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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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regeln.«

    »Deine Mutter hat gesagt, dass sie sich darum kümmern will. Außerdem hat er ja eigentlich kein Geheimnis verraten. Jeder im Klan weiß, wie ich abgestimmt habe.«
    »Er wollte dich in Schwierigkeiten bringen.«
    »Marisa Bassi hätte mich sowieso ins Visier genommen, wenn ihm klargeworden wäre, dass ich nicht mit ihm zusammenarbeiten will.«
    »Dein Plan sollte also besser funktionieren. Wirst du mir verraten, mit wem wir uns treffen werden?«
    »Das wirst du schon noch sehen. Wenn wir auf Enceladus angekommen sind.«

› 6
    Euclides Peixoto rief Sri ein paar Stunden vor ihrem Termin beim Spionagekomitee des Senats an. Sie frühstückte gerade zusammen mit Alder und einigen ihrer Mitarbeiter, Anwälte und Berater und ging mit ihnen ihre Zeugenaussage durch. Als sie auf die Terrasse hinausgegangen war, teilte Euclides ihr mit, dass das Treffen mit dem Verräter, Oberstleutnant Manuel Montagne, um drei Uhr am Nachmittag stattfinden würde.
    »An diesem Nachmittag?«
    »Keine Sorge, Professor Doktor. Sie haben noch viel Zeit«, sagte Euclides und wies sie an, am Lago Paranoá die Hauptpromenade in westliche Richtung entlangzugehen. Der Verräter würde am anderen Ende auf sie warten.
    »Und dann?«
    »Und dann werden Sie so vorgehen, wie wir es vereinbart haben. Er hat keinen Grund, Sie zu verdächtigen, und meine Männer werden Sie natürlich beobachten. Im unwahrscheinlichen Fall, dass es Schwierigkeiten geben sollte, werden sie sofort eingreifen. Aber ich bin mir sicher, dass Sie Ihr Bestes geben werden, um dafür zu sorgen, dass es keine Schwierigkeiten geben wird, nicht wahr?«
    »Spotten Sie nicht. Damit erniedrigen Sie uns beide.«
    »Sie sind nicht in der Position, mir moralische Ratschläge zu erteilen. Nachdem Sie die Datennadel in Empfang genommen haben, werden Sie sich mit einem meiner Gehilfen treffen. Sie werden sie durch eine mit gefälschten Daten austauschen, und die werden Sie zu meinem Onkel bringen.«

    »Das ist alles, was ich tun muss?«, fragte Sri, obwohl sie wusste, dass es nicht so war. Inzwischen hatte sie nämlich ihre eigenen Pläne.
    »Das ist alles. Sie haben die richtige Entscheidung getroffen, Professor Doktor. Sie werden es nicht bereuen, uns zu helfen.«
     
    Vor dem Spionagekomitee des Senats verlas Sri ihre Antworten auf die Fragen, die sie vorher erhalten hatte, und nach einem kurzen Kreuzverhör bedankte sich der Vorsitzende für ihre Hilfe und sagte ihr, dass sie entlastet sei. Danach war Alder an der Reihe, unter Eid seine Aussage zu machen. Sri, die neben ihm saß, war stolz darauf, wie furchtlos er wirkte, als er vor den vier Senatoren und ihren Beratern mit klarer, ruhiger Stimme seine Antworten vortrug.
    Hinterher wurde Alder von ein paar Leibwächtern in ihr Apartment zurückgebracht, und Yamil Cho fuhr Sri durch die Stadt zu dem Treffen mit Oberstleutnant Montagne. Sie schlängelten sich durch den dichten Verkehr aus Fahrrädern, die zum Teil unwahrscheinlich große Lasten auf Anhängern transportierten, Armeefahrzeugen und zivilen Lastwagen, Bussen und Kleintransportern, die so voller Menschen waren, dass es an Wanderameisen erinnerte, die sich um einen Brocken Nahrung versammelt hatten. An monolithischen Superquadras vorbei, die einen Großteil des Himmels verdeckten und die von Bäumen gesäumten Alleen in ewigen Schatten tauchten. Auf den breiten Terrassen ihrer unteren Stockwerke waren Wohnungen und Geschäfte untergebracht, und darüber erstreckten sich Reihen von Farmplattformen, die mit Sonnenkollektoren und den Generatoren von Windkraftanlagen bedeckt waren, deren gewaltige Rotorblätter Splitter von Sonnenlicht einfingen.

    Sri hasste Brasília. Sie verabscheute die brutale Architektur der Stadt. Und ebenso die Hitze und die knochentrockene Luft und den Staub, der vom Planalto herübergeweht kam und den Himmel blutrot färbte. Am meisten aber hasste sie das Gedränge der Menschen auf den Straßen, die Proleten mit ihren billigen, geschmacklosen Kleidern, naturgewachsenen und unvollkommenen Körpern und Gesichtern, ihre schier überwältigende Anzahl – viel zu viele Menschen, die aus Gründen der Notwendigkeit und Ideologie auf engstem Raum zusammengepfercht waren. Das Land war Gaia vorbehalten, die Städte den Menschen. Es war der Höhepunkt einer Entwicklung, die mit der Erfindung der Landwirtschaft begonnen hatte. Jetzt lebten beinahe alle Menschen der Erde in Städten, und die Städte saugten nicht mehr länger das Leben aus der sie

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