Der Sternenwald
achten. Jora’h sah, dass der nächste Angriff die Regierungszitadelle treffen würde. »Alle runter vom Hügel! Den Hügel verlassen!«
Der Hyrillka-Designierte sah seinen Bruder verwirrt an, dann zeigte sich Erleichterung in seinem Gesicht. »Ja! Befolgt die Anweisung des Erstdesignierten!« Die Ildiraner liefen los. Einige Nachzügler kamen aus den Innenräumen des Zitadellenpalastes.
Schließlich landete Adar Kori’nhs Rettungsshuttle auf dem Hof – Energiestrahlen der Hydroger hatten Brandspuren an seinem Rumpf hinterlassen. Viele Hyrillkaner liefen dem kleinen Raumschiff entgegen, aber muskulöse Krieger traten aus den Luken, ihre Rüstungen mit Stacheln besetzt, die Augen wachsam. »Wir sind nur wegen der Designierten gekommen. Bleiben Sie zurück! Unsere Befehle stammen von Adar Kori’nh.«
Thor’h griff nach dem Arm seines Onkels. »Ja, bringt uns fort von hier.«
Jora’h wandte sich an einen der Krieger aus dem Shuttle. »Wie viele Personen könnten an Bord Platz finden?«
»Sie, Erstdesignierter, Ihr Sohn und Ihr Bruder.«
»Wie viele andere?«, beharrte er.
»Unsere Priorität besteht darin, Sie zu einem sicheren Ort zu bringen. Vielleicht auch noch einige Kinder Ihres Bruders. Das ist alles.«
»Ich gebe hier die Befehle. Ich bin der Erstdesignierte.« Jora’h wartete auf eine Antwort.
»Die maximale Beförderungskapazität des Shuttles lässt achtundvierzig weitere Passagiere zu«, sagte der Krieger schließlich.
»Gut. Beginnen Sie damit, Personen an Bord zu nehmen.«
Mit einem Ruck löste der Hyrillka-Designierte seinen Arm aus Thor’hs Griff. »Nein! Meine Gefährtinnen sind noch im Zitadellenpalast. Ich habe sie zu den Blubberbecken geschickt. Wir müssen sie retten. Sie… sie sind sehr wichtig für mich.«
»Keine Zeit«, erwiderte Jora’h. Ein Kugelschiff näherte sich und blaue Blitze rissen den Hang des Hügels dort auf, wo Flüchtlinge liefen und versuchten, die offenen Straßen zu erreichen.
»Wir dürfen sie nicht einfach sich selbst überlassen. Einige von ihnen tragen meine Kinder.« Im Gesicht des Hyrillka-Designierten zeigte sich etwas, das gar nicht zu ihm zu passen schien: entschlossene Tapferkeit. Er drehte sich um und kehrte in den Palast zurück, kletterte über Trümmer hinweg. »Sie vertrauen darauf, dass ich sie beschütze. Ich werde sie retten.«
Jora’h staunte über seinen hedonistischen und weichherzigen Bruder, den er immer für verwöhnt und feige gehalten hatte – jetzt zeigte sich der Hyrillka-Designierte von einer ganz neuen Seite. Dann dachte Jora’h an seine eigenen Partnerinnen, insbesondere an Nira Khali. Ja, für Nira wäre er das gleiche Risiko eingegangen wie Rusa’h.
Mit seltsam scharfer, befehlender Stimme rief der junge Thor’h den Kriegern zu: »Haltet meinen Onkel auf, bevor er verletzt wird! Ihr seid verpflichtet, den Hyrillka-Designierten zu retten. Er ist der Sohn des Weisen Imperators.«
Zwei Ildiraner aus dem Krieger-Geschlecht reagierten sofort, liefen los und folgten Rusa’h in den Palast. Eine große Menge aus Hyrillkanern drängte dem Shuttle entgegen.
Unterdessen setzten die Hydroger ihre Angriffe fort. Das zweite Kugelschiff schickte blaue Blitze in den Gebäudekomplex des Palastes. Explosionen rissen Torbögen und Wände auf. Hängende Gärten fingen Feuer. Rauch stieg empor.
Vier Strahlen bohrten sich ins Herz des Zitadellenpalastes, das Ziel des Designierten Rusa’h. Ein ganzer Flügel der großen Anlage wurde zerstört. Wände stürzten ein und dichter schwarzer Qualm kroch über die Dächer.
»Nein, Onkel!« Thor’h kehrte der Sicherheit des Rettungsshuttles den Rücken und lief zum zerstörten Bereich des Palastes. »Der Designierte ist dort drin gefangen! Wir müssen ihn da herausholen!« Jora’h und drei Krieger folgten ihm.
Die beiden Kugelschiffe flogen über das Palastgelände hinweg, noch immer bedrängt von Kori’nhs Schiffen. Weiße Kältewellen berührten acht kleine Angriffsjäger und rissen sie vom Himmel, wie vom Wind fortgewehte Getreidekörner.
Die muskulösen Krieger schoben Trümmer beiseite und bahnten einen Weg durch die Flure, bis sie schließlich den Raum mit den Blubberbecken erreichten. Wände und kuppelförmige Decken hatten sich in ein Durcheinander aus Fliesenscherben und durchsichtigen Blöcken verwandelt.
»Der Designierte erreichte diesen Raum kurz vor der Explosion«, sagte ein Krieger. »Er muss unter den Trümmern liegen.«
»Er ist tot«, stöhnte Thor’h.
Mit
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