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Der Sternenschwarm

Der Sternenschwarm

Titel: Der Sternenschwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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mußten zunächst die uns begleitenden Dämonen ausgetrieben werden. Während dieser Zeremonien wurde ich reichlich mit weißem Pulver bestreut, das mein Herr in einer silbernen Dose aufbewahrte. Trotzdem schien er zu befürchten, wir könnten uns im Reich des Ungulphs von Quilch verirren, denn er hielt auf einem Hügel unter einem weitverzweigten Baum an und sagte zu mir:
    »Steig hinauf und sage uns, was du von oben erkennst, Schuhgesicht.«
    »Dazu mußt du mir die Hände losbinden«, antwortete ich.
    »Keinen Fluchtversuch, sonst hast du einen Pfeil im Rücken«, warnte er mich, während er die Fesseln löste.
    Ich kletterte bis zum höchsten Ast hinauf, legte eine Hand über die Augen und begann jämmerlich zu schreien: »Verlaß mich nicht, Herr! Komm zurück! Laß mich nicht hier allein! Ohne dich bin ich verloren! Komm zurück!«
    »Hast du den Verstand verloren, Ungeheuer!« rief Thrash wütend. »Ich stehe doch hier und habe mich nicht bewegt! Komm sofort herunter!«
    Ich achtete nicht auf seinen Befehl, sondern bat ihn noch mehrmals inständig, er möge zurückkehren und mich nicht alleinlassen. Erst dann stieg ich herab und täuschte ungläubiges Erstaunen vor, als ich ihn vor mir stehen sah.
    »Aber du bist doch eben auf deinem Elefanten-Freund davongaloppiert!« rief ich verblüfft aus. »Das könnte ich beschwören!«
    »Unsinn!« erwiderte mein Herr. »Wir haben uns keinen Schritt weit entfernt. Was soll das alles?«
    Ich begann erleichtert zu lachen. »Es handelt sich um eine wunderbare Illusion, Herr. Du bist hiergeblieben, aber vom Baum aus hatte ich den Eindruck, du seist fortgeritten. Herrlich komisch! Ich bitte dich, steig selbst hinauf und überzeuge dich, daß ich die Wahrheit gesagt habe. Diesen Zauberbaum müssen gute Geister zum Vergnügen der Reisenden an den Weg gestellt haben.«
    Thrash kletterte bereitwillig nach oben. Als er in den Zweigen verschwunden war, sprang ich auf den Rücken seines Elefanten-Pferdes.
    »Ich bin ein großer Zauberer«, flüsterte ich ihm ins Ohr. »Galoppiere auf den nächsten Hügel zu, sonst verwandle ich dich auf der Stelle in ...«
    Ich brauchte nicht weiterzusprechen, denn es raste mit einem Satz los, als sei der Teufel hinter ihm her. Dann drehte ich mich um und sah Thrash Pondo-Pons in den Zweigen. Er deutete auf mich.
    »Das ist in der Tat ein Zauberbaum!« rief er dabei. »Ich könnte schwören, daß du auf meinem Freund zum nächsten Hügel galoppierst. Die Illusion ist vollständig! Wunderbar! Herrlich!«
    Er schüttelte sich vor Lachen, und der Baum erzitterte unter ihm. Wir hatten den nächsten Hügel bald hinter uns.

     
    Meine Flucht war vorläufig geglückt, aber ich hatte noch genügend Schwierigkeiten zu bewältigen. Ich wußte nicht, in welcher Richtung Ongustura lag, besaß keine Lebensmittel und beherrschte nur einige Worte des hiesigen Dialekts – meistens Flüche, die ich von Thrash gehört hatte. Zu allem Unglück schienen die beiden Sonnen von Glumpalt ausgerechnet jetzt untergehen zu wollen.
    Zu diesen Schwierigkeiten kamen bald andere. Das Elefanten-Pferd galoppierte dahin, als trage es wirklich einen großen Zauberer; ich war jedoch nie ein großer Reiter gewesen und fiel deshalb bei einem besonders gewaltigen Sprung aus dem Sattel.
    Als ich mich im Gras aufrichtete, war mein Renner bereits verschwunden. Von all den nützlichen Kleinigkeiten, die in den Satteltaschen verstaut gewesen waren, fand ich nur die Silberdose in meiner Nähe; sie war herausgeschleudert worden und enthielt zum Glück das weiße Pulver, ohne das ich weder Stadt noch Dorf betreten konnte.
    Der Abendwind blies kühl, die Dämmerung sank rasch herab. Ich steckte die Dose ein und machte mich auf den Weg ins Ungewisse. Nach einiger Zeit sah ich in der Ferne einen Lichtschein, ging darauf zu und stellte fest, daß er aus einer einsam gelegenen Hütte kam.
    Ich blieb unschlüssig stehen und überlegte, ob ich dort um Essen betteln sollte, als der Eigentümer ins Freie trat, um einen prüfenden Blick zum Himmel zu werfen. Er glich einer großen Krabbe, hatte drei wunderhübsche Stielaugen und etliche Beine, die ich in der Dunkelheit nicht zählen konnte.
    »Halt, ich muß mit dir sprechen!« rief ich auf Galingua, als er wieder verschwinden wollte. Ich erwartete keine Antwort, sondern war nur auf seine Reaktion neugierig. Gleichzeitig hielt ich einen schweren Knüppel hinter meinem Rücken verborgen, um einen etwaigen Angriff abwehren zu können.
    »Komm herein,

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