Der Sternenwald
Klauenhänden und kräftigen Armen räumten die Krieger Trümmer, stützende Stangen und Träger beiseite. Säulen waren umgestürzt. Der Hyrillka-Designierte saß unter ihnen fest, aber sie hatten ihn auch vor den herabfallenden Deckenelementen geschützt.
Sie fanden eine blasse Hand und einen bunten, blutverschmierten Stofffetzen. Vier Vergnügungsgefährtinnen hatten auf der anderen Seite des Schuttbergs überlebt, waren verletzt und völlig durchnässt. Einige hatten sich im Becken befunden, als es zu der Explosion gekommen war. Herabstürzende Trümmer hatten zwei von ihnen bewusstlos geschlagen und dadurch waren sie ertrunken.
Feuer breiteten sich im zerstörten Palast aus, und nicht überall konnte der Rauch durch Öffnungen in Decken abziehen. Jora’h trat vor, um den Kriegern zu helfen, obgleich er nicht annähernd so stark war wie sie.
Schreie kamen von draußen, das Donnern weiterer Explosionen und das Fauchen von Energiestrahlen. Doch Jora’h konzentrierte sich darauf, seinen Bruder unter den Trümmern hervorzuholen. Er versuchte, ihn durchs Thism zu fühlen, aber das Schimmern des Lichts und der verbindenden Seelenfäden war schwach und dunkel geworden.
Zwei Krieger hoben eine schwere Steinsäule an und stießen sie beiseite – mit lautem Krachen fiel sie neben dem Schutt auf den Boden. Schließlich kaum Rusa’hs rundliches Gesicht zum Vorschein. Die Wangen waren blutig, die Augen zugeschwollen, das Gesicht eine Fratze des Schmerzes. Seine Haut war gerötet, und es ließ sich ein wenn auch schwacher Puls feststellen.
»Der Designierte lebt!«, sagte ein Krieger.
»Bringt ihn nach draußen.« Mit Händen, die überhaupt nicht an Arbeit gewöhnt waren, kratzte Thor’h im Schutt, bis sie den dritten Sohn des Weisen Imperators völlig freigelegt hatten. Er blieb an der Seite seines Onkels, als die Krieger den Designierten vorsichtig hochhoben. »Schnell. Wir müssen zum Shuttle. Adar Kori’nh wartet auf uns.«
Sie trugen den Designierten Rusa’h, aus dessen Wunden Blut tropfte. Zusammen mit Jora’h eilten die Krieger erneut durch die Flure, gefolgt von den vier überlebenden Vergnügungsgefährtinnen. Der Hyrillka-Designierte hatte schwere Verletzungen erlitten, aber er lebte.
Als sie an Bord des Shuttles waren, zusammen mit Dutzenden von anderen Flüchtlingen, verlor der Pilot keine Zeit. Mit heulendem Triebwerk hob das überladene kleine Raumschiff ab und ließ den brennenden Zitadellenpalast hinter sich zurück. Eines der ildiranischen Kriegsschiffe wandte sich von den Hydrogern ab und nahm den Shuttle an Bord.
Der Adar begrüßte die Evakuierten im Hangar, obwohl er wusste, dass er den Kommando-Nukleus während eines Kampfes eigentlich nicht verlassen sollte. Es erleichterte ihn, Jora’h und seinen Sohn Thor’h zu sehen, doch er reagierte mit Kummer auf den Anblick des schwer verletzten Hyrillka-Designierten.
Ildiraner des Mediziner-Geschlechts eilten herbei, untersuchten Rusa’h und behandelten die Verletzungen der übrigen Flüchtlinge. Thor’h blieb die ganze Zeit über an der Seite seines blutenden, bewusstlosen Onkels. Rusa’h klammerte sich am Leben fest, obgleich er reglos blieb und nicht ein einziges Mal stöhnte.
Adar Kori’nh übermittelte seiner Crew Anweisungen. »Rückzug! Alle Angriffsjäger sollen dieses Schiff flankieren und abschirmen. Wir müssen den Erstdesignierten und seinen Sohn schützen.
Ich… sehe keine Möglichkeit, die übrigen Bewohner des Planeten zu retten.«
Das Flaggschiff entfernte sich von den Kugelschiffen, die ihr Zerstörungswerk auf Hyrillka fortsetzten. Doch plötzlich, ohne erkennbaren Grund, brachen die Hydroger ihre Angriffe ab. Sie schenkten der Solaren Marine keine Beachtung, als sie aufstiegen und dabei nicht den Eindruck erweckten, es eilig zu haben.
Jora’h beobachtete sie vom Kommando-Nukleus des Flaggschiffs aus. »Warum?«, fragte er. »Warum richten sie ein solches Chaos an und fliegen dann einfach fort?«
Kori’nh stand wie ein versteinerter Baum da und bemühte sich, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. »Vielleicht haben sie nicht gefunden, wonach sie suchten.«
Ohne ein Wort der Erklärung oder des Triumphes verließen die Kugelschiffe der Hydroger Hyrillka und verschwanden im All. Zurück blieb eine einst friedliche Welt, die jetzt in Schutt und Asche lag.
43 JESS TAMBLYN
Von Osquivels Werften lieh sich Jess eine für zwei Personen bestimmte Greifkapsel aus und flog damit Cesca Peroni entgegen, die vom
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