Der Sternenwald
Amateur, wenn es um Drohungen geht, Peter«, sagte Basil ungerührt. »Es wäre eine Herausforderung festzustellen, wie lange wir die Öffentlichkeit mit Hologrammen und alten Reden täuschen können. Es hört ohnehin niemand richtig zu.«
Peter schüttelte so den Kopf, als wüsste er um einige Dinge, die dem Vorsitzenden unbekannt waren. »Sie haben den Mythos selbst geschaffen, Basil, aber trotzdem verstehen Sie nicht, was ein König dem Volk bedeutet.« Er bemerkte Estarra und ein Lächeln erhellte seine Miene. »Oder vielleicht sollte ich sagen: König und Königin. Unterschätzen Sie nicht, wie sehr die Bürger ihre rechtmäßigen Regenten lieben.«
Der überraschte Vorsitzende bedachte Estarra mit einem finsteren Blick. »Wir führen ein privates Gespräch, Königin Estarra. Würden Sie uns bitte Gelegenheit geben, es zu beenden?«
Bevor Estarra zurückweichen konnte, hob Peter die Hand. »Das ist nicht nötig, Basil. Sie können in Anwesenheit meiner Königin sprechen.«
Estarra war verwirrt und besorgt. Offenbar verbarg Peter Dinge vor ihr, wichtige Dinge, aber sie trat an die Seite ihres Mannes und legte ihm die Hand auf die Schulter. Der Vorsitzende, Sarein und ihr Bruder Reynald hatten diese Ehe für sie arrangiert. Estarra glaubte, ihre Pflicht erfüllt zu haben, was bedeutete, dass sie jetzt eigene Bündnisse schließen konnte. Zwar erwartete man nur von ihr, in der Öffentlichkeit den König zu unterstützen, aber sie vertraute eher Peter, dessen Herz sie gesehen hatte und den sie zu verstehen begann, als dem Vorsitzenden.
»Ich bin bereit, auf jede erdenkliche Weise zu helfen. Mein Ehemann und König braucht mich nur zu beraten.« Zusammen mit Peter stand sie dem Vorsitzenden gegenüber und begriff, was sie tat. Wenn ihre Vermutungen stimmten, brachte dies sie sogar in Gefahr.
Mit verdrießlichem Gesicht sammelte Basil seine Unterlagen ein, strich seinen Anzug glatt, sah sich in der königlichen Suite um und stellte fest, dass eine Topfpflanze in der Ecke verwelkte. »Meine hiesigen Angelegenheiten sind erledigt.«
Die Wächter öffneten die Tür für den Vorsitzenden und schlossen sie hinter ihm. Sie bezogen außerhalb des Apartments Aufstellung, angeblich zum Schutz von König und Königin. Aber wahrscheinlich sollten sie das Königspaar daran hindern, Orte aufzusuchen, an denen es nichts verloren hatte.
Estarra sah Peter an und musterte ihn stumm. Nach einigen Sekunden verschränkte sie die Arme und holte tief Luft. »Ich glaube, du bist mir einige Erklärungen schuldig.«
Peter wandte den Blick ab und wirkte beunruhigt. »Ich glaube, es ist sicherer für dich, wenn du… nicht mehr weißt.«
»Ich möchte nicht beschützt werden, Peter. Ich kann selbst auf mich Acht geben.« Als der König keine Antwort gab und überlegte, wie viel er preisgeben sollte, sammelte Estarra ihre Gedanken und versuchte es auf eine andere Weise.
»Als mein Bruder Beneto nach Corvus Landing aufbrach, versprach er mir, eines Tages zurückzukehren. Er erwartete eine ruhige Mission. Er wollte den Kolonisten helfen und sich um die Weltbäume kümmern. Ich habe ihn sehr geliebt.« Ihre Züge verhärteten sich. »Deshalb verstehe ich nicht, was du gegen die Präsenz deines Bruders hast. Warum habe ich Daniel nie kennen gelernt? Warum war er nicht bei unserer Hochzeit zugegen? Es macht mich betroffen, dass ich nicht einmal den Bruder meines Mannes kenne.«
»Daniel ist nicht mein Bruder«, sagte Peter und lenkte Estarras Fragen damit in eine ganz neue Richtung.
»Was soll das heißen? Ich habe damit begonnen, mich dir gegenüber zu öffnen, Peter, und jetzt muss ich erfahren…«
»Ich heiße auch nicht Peter«, unterbrach er Estarra. »Dies wird eine Weile dauern…«
Später lagen sie nackt nebeneinander auf weichen Laken. Das matte, pastellfarbene Glühen einiger ferner Lampen erhellte den Raum. Estarra schmiegte sich an Peter und fühlte noch immer den tiefen Schmerz von Benetos Tod.
Sie sprachen lange miteinander, während Peter sie nicht als König streichelte, sondern als Ehemann und Liebhaber. Es erleichterte ihn, sein Wissen endlich mit jemandem teilen zu können. Peter strich mit den Fingerkuppen über die linke Seite von Estarras Gesicht, ließ sie über die Brauen und Wangenknochen bis zum Kinn wandern. Er sehnte sich verzweifelte danach, im schwer durchschaubaren Gespinst von Politik und Loyalität im Innern der Hanse jemanden zu finden, dem er vertrauen konnte.
Estarra konnte kaum glauben, was er
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