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Der Sternenwald

Der Sternenwald

Titel: Der Sternenwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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bereits zu Bett gegangen, während die Erwachsenen beisammen saßen, sich unterhielten und entspannten.
    Dies war die beste Zeit, um zu den anderen zu sprechen. Die Gefangenen wussten nur wenig von den Generationenschiffen der Erde und nichts über das Ildiranische Reich oder die Terranische Hanse. Was ihre Herkunft betraf, gab es nur mündlich überlieferte Schilderungen, die wenig Wahrheit enthielten. Nira kannte die besondere Dynamik von Geschichten, und aus dieser Perspektive fand sie jene Berichte interessant – wenn sie sich weit genug von ihrer Realität lösen konnte.
    Nira trat vor und hörte sieben Männern und Frauen zu, die in einem offenen Kreis zusammensaßen und zwanglos miteinander plauderten. Benn Stoner, ein Mann mit rauer Stimme, dessen Haut wie sandgestrahlt aussah, bemerkte ihr Interesse. »Nur zu, Nira Khali. Welche Geschichte hast du heute Abend für uns?«
    »Sie hatte den ganzen Tag unter der heißen Sonne Zeit, sich irgendwelchen Unsinn auszudenken…«, sagte ein junger Mann, unterbrach sich jedoch, als Stoner ihm einen scharfen Blick zuwarf.
    Nira gab vor, diese Bemerkung nicht gehört zu haben. Zwar schenkten die anderen Dobro-Gefangenen ihren Geschichten kaum Glauben, aber sie hörten wenigstens zu. Sie sahen einen Zeitvertreib darin.
    »Ich erzähle euch die Geschichte von Thara Wen und wie sie zur ersten grünen Priesterin von Theroc wurde.« Nira wartete und es kam zur üblichen Reaktion: Die Männer und Frauen lächelten. Sie waren amüsiert von ihren Berichten über »Phantasiewelten«.
    »Thara wurde an Bord der Caille geboren, einige Jahre bevor die Ildiraner unser Generationenschiff fanden und uns zum Weltwald brachten. Theroc erwies sich als wunderschöne Welt mit angenehmem Klima, voller Nahrung und Ressourcen. Von Anfang an war unsere Kolonie friedlich. Es gab kaum Kriminalität, denn dafür fehlte einfach die Grundlage.«
    »Wie hier auf Dobro«, warf der junge Mann ein.
    »Nein. Nicht wie hier auf Dobro. Ganz und gar nicht.« Nira holte tief Luft. »Aber von Zeit zu Zeit, aus unbekannten Gründen, trägt eine Person Dunkelheit im Herzen. Ein solcher Mann griff Thara Wen in den Tiefen des Weltwaldes an. Er jagte sie mit der Absicht, sie zu töten; er hatte bereits andere umgebracht. Thara floh und verbarg sich unter den dichtesten Blattwedeln. Und als der Wald sie beschützte, sie vor dem Mörder verbarg, vereinten sich die Bäume mit ihr, umgaben sie, stellten einen… innigen Kontakt her.
    Als Thara wieder zum Vorschein kam, hatte sie keine Haare mehr am Leib und ihre Haut war grün geworden.« Nira rieb ihre Arme. »Und sie verfügte über die Fähigkeit, mit den Bäumen zu kommunizieren. Sie konnte sich an all die Dinge erinnern, die der Wald je gesehen hatte, und er erzählte ihr von den anderen Opfern des Mannes. Thara kehrte zur Siedlung zurück, klagte den Mörder an und zeigte den Ältesten, wo seine Opfer verscharrt lagen. Der Mann wurde zum Tod verurteilt – der erste Verbrecher auf Theroc. Man band ihn auf dem Wipfel eines Weltbaums fest und überließ ihn dort den Wyvern, die ihn zerfleischten.«
    Einige Zuhörer waren fasziniert, andere skeptisch. Der junge Mann erlaubte sich einen weiteren Scherz. »Oh, erklärt das deine grüne Haut? Ich habe dich für ein weiteres seltsames Halbblut gehalten.«
    »Zeig etwas Respekt«, sagte Benn Stoner. »Der Designierte wählt sie häufiger für die Zuchtbaracken als sonst jemanden von uns.« Er schien eine Art Ehre darin zu sehen. »Wir danken dir für deine Geschichte, Nira.«
    Nira kehrte zu ihrem Bett zurück und hörte von dort aus, wie die anderen ihr Gespräch fortsetzten. Stoner kam nun an die Reihe und setzte die Tradition der Gefangenen fort, indem er die alten, entstellten Geschichten erzählte. Er sprach vage von einer langen Reise, einer Heimat, die nicht Erde hieß, sondern Burton. Selbst darüber wussten sie nicht Bescheid.
    Nach ihren eigenen Legenden waren die Vorfahren dieser Menschen in Freundschaft nach Dobro gekommen, um in Frieden und Wohlstand mit den Ildiranern zu leben. Doch dann hatte irgendein schreckliches und unverzeihliches Verbrechen – worum es dabei ging, wussten sie nicht – die Ildiraner veranlasst, die Kolonie der Menschen in ein Gefangenenlager zu verwandeln. Es gab keine Antwort auf die Frage, wie viele Generationen noch für jene Sünde büßen mussten.
    Die Männer und Frauen taten Nira sehr Leid und von ihrem Bett aus sagte sie: »So wie hier ist es nicht überall. Es gibt

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