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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Überreste einer Frucht glitten am Glas hinab und hinterließen eine schleimige Spur. Und plötzlich wurde die Limousine zum Ziel eines Bombardements aus Früchten und Steinen. Ein Mann schlug mit einem Holzpfosten, den er aus einem der Verkaufsstände am Straßenrand herausgerissen hatte, auf die Windschutzscheibe ein. Yamil Cho richtete einen Grazer auf ihn, und der Mann ließ den Pfosten fallen und fiel schreiend auf die Knie, als der Strahl der Waffe seine Schmerzrezeptoren aktivierte. Andere drängten vor und begannen, die Limousine hin und her zu schaukeln. Sie wurden zurückgeschleudert, als fünfzigtausend Volt die Karosserie der Limousine durchströmten.
    Yamil Cho riet Sri, ihren Sicherheitsgurt anzulegen. Während sie sich anschnallte, fuhr die Limousine um einen Transporter herum, der mit frommen Sprüchen bemalt war, auf den Bürgersteig. Menschen sprangen aus dem Weg und Verkaufsstände wurden umgerissen, als das Fahrzeug Geschwindigkeit aufnahm. Yamil Cho redete ruhig mit der Polizei, während er die Limousine mit äußerster Präzision steuerte. Als sie wieder auf die Straße zurückfuhren, kam ein Helikopter mit blinkenden Lichtern und heulenden Sirenen
von oben herabgeflogen, und die anderen Fahrzeuge begannen, Platz zu machen.
    Ein paar Häuserblöcke weiter fuhren sie wieder durch normalen Verkehr, während auf der Straße die übliche Szenerie zu sehen war. Yamil Cho dankte dem Helikopter, und dieser stellte sich auf die Nase und vollzog eine Kehrtwende, um zu dem Aufstand zurückzukehren.
    »Kommt es häufig zu solchen Kriegsaufständen?«, fragte Sri.
    »Inzwischen gibt es mindestens einen am Tag, Ma’am. Und das nicht nur in Brasília.«
    »Man kann also nichts dagegen tun«, sagte Sri.
    »Normalerweise legen sie sich rasch von selbst wieder«, erwiderte Yamil Cho.
    »Ich meinte, gegen den Krieg, Mr. Cho. Die Menschen haben entschieden. Sie wollen ihn.«
    »Ja, Ma’am.« Yamil Cho fuhr einen Block weiter und sagte dann: »Wenn Sie gestatten, ich glaube, dass Sie das Richtige tun. Nicht nur, weil sich der Krieg nicht mehr vermeiden lässt, sondern einfach weil es das Richtige ist.«
    »Vielen Dank, Mr. Cho«, sagte Sri, überrascht und gerührt. Sie hatte Cho noch nie zuvor eine Meinung äußern hören.
    Der Ort, wo Sri Oberstleutnant Montagne treffen sollte, befand sich in einem breiten Park voller Grasflächen und Baumgruppen, die den langen See säumten, der vor einigen Jahrhunderten von drei voneinander abzweigenden Flüssen gebildet worden war. Auf dem Wasser befanden sich Segelboote, so bunt wie ein Schwarm Schmetterlinge, die in der heißen Brise hin und her kreuzten. Sri ging die Hauptpromenade entlang, an Verkaufsständen, Bänken und Picknicktischen vorbei. Familien. Liebende, die Arm in Arm spazieren gingen. Kinder, die sich voller Verzückung ein Puppenspiel anschauten.

    Am anderen Ende der Promenade war niemand zu sehen, aber an der Sitzfläche der allerletzten Bank war ein Stück Papier befestigt. Darauf stand eine Adresse.
    »Eine sinnvolle Vorsichtsmaßnahme«, sagte Yamil Cho, als Sri verschwitzt und schlecht gelaunt zur Limousine zurückkehrte. »Der Mann weiß, was er tut.«
    »Dumme Spiele zu spielen, wird ihm nicht helfen.«
    »Natürlich nicht.«
    »Werden wir immer noch verfolgt?«
    »Wir haben das erste Team verloren, als wir uns an dem Aufstand vorbeigeschlängelt haben, aber ein weiteres hat hier auf uns gewartet. Ich kann sie ohne Schwierigkeiten abhängen, wenn Sie wollen. Sie müssen es nur sagen.«
    Sri schüttelte den Kopf. »Ich will, dass sie uns folgen. Damit Euclides Peixoto weiß, dass ich mich genau an seine Anweisungen gehalten habe.«
    Ihr neuer Treffpunkt befand sich an einer Straßenecke in der Nähe des Cemitério da Esperança in einer Lanchonete, die sich von Tausend anderen in der Stadt nicht im Mindesten unterschied. Unter den breiten, schattigen Ästen eines Menschenbaums waren Tische und Stühle aufgestellt, und an einem Verkaufsstand gab es Kaffee, Fruchtsaft, frittierte Krapfen und Empadinhas. Sri nahm Platz, und als der Kellner kam, bestellte sie einen Mangosaft, den sie nicht zu trinken gedachte – das Zeug wäre eine widerwärtige Mischung aus Bakterien und Unreinheiten. Nach ein paar Minuten brachte ihr ein anderer junger Mann mit schwarzen Haaren das Glas und stellte es auf einer Papierserviette ab.
    »Ich bin ein Freund von Oberstleutnant Montagne«, sagte er. »Wissen Sie, dass Sie überwacht werden?«
    »Ich habe es vermutet«,

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