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Der Sternenkavalier

Titel: Der Sternenkavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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ist denn da drin?“

    „Ein Fluggerät“, sagte der Großvater. „Erstaunlich“, rief As, „das ist ja nicht halb so schwer wie mein Automat!“
    „Das ist einer seiner beiden Zwecke“, erklärte der Großvater. „Der eine Zweck ist, daß es uns trägt, der andere ist, daß es von uns leicht getragen werden kann.“ „Verstehe“, sagte Eto, der seinen Rucksack aufgehockt und das Kinn in die Hand gestützt hatte, „wer seinen Weg im Wechsel von Fliegen und Gehen zurücklegen will, muß, wenn ihm das Gehen nicht zur Last werden soll, ein leichtes Fluggerät haben.“
    „Weshalb sollte ich gehen, wenn ich fliegen kann?“ wollte As wissen.
    „Das erklärt sich, wenn wir eine Weile geflogen sind“, sagte der Großvater, „aber da gehen wir besser ins Freie.“
    Die drei verließen das Gebäude und liefen einen unmittelbar hinter dem Heliokopterwerk beginnenden Wiesenpfad entlang, der sie bald in eine reizvolle Landschaft führte. Von Bäumen bestandene Hügel, schattige, von Wiesen bedeckte Abhänge und sich durch sanfte Täler schlängelnde Bäche wechselten einander ab.
    Der Großvater stapfte, den Wiesenpfad verlassend, einen der Abhänge hinauf, hielt, sobald die Baumzone begann, an und nahm den Rucksack vom Rücken. Auf das Tal und die umliegende Landschaft weisend, sagte er: „Der Mensch trägt von Anbeginn die Sehnsucht in sich, sich wie der Vogel in die Luft erheben zu können und über Berge und Täler, Flüsse und Seen, ja sogar über den Wolken dahinzufliegen. Also konstruierte und baute er Flugzeuge, mit denen er schneller und höher als der Vogel fliegen kann. Doch seine Sehnsucht blieb ungestillt. Wer in einem dieser Flugzeuge sitzt, empfindet alles andere als den erwarteten Genuß, denn er fliegt nicht, er wird geflogen, er befindet sich nicht frei in der Luft, sondern in einem Apparat. Er hat nicht das Gefühl und den Genuß, durch die Bewegung seines Körpers den Flug zu bestimmen, sich nach Lust und Laune wie die Lerche in die Höhe zu schrauben oder wie die Schwalbe im Tiefflug über Büsche und Bäume zu gleiten. Um die Sehnsucht des Menschen, wie der Vogel zu fliegen, wirklich zu erfüllen, mußte ein Fluggerät konstruiert werden, mit dem wir, ohne in eine Kabine eingeschlossen zu sein, durch die Bewegung unseres Körpers dem Vogel gleich unseren Flug bestimmen.“

    „Und das Gerät“, As deutete auf seinen Rucksack, „erfüllt diesen Zweck?“
    „Eben das wollen wir jetzt testen“, sagte der Großvater.
    „Das beruhigt mich“, meinte As, „ich dachte schon, du wolltest die Funktionssicherheit testen.“
    „Ich bin Professor für Phantasie“, sagte der Großvater lachend, „und als der bin ich nicht für die technische, sondern für die ideelle Funktion der Geräte zuständig; mich interessiert, ob sie den unserer Phantasie entspringenden Bedürfnissen genügen.“ „Das interessiert mich auch“, sagte As und knüpfte den Rucksack auf.
    Dem Beispiel des Großvaters folgend, bauten die beiden Geomanen ihr Fluggerät zusammen, was im Handumdrehen geschehen war. Das eigentliche Fluggerät bestand lediglich aus einer Art Korsett, das, um Oberkörper und Beine in der Geraden zu halten, von der Brust bis zur Mitte der Oberschenkel reichte und auf dessen Rückseite die Hubschraube nebst Antrieb befestigt war. Die verhältnismäßig kleinen und schmalen Flügel waren ebenfalls auf der Rückseite des Korsetts in einem Kugellager befestigt und dienten zusammen mit den an die Füße zu schnallenden Schwimmflossen als Leitwerke; man brauchte bloß die an der Unterseite der Flügel befindlichen Griffe zu erfassen, um sie nach Belieben handhaben zu können. Die Fluggeschwindigkeit selbst wurde allein durch die Art des Atmens, will heißen, die Dehnung des Brustkorbs, bestimmt, die sich auf das Korsett und von diesem auf den Antrieb übertrug. Atmete man tiefer ein und aus, erhöhte sich die Geschwindigkeit, atmete man flacher und hielt die Luft schließlich einen Augenblick an, flog man langsamer und konnte landen, wobei die Hubschraube durch Erdung automatisch zum Stillstand gebracht wurde.
    Nachdem der Großvater die Geomanen über die Funktion der Geräte unterrichtet hatte, machte er einen kleinen Hüpfer, wodurch die Hubschraube in Betrieb gesetzt wurde, und flog davon. Eto und As machten ebenfalls ihren Hüpfer und flogen hinterdrein — wenn man die Art, in der sie durch die Luft taumelten, fliegen nennen will. Eher hätte man die beiden für zwei riesige, umeinander

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