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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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landete, teilte Kotto seine Leute in Gruppen ein und organisierte die Evakuierung, damit die Roamer, deren Lebenserhaltungsmodule kaum mehr funktionierten, als Erste an Bord gehen konnten. »Nichts vergeudet Zeit mehr als Panik. Bereiten wir uns nicht selbst Probleme.«
    Probleme, so fand Kotto, gab es bereits genug. Mit schmerzhafter Deutlichkeit wurde ihm klar, dass er seinen Traum von einer produktiven Kolonie auf Isperos aufgeben musste. Es war ihm nicht gelungen, alles zusammenzuhalten.
    Als sich alle an Bord der Rettungsschiffe befanden, zählte Kotto die Überlebenden und stellte mit großem Kummer fest, dass einundzwanzig Personen ums Leben gekommen waren. Ein zweiter Wagen war auf der Tagseite liegen geblieben, als seine Gleisketten in einer Lache aus geschmolzenem Gestein feststeckten. Die enorme Hitze hatte die Treibstoffzellen zur Explosion gebracht, und dabei waren alle Insassen gestorben. Das letzte Opfer war eine Frau, die nur wenige Minuten vor dem Eintreffen der Rettungsschiffe ihr Leben durch einen Ausfall der Schutzanzugsysteme verlor – sie erfror in weniger als sechzig Sekunden.
    Kotto betrat Anna Pasternaks Cockpit, das Gesicht rot und voller Blasen, der Körper erschöpft und wie ausgedörrt. Die Pilotin sah über die Schulter und kam seinen Dankesworten zuvor. »Danken Sie mir noch nicht, Kotto. Wir müssen noch dem stellaren Orkan entkommen. Alle unsere Schiffe sind voll besetzt und eigentlich viel zu schwer. Uns blieb nicht genug Zeit, um eine richtige Evakuierungsgruppe zusammenzustellen.«
    »Ich bin froh, dass Sie nicht gewartet haben«, sagte Kotto. »Obwohl ich dachte, ich hätte mehr Zeit, um die Kolonie zusammenzuhalten.«
    »Das Universum spielt uns gern Streiche. Ich bin immer davon überzeugt gewesen, dass mich meine Tochter Shareen überlebt. Ich dachte, ich bekäme mindestens ein Dutzend Enkel von ihr. Aber diesen Traum haben die Droger zerstört, als sie Shareens Himmelsmine über Welyr angriffen.«
    »Gibt es bei den Roamern keine erfreulichen Geschichten?«, fragte Kotto und seufzte.
    Pasternak flog nach Instinkt, als sie das Schiff aus dem Schatten des Planeten steuerte – woraufhin die Sonne ihnen den Krieg erklärte. Sie streckte Plasmaarme ins All, schien damit bis nach Isperos greifen zu wollen. In der Korona flackerte und gleißte es noch heller als zuvor.
    »Eine derartige solare Aktivität habe ich noch nie erlebt!«, rief die Pilotin. »Gauben Sie, die Sonne wird zur Nova oder gar zur Supernova?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Kotto. »Sie gehört zu einer anderen stellaren Kategorie.«
    Viele Statusanzeigen vor Anna Pasternak glühten rot. Sie rang mit den Systemen, während das überladene Rettungsschiff immer wieder erbebte. Einige der anderen Roamer-Schiffe befanden sich in einer noch kritischeren Situation – sie erinnerten Kotto an erschöpfte Schwimmer, die zu ertrinken drohten. Der Sonnenwind schleuderte ihnen dichte Partikelströme entgegen und das Feuer von Protuberanzen tastete nach ihnen.
    »Sie von Isperos gerettet zu haben und dann auf dem Rückweg zu verbrennen… Das wäre verdammt schade.«
    »Ja, ein echter Schlag ins Gesicht.«
    Statik knisterte aus den Kom-Lautsprechern. Die anderen Roamer-Schiffe berichteten von Defekten, von Ausfällen bei den Triebwerksund Lebenserhaltungssystemen. Die Rettungsschiffe versuchten, dem Zorn der Sonne zu entkommen. Sie bildeten eine Gruppe, doch jedes von ihnen war auf sich allein gestellt.
    Anna Pasternak biss sich auf die Lippe. »Sie müssen allein zurechtkommen. Ich habe kein Heftpflaster für Sie übrig.« Erschrocken hob sie den Kopf. »Shizz!« Eine Protuberanz jagte ihnen entgegen, schneller als das Schiff. »Hier schwebt zu viel Zeug herum. Wenn ich jetzt den Sternenantrieb aktiviere, riskieren wir, von einem Kieselstein pfannkuchenflach gedrückt zu werden.«
    »Wohl eher von einem der Metallcontainer, die wir mit dem Katapult ins All geschickt haben«, sagte Kotto.
    Aufgeregte Stimmen kamen aus dem Kom-Lautsprecher. »Seht nur die Sonne! Seht nur die Sonne!«
    Pasternak versuchte, das Schiff unter Kontrolle zu halten, als sie sich langsam von der Gefahrenzone entfernten. Kotto beobachtete die feurige Chromosphäre und riss verblüfft die Augen auf, als gigantische eiförmige Objekte wie verformte Kanonenkugeln aus dem Innern der Sonne kamen. Die gleißenden Gebilde rasten ins All, den Roamer-Schiffen entgegen.
    »Was sind das für Objekte?«, fragte Kotto. »Sie müssen künstlichen Ursprungs

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