Der Sternenwald
König und die Königin würden zu ihren öffentlichen Pflichten zurückkehren, aber unter strenger Aufsicht. Peter war sicher klug genug, um einzusehen, dass er es zu weit getrieben hatte. Zweifellos verstand er die Warnung: Wenn du nicht spurst, wirst du ersetzt. Basil war sicher, dass Peter seinen Fehler erkannte und sich in Zukunft so verhielt, wie man es von ihm erwartete.
Wenn nicht… In dem Fall würde die Hanse auf Daniel zurückgreifen.
113 ZHETT KELLUM
Vom Kometenhalo weit über Osquivel aus gesehen war der Gasriese nur ein kleiner Lichtfleck, hell und friedlich. Seine Ringe, ein natürliches Wunder, reflektierten goldenen Sonnenschein und projizierten einen dunklen Gürtel auf den Äquator. Glühende Lichter wiesen auf Industrieanlagen, Schmelzer und die Trockendocks der Werften hin.
Zhett Kellum bezweifelte, dass hier jemals wieder normaler Betrieb herrschen würde, aber wie üblich schickten sich die Roamer an, Hindernisse und Schwierigkeiten zu überwinden, statt in Trauer zu versinken. Beim Leitstern, Zhett wusste, dass ihr Volk genug Grund hatte zu trauern.
Die Wasserstoff-Sammler bei den Kometen nahmen als Erste ihre Arbeit wieder auf. Die Roamer hatten ihre Schlupfwinkel kaum verlassen, als Del Kellum eine ehrgeizige Crew zum Kuiper-Gürtel schickte. Zwar war enorm viel Arbeit nötig, um die Werften wieder in einen funktionstüchtigen Zustand zu versetzen, aber bei den Kometen wurde dringend benötigter Treibstoff für den Sternenantrieb produziert.
Mit der ersten kleinen Ekti-Ladung kehrte Zhett aus dem Kometenhalo nach Osquivel zurück. Es war eine symbolische Fracht, die den erschöpften Roamer-Arbeitern Mut machen sollte. Eine Eskorte kam ihr entgegen, um den Treibstoff zu übernehmen – im vom Krieg heimgesuchten Spiralarm zählte jeder Tropfen.
Während sie ihr Schiff flog, hörte sie sich die Gespräche auf den allgemeinen Kom-Frequenzen an. Mitteilungen, Anweisungen und Nachrichten wurden ausgetauscht, wiesen darauf hin, dass in Osquivels Ringen wieder rege Aktivität herrschte. Träger und Luftschleusen wurden aus ihren Verstecken zwischen den Felsbrocken hervorgeholt und man begann damit, die Raumdocks zu remontieren. Konstrukteure machten sich daran, in Sicherheit gebrachte Komponenten von Raumschiffen zusammenzubauen; sie arbeiteten rund um die Uhr, um verlorenen Boden zurückzugewinnen.
Einige Roamer hatten mit Zhetts Vater gesprochen und vorgeschlagen, die Werften in die Ringe eines anderen Gasriesen oder in einen Asteroidengürtel zu verlegen, in einem anderen Sonnensystem ganz von vorn zu beginnen.
Zhett hatte ihren Vater nie zuvor so zornig gesehen. »Ihr wollt einfach aufgeben?«, donnerte er. »Nachdem wir wochenlang wie die Irren geschuftet haben, um alles zu tarnen, unsere Arbeit und Investitionen zu schützen? Wir haben beobachtet, wie die Tiwis eine verheerende Niederlage hinnehmen mussten, wir haben die Wracks geborgen… Und jetzt, da die ersten Anlagen wieder in Betrieb sind, wollt ihr weglaufen?«
Zhett war besorgt gewesen in Hinsicht auf eine mögliche Rückkehr des irdischen Militärs. Sie hielt das nur für eine Frage der Zeit. Aber der Verlust der Werften in den Ringen von Osquivel hätte den Kellum-Clan ruiniert. »Behalt die Augen offen«, hatte ihr Vater gebrummt und sie dann wieder an die Arbeit geschickt.
Del Kellum saß nun in seinem Kontrollzentrum, im Inneren eines kleinen ausgehöhlten Mondes, und überwachte alle Aktivitäten. »Ich möchte, dass wenigstens ein neues Schiff am Ende der Woche fertig gestellt ist. Wenn ihr’s eher schafft, ist für alle ein Bonus drin.«
»Kein Problem, Del«, ertönte eine Stimme mit gespielter Verdrießlichkeit aus dem Kom-Lautsprecher. »Ich verzichte einfach auf meine Kaffeepausen.«
»Shizz, wir sind hier alle der Erschöpfung nahe«, sagte ein anderer Arbeiter. »Genauso gut könnten wir lernen, im Schlaf zu arbeiten.«
»Wenn’s sein muss…«, erwiderte Del Kellum. »Ich möchte die nächste Lieferung Kometen-Ekti von einem unserer Schiffe nach Rendezvous bringen lassen.«
Zhett schaltete ihren Kommunikator auf Sendung und überraschte alle. »Beeilt euch – ich habe das Ekti hier.« Als sie sich dem Kontrollkomplex näherte und andockte, hörte sie Klagen, Befehle und Berichte. Alles wie gewohnt.
Kurze Zeit später betrat sie den Kontrollraum, wo ihr Vater Systemanalyse-Karten der Anlagen, Schmelzer und Ressourcen-Vorräte prüfte. Punktierte Linien und Kurven zeigten den Fluss des verarbeiteten
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