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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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es
gelang ihr immer besser, alle Gedanken an das zu verdrängen, was geschehen würde, wenn sie erst einmal das
Ziel ihres Feldzugs erreicht hatten. Die junge Mutter
konnte natürlich nicht ahnen, daß Faraday auch einmal
am Feuer Axis’ gesessen und seinem Gesang gelauscht
hatte – um ihn dann ebensosehr zu lieben wie Aschure
jetzt.
    Und dann kam die Nacht, in der der Krieger strikte
Anweisung gab, sich von allen Dörfern fernzuhalten.
Dies war am ersten Tag des Blumenmonds – dem Beltidenfest. Zum ersten Mal seit tausend Jahren konnte Beltide wieder auf dem Boden Achars gefeiert werden. Die
Ikarier, immerhin an die zweitausend Köpfe, errichteten
riesige Freudenfeuer, und die Rabenbunder, die dieses
Datum ebenfalls feierlich und ausgelassen begingen,
kochten den ganzen Tag. Die Achariten wußten zunächst
nicht, was sie davon halten sollten, ließen sich aber bald
von der allgemeinen Aufregung der Vogelmenschen und
der Rabenbunder anstecken. Gern nahmen sie dann die
Einladung Sternenströmers an, an diesem Fest teilzunehmen. Eine lange Nacht voller Schönheit und Musik
erwartete die Menschen. Morgenstern führte die Riten
durch, und ein paar jüngere Ikarierinnen assistierten ihr
dabei. Der sinnliche Tanz der Frauen, mit dem das Wiedererwachen der Erde nach dem Tod des Winters begrüßt
wurde, riß Vogelmenschen, Rabenbunder und Achariten
gleichermaßen von ihren Plätzen. Sie schlossen sich den
Zauberinnen an und tanzten mit ihnen. Und wer Glück
hatte, fand eine Partnerin für die Nacht.
    Für Aschure und Axis stellte dies einen ganz besonderen Abend dar. Sie entfernten sich bald von den Feierlichkeiten und zogen sich mit ihrem Sohn und einer
Decke an einen verschwiegenen Platz zurück, warteten,
bis Caelum schlief und ließen dann die Magie der letzten
Beltidenfeier wiedererstehen. Beider Blut sang so laut
und stark wie in der Nacht vor Jahresfrist – und wie auch
in jeder anderen Nacht, in der sie sich seitdem geliebt
hatten. Der Krieger wunderte sich wieder einmal darüber,
wie nahe er mit Aschures Liebe dem Sternentanz kam,
während er sich mit ihrem Leib wiegte.
    Aber er ahnte nicht, daß auch Aschure den Sternentanz
hören und fühlen konnte. Aus diesem Grund hatte sie
ihm auch nicht zu widerstehen vermocht, als er damals
aus der Unterwelt zurückgekehrt war. Genausowenig,
wie sie ihn jemals verlassen könnte und bereit war, jede
Rolle, und sei sie noch so schwer zu ertragen, in seinem
Leben zu spielen, wenn er damit nur immer wieder den
Weg zu ihr zurück fand. Diese Musik verschlang sie ganz
und gar und ließ ihr Blut so stark rauschen wie das Meer,
das von den mondbewegten Gezeiten an die Gestade
geworfen wird. Aber sie hatte Axis nie etwas davon gesagt. Da sie vor ihm keinem anderen Mann je beigelegen
hatte, glaubte sie, daß alle Frauen so etwas erlebten,
wenn sie mit ihrem Liebsten das Lager teilten.
    In einer Nacht wie Beltide, wenn die Magie der Erde
die Luft erfüllte und die Sterne den Menschen näher kamen als zu jeder anderen Zeit, ertönte ihre Musik so laut
und deutlich in Aschures Geist, daß sie sich ganz darin
verlor und nur noch in der Ekstase und der Macht des
Tanzes und dem Rauschen ferner Fluten existierte. Aschure packte Axis bei den Schultern, sah ihm tief in die Augen und erkannte darin das endlose Meer der Gestirne,
das sich bis in alle Ewigkeit erstreckte. Und ihre Ohren
nahmen das endlose Rollen der Wellen wahr.
    Sie wußte nicht, daß in ihren Augen ebenso viele Sterne zu sehen waren und daß Axis sich darin genauso verloren hatte wie sie.
    Und als sie in höchster Verzückung den Namen des
Kriegers schrie, ahnte sie nicht im entferntesten, wie die
Wellen, die an die Küsten Tencendors schlugen, weinten
und ihren Namen riefen.
    In jener Nacht entstanden ihr zweites und ihr drittes
Kind. Doch der Prophet, der wie stets zusah, lachte diesmal nicht.
    In der letzten Woche des Blumenmonds befand sich der
Krieger auf Belaguez auf einer kleinen Anhöhe und
blickte auf das Anwesen unter sich hinab. Eine schmuckere Residenz hatte er in ganz Skarabost noch nicht zu
Gesicht bekommen. Und die wollte er gründlicher in
Augenschein nehmen. Seine Armee lagerte ganz in der
Nähe.
    Das Herrenhaus gehörte Isend, dem Grafen von Skarabost und Faradays Vater, und wies bis auf eine mannshohe Mauer keinerlei Verteidigungseinrichtungen auf.
Der Graf war keine Kämpfernatur, und Axis wußte, daß
er sich lieber zurückzog, als sein Heim zu

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