Der Sternenwald
zunächst verunsichert gewesen von der Vorstellung, zur dunklen Seite des Planeten zu fliegen und eine noch nicht fertig gestellte Stadt zu besuchen. Aber der Historiker von der Erde hatte nicht aufgegeben und den Erinnerer schließlich davon überzeugt, dass eine solche Reise interessant sein würde. Um die Menschen besser zu verstehen, hatte sich Vao’sh schließlich einverstanden erklärt – falls sie genug Ildiraner fanden, die sie begleiteten.
Nach dem Erzählen einer besonders langen und spannenden Geschichte hatte Anton gefragt, wer zu einem Ausflug nach Maratha Secda bereit war. Ganz deutlich erinnerte er sich an die Faszination des Publikums und die eigenen Worte: »Möchten Sie selbst ein Abenteuer erleben? Wir könnten zu einer kurzen Reise aufbrechen und etwas Denkwürdiges unternehmen. Es wird eine Erfahrung sein, die Sie nie vergessen.«
Als er seine Idee erklärte, sah er Schrecken in den Gesichtern der Ildiraner, aber davon ließ er sich nicht entmutigen. »Ihnen gefallen Geschichten über Helden und tapfere Taten, aber wie können Sie Helden richtig verstehen, wenn Sie sich davor fürchten, selbst ein kleines Risiko einzugehen? Ich versichere Ihnen: Wenn wir die Baustelle besuchen, sehen Sie die neue Stadt auf eine Weise, wie sie sonst kein anderer Ildiraner sieht. So eine Chance bietet sich Ihnen vielleicht nie wieder. Haben Sie zu viel Angst, etwas Neues zu versuchen?« Antons Augen glänzten, als er den Blick über die Zuhörer schweifen ließ. »Ich brauche zehn Personen, die Erinnerer Vao’sh und mich begleiten.«
Vao’sh war noch immer beunruhigt von der Vorstellung, die dunkle Seite des Planeten aufzusuchen, aber es faszinierte ihn, die Reaktion der anderen Ildiraner zu beobachten. Er selbst hatte seine Zuhörer nie mit einer derartigen Herausforderung konfrontiert; es war eine neue, lehrreiche Erfahrung für ihn.
Im Lauf der nächsten vier Tage gelang es Anton tatsächlich, zehn reisewillige Ildiraner zu finden.
Jetzt döste der menschliche Historiker, als der Shuttle dicht über der Oberfläche durch die Nacht flog. Es würde einige Stunden dauern, den halben Kontinent zu überqueren und die Baustelle der zweiten Stadt zu erreichen. Die ildiranischen »Draufgänger« waren viel zu nervös, um sich zu entspannen. Vermutlich hielten sie es für seltsam, dass Anton angesichts des Unbekannten so ruhig blieb.
Er erwachte, als der Shuttle langsamer wurde. Voraus zeigten sich die Lichter der Baustelle. Die Ildiraner drängten sich aufgeregt und interessiert an den Fenstern zusammen.
Klikiss-Roboter brauchten kein künstliches Licht für die Arbeit, aber die ungewöhnlichen Besucher waren ihnen angekündigt worden. Dutzende von Lampen und Scheinwerfern strahlten, hielten die Dunkelheit vom Bauplatz fern. Die Ildiraner wirkten erleichtert.
Als der Shuttle zur Landung ansetzte, streiften die Touristen Schutzkleidung über. Anton zog ebenfalls einen Anzug an und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Als alle zwölf Passagiere zum Ausstieg bereit waren, stand der Shuttle vor der Hauptkuppel von Maratha Secda.
»Sind alle so weit? Wir haben das Ziel unserer Reise erreicht.« Anton sah, wie die Ildiraner zögerten, als es tatsächlich darum ging, in die Nacht hinauszutreten. Die leere, unfertige Stadt war so groß wie Maratha Prime, aber unbewohnt und voller Schatten. Er lächelte. »Na los, lassen Sie uns nicht länger warten.«
Er stieg als Erster aus, als die Luke aufschwang, und Vao’sh folgte ihm. Die zwölf Reisenden standen auf eisenhartem Boden und sahen zur prächtigen zukünftigen Ferienstadt.
Die Klikiss-Roboter hatten Plattformen für einen Raumhafen und die Hauptkuppel errichtet. Glänzer leuchteten an kastenförmigen Gebäuden und erfüllten die Stadt mit Licht. Stumme Sendetürme wuchsen dem schwarzen, sternenbesetzten Himmel entgegen.
Anton sah sich mit ehrfürchtigem Staunen um. »In Maratha Prime ist alles so hell und voller Leute, dass mir die wahren Ausmaße der Stadt nicht richtig klar wurden. Secda wird phantastisch sein, wenn hier alles fertig ist.«
Einige Touristen gingen ein paar Schritte fort von den anderen, wie um Mut zu beweisen. Die übrigen bildeten eine eingeschüchterte Gruppe.
»Der schwarze Himmel ist bedrückend«, sagte ein Ildiraner des Mediziner-Geschlechts. »Die Sterne sehen aus wie heranrasende Projektile.«
»Hier draußen im Dunkeln zu sein, ist Teil der neuen Erfahrung«, meinte Vao’sh, aber es klang nicht sehr überzeugt.
»Dies wäre die
Weitere Kostenlose Bücher