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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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vorbeiflogen – in ihren Wolkenmeeren gab es weder Erntestädte der Ildiraner noch kleinere Himmelsminen der Roamer –, fragte sich Kori’nh, wie viele der Fremden in den unergründlichen Tiefen lauerten.
    »Wir nähern uns dem Heald-System, Adar«, meldete sein Navigator.
    In jenem System waren zwei Splitter-Kolonien zu einer zusammengefasst worden, um durch die höhere Anzahl von Kolonisten eine stärkere Verbindung mit dem Thism zu schaffen.
    »Setzen Sie die Beobachtungen fort«, sagte der Adar. »Lassen Sie durch nichts Aggressivität erkennen.« Die Worte erfüllten ihn mit Bitterkeit und die Situation schien selbst seiner Crew Unbehagen zu bereiten. Würden ihn zukünftige Strophen der Saga als Feigling beschreiben? »Wir müssen hoffen, dass die Hydroger unsere Kolonisten in Ruhe lassen.«
    Wie ein Fischschwarm glitt die Flotte ildiranischer Kriegsschiffe durchs leere All. Sie passierte die Gasriesen und entdeckte dort keine Aktivität, als sie sich der Splitter-Kolonie näherte. Als die Septa in die Umlaufbahn schwenkte, jubelte der Heald-Designierte. Die Siedler priesen die Solare Marine und dankten ihr für ihre Unterstützung.
    Sie ahnten nicht, dass die Schutzflotte kaum etwas gegen den Feind ausrichten konnte, wenn er beschloss, Heald anzugreifen…
    Kori’nh begann mit einer unruhigen Wanderung durch den Kommando-Nukleus. Er hatte sich ganz bewusst dagegen entschieden, seine ehrenvollsten militärischen Auszeichnungen zu tragen. Sie erschienen ihm jetzt falsch und leer. Er hatte sie nicht für Mut und glorreiche Siege bekommen, sondern für sein Geschick bei Zeremonien, für Himmelstänze und Manöver gegen imaginäre Feinde. Er hatte die Siedler von Crenna evakuiert, Versorgungsgüter transportiert und beim Bau öffentlicher Einrichtungen geholfen.
    Doch solche Dinge hielt er für lächerlich unbedeutend. In der ganzen ildiranischen Geschichte war er der erste Kommandeur, der in Kriegszeiten den Befehl über die Solare Marine führte. Er hätte als größter Adar aller Zeiten in die Saga der Sieben Sonnen eingehen sollen. Aber er hatte keine Heldentaten vollbracht, nicht eine einzige.
    Er dachte an den eifrigen Tal Zan’nh und fühlte sich beschämt. Welches Beispiel gab er dem ältesten Sohn des Erstdesignierten?
    Aufgrund seiner Studien der menschlichen Militärgeschichte kannte er die Leistungen von Napoleon, Hannibal und Dschingis Khan. Wahre Krieger. Die Terranische Verteidigungsflotte setzte den Kampf gegen die Hydroger fort, obwohl sie weitaus weniger beeindruckend war als die Solare Marine. Zwar erlitt auch sie Niederlagen, aber deshalb gab sie nicht auf. Stattdessen entwickelte sie neue Waffen, in der Hoffnung, damit etwas gegen den Feind ausrichten zu können. Die tollkühnen Roamer produzierten weiterhin Ekti in den Atmosphären von Gasriesen, obgleich sie dabei große Verluste erlitten. Die Menschen hielten sich nicht zurück, versuchten es immer wieder.
    Doch der Weise Imperator hatte andere Pläne und Adar Kori’nh musste sich seinen Befehlen fügen. Trotzdem: Seiner Meinung nach hätte die Solare Marine nicht so passiv und ängstlich sein dürfen. Es war einfach nicht richtig.

81 ESTARRA
    Die friedlichen Gärten auf der Erde gefielen Estarra, obwohl sie einem Vergleich mit dem Weltwald natürlich nicht standhielten. Hier waren die Wege leicht zu erkennen, denn man hatte sie mit Steinplatten ausgelegt. Alle Pflanzen wurden sorgfältig geschnitten und gedüngt. Es gab nichts Wildes im Arboretum. Wohin Estarra auch sah: Nirgends bemerkte sie Unkraut.
    Der Flüsterpalast steckte voller Wunder, aber Estarra konnte nirgendwohin gehen, ohne dass Bedienstete, Wächter, Beschützer und neugierige Funktionäre sie begleiteten. Sie bedauerte nun, ihre frühere Zeit der Freiheit nicht mehr genossen zu haben.
    Vielleicht sollte sie sich an Nahton wenden und ihrer kleinen Schwester zu Hause eine Mitteilung schicken. »Achte auf das, was du hast. Lauf durch den Wald und besuche auch weiterhin den Baumtanz-Unterricht. Koste all das aus, was Theroc dir zu bieten hat.« Aber ihre ungestüme Schwester hätte ohnehin nicht auf sie gehört.
    Estarra beobachtete, wie ein jadegrüner Käfer in die trompetenförmige Blüte einer Winde kroch. Sie lauschte dem leisen Zischen des Bewässerungssystems. Als sie Schritte auf dem Weg hörte, drehte sie nicht den Kopf, fragte sich aber, was die Wächter unternehmen würden, wenn sie versuchte, ihnen im Garten zu entkommen.
    Doch das wäre sinnlos gewesen.

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