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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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Ausrüstung, Versorgungsgütern und Flüchtlingen waren bereits losgefahren. Die schweren, keramikverstärkten Gleisketten hinterließen tiefe Spuren im weichen Felsgestein.
    »Also los. Sieben von uns passen in den nächsten Wagen. Bewegung!«
    Sie stiegen ein und Kotto nahm am Steuer Platz. Normalerweise ließen ihn die anderen nicht gern fahren, weil Kotto mehr auf geologische Merkmale und Mineralienvorkommen achtete als auf einen sicheren Weg.
    Doch diesmal unternahmen sie nicht einfach nur einen Ausflug. Es ging Kotto darum, sie alle zu retten.
    Der Horizont war nah und bildete eine deutlich gewölbte Linie. Sie passierten einen großen Felshaufen, von dem rasiermesserscharfe Schatten ausgingen, und sofort sank die Temperatur. Das Gestein strahlte Wärme ab, aber trotzdem herrschten an diesem Ort etwas bessere Bedingungen.
    »Hier warten wir zehn Minuten, damit der Wagen einen Teil der aufgenommenen Hitze loswird. Wenn er schmilzt, müssen wir zu Fuß weiter, und das wäre alles andere als angenehm.«
    »In Ordnung, Kotto.«
    Als sie wieder losfuhren, schien das Gleißen um sie herum noch intensiver zu sein als vorher. Die Sonne hing wie ein unheilvoll starrendes Auge am Himmel, loderte und flackerte so, als könnte sie jeden Moment explodieren.
    Die ersten Rettungsschiffe erreichten das Sonnensystem, als Kotto und seine Begleiter noch zehn Kilometer von der Nachtseite entfernt waren. Andere Wagen hatten es bereits in die kühle Dunkelheit geschafft und einen Landebereich für die Shuttles vorbereitet.
    Unterwegs hatte Kotto den Kontakt zu einem Fahrzeug verloren. Die Fahrerin hatte einen Notruf gesendet, ohne ihre Position angeben zu können. »Die Systeme versagen. Navigation völlig ausgefallen. Es besteht die Gefahr, dass wir die Integrität der Außenhülle verlieren… Risse bildeten sich in der Hülle!« Es folgten ein Schrei und dann gnädige Statik.
    Kotto biss die Zähne zusammen und fuhr weiter. Die Techniker und Ingenieure hatten die Risiken gekannt, als sie hierher gekommen waren. Die Roamer würden sich an die Toten erinnern und ihrer gedenken – aber erst nachdem möglichst viele von ihnen Isperos verlassen hatten. Kotto musste dafür sorgen, dass keine weiteren Wagen verloren gingen.
    Die alte, erfahrene Händlerin Anna Pasternak führte die Rettungsschiffe an, die sich der dunklen Seite von Isperos näherten. Sie musste den Anflug jedoch abbrechen, als der von der Sonne ausgehende solare Sturm noch heftiger wurde – die Strahlung wirkte sich störend auf die Navigationssysteme aus. Die Rettungsschiffe blieben im Schatten des Planeten und ihre Crews versuchten, einen Rettungsplan zu entwickeln.
    Kottos Wagen erreichte die dunkle Seite und gesellte sich dort fünf Fahrzeugen hinzu, die in einem flachen Krater standen, dessen Boden zahllose Male geschmolzen und dann wieder hart geworden war. Bei einem Wagen im Landebereich war ein Sauerstofftank undicht geworden, und deshalb ging den Roamern an Bord allmählich die Atemluft aus. Zwei andere Fahrzeuge konnten mit ihrer Ausrüstung helfen, aber das würde die Katastrophe nur um eine Stunde hinauszögern.
    »Sie müssen jetzt landen«, teilte Kotto den Schiffen mit. »Wenn wir nicht innerhalb der nächsten Minuten abgeholt werden, haben Sie mit dem Flug hierher Zeit und Treibstoff vergeudet.«
    Vor sechs Jahren hatte ihn Jess Tamblyn hierher geflogen und der junge Roamer war den Protuberanzen der instabilen Sonne geschickt ausgewichen. Jene Erkundungsmission hatte Kotto davon überzeugt, dass eine dauerhafte Basis auf Isperos eingerichtet werden konnte. Seit damals waren die solaren Stürme schlimmer geworden, vielleicht ein Anzeichen dafür, dass im Innern der Sonne irgendetwas geschah.
    »Na schön, wir können eine große Party oder ein großes Begräbnis haben«, wandte sich Anna Pasternak an die Kommandanten der anderen Schiffe. »Mir sind Partys lieber. Sie warten Ihre Schiffe doch regelmäßig, nicht wahr? Mal sehen, wie viel sie aushalten.«
    Die Überlebenden von Isperos verließen ihre Fahrzeuge und standen im Dunkeln. Hitze und Furcht ließen sie in ihren Schutzanzügen schwitzen.
    »Wir lassen die Ausrüstung und das Versorgungsmaterial zurück«, entschied Kotto. »Die aufgezeichneten Daten sollten wir mitnehmen, falls Sie Platz für die Datenwafer haben.«
    Die Rettungsschiffe kamen wie Engel vom Himmel und sanken dem Krater entgegen. Die Kom-Kanäle übertrugen freudige Stimmen. Noch bevor das erste Schiff auf dem unebenen Boden

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