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Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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meinte Craig. »Ich bleibe am besten allein hier und kümmere mich um ihn.«
    Als Tim und Barney gegangen waren, hob Craig den Alten aufs Bett und setzte sich daneben. Wenige Minuten später schlug Dangerfield die Augen auf.
    »Ich muß ohnmächtig geworden sein«, flüsterte er tonlos. »Ich war plötzlich so schwach ...«
    »Dabei ist Ihre Lampe umgefallen«, erklärte Craig ihm. »Ich habe das Feuer gerade noch rechtzeitig gelöscht.«
    Der Alte schloß müde die Augen. »Jeden Nachmittag bringen sie mir ... zwei Schüsseln mit Eingeweiden«, murmelte er. »Es ist ein Ritual. Sie halten sich strikt daran. Ich möchte sie nicht enttäuschen. Aber heute war alles so anstrengend. Und Ihr Besuch hat mich viel Kraft gekostet. Wenn Sie keinen Film drehen wollen, lassen Sie mich ...«
    Craig gab ihm einen Schluck Wasser zu trinken und nahm eine Injektionsspritze aus seinem Verbandspäckchen. »Sie haben Schmerzen«, sagte er zu Dangerfield. »Kommen Sie, ich gebe Ihnen eine Injektion, bei der Sie Ihren klaren Kopf behalten.«
    Der alte Mann machte eine abwehrende Handbewegung. »Ich brauche Ihre Hilfe nicht, Mister«, beteuerte er dabei.
    »Aber wir brauchen vielleicht Ihre«, antwortete Craig ungerührt, griff nach seinem Arm und desinfizierte die Einspritzstelle. Dabei nickte er zu den beiden Schüsseln hinüber. »Soll das eine Art Opfer sein?«
    Der alte Mann lachte heiser. »Vielleicht wollen sie mich damit versöhnen«, erklärte er. »Jedenfalls bringen sie mir jeden Nachmittag zwei Schüsseln. Offenbar bilden sie sich ein, daß ich das Zeug esse, aber ich schaffe es heimlich beiseite, um sie nicht zu enttäuschen, falls ... nun, falls ich die Macht über sie verlieren sollte.«
    Craig gab ihm eine Spritze und fragte wie beiläufig: »Warum bleiben Sie auf Kakakakaxo, wenn Sie solche Angst vor den Pygmäen haben?«
    Dangerfield starrte ihn an – ein alter Mann mit weißem Haar und eingefallenem Gesicht. Seine Augen blitzten, als er die Frage beantwortete.
    »Jeder Raumfahrer hat einen guten Grund dafür, daß er seine Heimat verläßt. Oft ist daran irgendein Wunschtraum schuld – aber manchmal auch ein privater Alptraum. Ich kann zum Beispiel nicht mit Menschen umgehen; sie sind mir unheimlich, weil ich ihre Reaktionen meist falsch deute. Ich möchte lieber bei den Pygmäen sterben, als bei den Menschen leben ...
    Deshalb bleibe ich hier – als Gott der Eingeborenen«, fügte er hinzu und lachte keuchend. »Das bin ich nämlich: Gott der Eingeweide!«
    Er rollte sich zusammen, seufzte nochmals tief und war Sekunden später eingeschlafen. Craig beobachtete ihn noch einige Zeit und versuchte zu kombinieren, was er bisher über Dangerfield gehört und selbst gesehen hatte. Schließlich öffnete er den Reißverschluß seiner Bereitschaftstasche, nahm zwei Reagenzgläser heraus und füllte sie mit Blut aus den beiden Schalen, bevor er die Hütte verließ.
    Als er durchs Dorf zurückging, sah er mehrere Pygmäen neben den Überresten der Opfertiere liegen. Er machte einen weiten Bogen um die Eingeborenen und erreichte den Schlepper, in dem es endlich nicht mehr nach Fisch und Verwesung stank.
    »Dangerfield schläft jetzt«, berichtete er seinen Teamgefährten. »Ich gehe später wieder zu ihm, um seinen ›Fiffin‹ zu behandeln und ihn zum Sprechen zu bringen.«
    »Wollen wir nicht auch den Tempel besuchen, Craig?« fragte Tim.
    »Was können wir morgen früh. Wir müssen alles vermeiden, was die Eingeborenen gegen uns aufbringen könnte. Morgen früh wissen wir hoffentlich mehr, falls Dangerfield unterdessen etwas redseliger geworden ist.«
    »Ich kann bis dahin zu ihm gehen«, schlug Tim vor.
    »Ausgezeichnete Idee«, meinte Craig. »Ich komme später und löse dich ab. Sei aber vorsichtig – es wird schnell dunkel.«
    Tim nahm einen Handscheinwerfer vom Haken neben der Tür und ging hinaus. Barney befaßte sich wieder mit den beiden Webervögeln, die er nachmittags gefangen hatte, und Craig verschwand im Labor, um die Eingeweideproben zu untersuchen.

     
    Cassivelaunus ging im Norden unter, und das Halbdunkel zwischen den Bäumen breitete sich rasch aus. Tim ging an den fünf Pygmäen vorbei, die Craig bereits vorhin gesehen hatte, erreichte Dangerfields Hütte und zündete dort die primitive Öllampe an, die mit Fischöl brannte. Obwohl die Lampe stank, war ihr Licht angenehmer als die gleißende Helligkeit seines Handscheinwerfers.
    Dangerfield schlief ruhig. Tim zog dem alten Mann eine Decke über die

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