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Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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geht uns nichts an«, meinte Tim mit einer ungeduldigen Handbewegung.
    »Aber Craig macht sich etwas daraus, Tim. Je mehr Planeten wir erkunden, desto stärker wird seine Überzeugung, daß dadurch ein geheimnisvolles – göttliches – Gleichgewicht zerstört wird. Man hat unwillkürlich den Eindruck, einer wachsenden Einheit gegenüberzustehen – und man hat die Pflicht, sie und das damit verbundene Geheimnis zu zerstören, um eine weitere Fließbandwelt für Fließbandmenschen zu schaffen.
    Das ist Craigs Auffassung von Planeten und Menschen. Für ihn ist der Charakter des Individuums unverletzlich; alles was gewachsen ist, fordert ihm Respekt ab. Es ist vielleicht einfacher, mit Menschen zu arbeiten, die bloße Ziffern sind, aber ein Individuum besitzt doch größeren Wert.«
    »Hat er das gemeint, als er behauptet hat, Dangerfield sei im Grunde genommen noch wie früher?«
    »Sei ruhig skeptisch, wenn es dir Spaß macht. Eines Tages kommst du von selbst zu der gleichen Überzeugung. Kannst du dir vorstellen, wie es hier in fünfzig Jahren aussieht, falls unser Abschlußbericht ›günstig‹ ist? Glaubst du etwa, daß der Fluß dann noch wie jetzt fließt? Vielleicht wird er aufgestaut und treibt Wasserturbinen an, vielleicht wird er ausgebaggert und schiffbar gemacht, vielleicht dient er nur als Abwasserkanal. Die Vögel über uns sind dann ausgestorben oder werden in Käfigen gezüchtet oder nisten auf Fabrikdächern. Alles hat sich verändert – und das ist teilweise unser Verdienst und unsere Schuld.«
    »Der Fischgestank könnte meinetwegen gleich verschwinden«, sagte Tim.
    »Selbst Fischgestank ...«, begann Barney und sprach nicht weiter, als vor ihnen laute Schreie ertönten. Die beiden Wissenschaftler rannten den Weg entlang und erreichten die Lichtung.
    Eines der katzenähnlichen Tiere wurde geschlachtet. Die Pygmäen hatten sich vor einem verrottenden Baumstumpf versammelt, auf dem zwei Eingeborene mit dem Tier zwischen sich standen, das laut schrie.
    Auch die anderen Tiere vor den Hütten stimmten in das Geschrei ein. Es verstummte plötzlich, als scharfe Krallen den Leib des Tieres aufrissen. Die Eingeweide wurden in eine Tonschüssel geworfen; der Tierkörper fiel zwischen die Pygmäen, die sich darauf stürzten.
    Bevor die Aufregung sich gelegt hatte, wurde das zweite Tier – diesmal einer der kleinen Bären – trotz heftiger Gegenwehr an den Baumstumpf geschleppt und auf gleiche Weise getötet. Auch diesmal füllten die Eingeweide eine Tonschale; der Körper verschwand wieder in der Menge.
    »Der Teufel soll die Kerle holen!« flüsterte Barney wütend. »Wie viele wollen sie noch schlachten?«
    Aber die Zeremonie war zu Ende. Die beiden Pygmäen mit den Schalen drängten sich durch die Versammlung und gingen auf die Hütten zu.
    »Offenbar eine religiöse Zeremonie«, sagte Craig plötzlich hinter Barney zu Tim. Die beiden Wissenschaftler drehten sich überrascht nach ihm um. Er war durch die Schreie aufmerksam geworden und hatte sich unbemerkt genähert.
    »Wie steht es mit dem Bein?« fragte Tim.
    »Morgen ist es wieder in Ordnung, Tim.«
    »Der Eingeborene, den Barney erschossen hat, nachdem er dich gebissen hatte, ist in den Fluß geworfen worden«, erklärte Tim ihm. »Ich habe die Pygmäen dabei beobachtet.«
    »Sie bringen die Schalen mit Eingeweiden in Dangerfields Hütte!« sagte Barney überrascht. Die beiden Eingeborenen verschwanden tatsächlich in der Hütte und kamen eine Minute später ohne die Schalen daraus zum Vorschein.
    »Ich möchte nur wissen, wozu er die Eingeweide braucht«, murmelte Tim vor sich hin.
    »Rauch! Feuer!« rief Craig. »Seine Hütte brennt! Tim, hol den Schaumlöscher! Schnell!«
    Aus Dangerfields Hütte drang dichter Rauch, dann erschienen rötliche Flammenzungen. Craig und Barney rannten darauf zu, während Tim einen Feuerlöscher aus dem Schlepper holte. Die Pygmäen, die sich noch immer um die Kadaver der Opfertiere stritten, achteten weder auf die Männer noch auf das Feuer.
    Das Innere der Hütte war voller Rauch. Die Strohmatten auf dem Fußboden brannten. Eine Öllampe war umgefallen und hatte sie in Brand gesetzt; sie lag noch an der gleichen Stelle. Dangerfield war vor seinem Bett zusammengesackt.
    Craig zog eine andere Matte heran, warf sie aufs Feuer und erstickte es damit. Als Tim mit dem Schaumlöscher herankam, waren die Flammen bereits erloschen.
    »Vielleicht ist der alte Knabe gesprächiger, wenn er aus seiner Ohnmacht erwacht«,

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