Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
Vom Netzwerk:
Zivilisation und den Gesetzen von Sternenschwarm entfernt war. Ich vermutete, daß ich mich auf einem der düsteren Planeten in Smith's Burst befand.
    Nicht nur die Menge bestätigte meine Vermutung, sondern meine Umgebung machte sie zur Gewißheit. Die Stadt war eine kümmerliche Ansammlung von Burgen und befestigten Häusern auf kleinen Inseln inmitten eines schmutzigen Sees. Später hörte ich, die Stadt heiße Ongustura, obwohl die abergläubischen Eingeborenen zuerst nicht mit dem Namen herausrücken wollten.
    Der See war von Bergen umgeben, die düster und kalt aufragten. Wolken verdeckten den größten Teil des Himmels, aber an einzelnen Stellen waren zahlreiche Lichtpunkte sichtbar. Daraus schloß ich sofort, daß ich mich irgendwo befand, wo die Sterne dicht nebeneinander standen.
    Alles das sah ich, bevor ich verkauft wurde.
    »Laß dir ein Seil umlegen, Wesen, dann nehmen wir beide keinen Schaden«, sagte mein Käufer, als er mich von der Plattform führte. In meiner Verwirrung bemerkte ich nur, daß er etwas freundlicher als seine Landsleute aussah; später stellte ich jedoch fest, daß ich seinen Hintern für seinen Kopf gehalten hatte – sein Gesicht befand sich dort, wo ich seinen Magen vermutet hätte.
    Trotzdem war ich höchst erfreut, als ich ihn Galingua sprechen hörte. »Gott sei Dank, daß Sie zivilisiert sind, Sir ...«
    »Schweig, du Abnormität!« fuhr er mich an. »Noch ein Wort, dann lasse ich dir die Zunge am Handgelenk festbinden!«
    Die Verwirrung meiner Gedanken und meiner Umgebung war solcherart, daß ich erst nach einiger Zeit melkte, daß ich mich auf einem Marktplatz befand. In der Menge gab es viele, die ritten, und viele, auf denen geritten wurde, ohne daß ich imstande gewesen wäre, einen Unterschied zwischen beiden Arten zu machen. Mein Herr – ich muß ihn wohl so nennen – bestieg ein Meerschwein, das reden konnte, zog mich hinter sich her in den Sattel und riß gewaltig an den Zügeln.
    »Mehr nach rechts! Mehr nach links!« rief mein Herr, während wir durch die Straßen trabten. Als wir schließlich den See erreichten, stürzte sich das Meerschwein hinein und brachte uns zur nächsten Insel; dabei machte es kräftige Schwimmbewegungen, die uns völlig durchnäßten. Kurze Zeit später hielt es vor einem niedrigen Gebäude an.
    Wir stiegen ab. Mein Herr und das Meerschwein feilschten im hiesigen Dialekt miteinander, bis unser Reittier einige große Münzen erhielt und sich damit entfernte. Ich wurde in einen finsteren Raum geführt und hockte dort in einer Ecke, während mein Herr sich auf einigen übelriechenden Lumpen ausstreckte.
    »Schlafe, du widerliches Geschöpf!« rief er und zog dabei am Seil. »Schlafe, denn in zwei Dervs brechen wir nach Anthropophagi auf. Ruh dich aus, solange du Gelegenheit dazu hast!«
    Es erschien mir richtig, sein Vertrauen zu gewinnen, denn das würde meine Flucht erleichtern.
    »Ich kann nicht schlafen, weil ich dich ansehen muß«, sagte ich deshalb. »Wie schön du bist – mit den kräftigen Zangen an deinen vier Armen und dem grünen Pelz – oder ist das Moos? – an den Beinen!«
    »Jeder wird anders geboren«, erwiderte er, als zitiere er nur ein Sprichwort.
    »Aber manche sind schöner als die anderen.«
    »Solche Behauptungen werden hier in Ongustura bestraft«, flüsterte mein Herr. »Dem Gesetz nach ist jeder so schön wie sein Nachbar.«
    »Dann beweist du, wie unsinnig dieses Gesetz ist.«
    Das schien ihm zu gefallen, und ich bemühte mich, ihn in bessere Laune zu versetzen. Wie ich zu Recht vermutet hatte, war er ein reisender Händler; der Planet hieß Glumpalt, und mein Herr wußte, daß er sich in Smith's Burst befand. Ansonsten war er völlig ungebildet, hatte noch nie von Materietransmittern gehört und war nie über diesen verdammten Planeten hinausgekommen – und hatte auch gar nicht den Wunsch, ihn zu verlassen.
    Er hieß Thrash Pondo-Pons, war abergläubisch wie alle Glumpaltianer und ebenso eingebildet wie die meisten. Er roch und sah bizarr aus. Er besaß weder Manieren noch Erziehung noch Freunde – ein beispielhafter Vertreter seiner ganzen heterogenen Rasse. Er hatte allerdings auch gute Eigenschaften, die ich erst im Laufe der Zeit entdeckte – er war tapfer, fleißig und beinahe ehrlich.
    Thrash Pondo-Pons war nicht einmal entfernt menschenähnlich. Auch seine Eigenschaften und Gewohnheiten waren mir fremd. Trotzdem kam ich mit ihm ebenso gut wie mit jedem Menschen aus.
    Einige Stunden nach unserer

Weitere Kostenlose Bücher