind hatte sie es sicher nicht immer leicht gehabt mit
ihrem feuerroten Haar, dem zu langen Gesicht und den
vielen Sommersprossen. Dennoch war sie immer fröhlich
und freigebig gewesen, Eigenschaften, die Faraday nicht
verloren hatte, während sie von einem Kind zu einer Frau
heranwuchs. Natürlich war auch ihre Jugend nicht frei
von Enttäuschungen gewesen: der Verlust der geliebten
Katze; ein Sturm, der das Familienpicknick zunichte
gemacht hatte; der sanfte Tadel der Mutter, wenn sie sich
zu selbstsüchtig aufführte … Aber die glücklichen Erinnerungen überwogen deutlich. Faraday war in diesem
Raum behütet und geborgen zu einer außerordentlich
schönen Frau herangewachsen.
    Der Krieger hatte durchaus nicht gelogen, als er Annwin sagte, er liebe ihre Schwester. Aber wie stand es mit
Aschure? Untergruben seine Gefühle für sie nicht das,
was er für Faraday empfand? Oder stand die eine Liebe
der anderen nicht im Weg? Hatte er sich gleich in zwei
Frauen verliebt? Aber auf so unterschiedliche Weise, daß
er beide gleichermaßen lieben konnte, ohne eine Seite zu
vernachlässigen?
    »Dabei habe ich Faraday noch nie meine Liebe gestanden«, sagte er auf der Suche nach Entschuldigungen
für sein Verhalten vor sich hin. »Vielleicht erwartet sie
zuviel von mir, wenn sie denkt, daß ich sie tatsächlich
liebe.«
    Er hatte ihr wirklich nie gesagt,

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