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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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gesagt hat. Hat er mit Ihnen gesprochen?«
    »Nein, aber das wird er sicher noch. Höchstwahrscheinlich wird er mich erneut bitten, ihm zu helfen. Und wenn ich ablehne, wird er vermutlich eine Rede halten, in der er mich beschuldigt, eine Spionin zu sein.«
    »Wenn Sie Hilfe brauchen, müssen Sie es nur sagen.«
    »Das ist nett von Ihnen. Aber ich glaube, ich weiß eine Möglichkeit, wie ich ihm den Boden unter den Füßen wegziehen kann.«
    »Mein Angebot steht.«
    »Vielen Dank«, sagte Macy. »Aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne zuerst meine Idee ausprobieren. Es handelt sich dabei um etwas, das ich ohnehin schon länger tun wollte.«
    Nach kurzem Schweigen sagte Abbie Jones: »Manchmal geschieht etwas, das unser Leben für immer verändert. Etwas, das unser Leben in zwei Hälften teilt. In das Davor und das Danach. Alles, was vorher geschah – selbst die Handlungen und Entscheidungen, die zu dem Bruch geführt haben können -, erscheint uns hinterher seltsam fern. Wie ein Traum oder eine Geschichte über das Leben eines anderen. Und alles, was hinterher geschieht, unterscheidet sich von dem,
was vorher war, weil man nicht mehr derselbe ist. Ich glaube, genau das ist mit Ihnen passiert.«
    »Mein Leben hat sich verändert, so viel steht fest. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, inwiefern auch ich mich verändert habe.«
    »Mir ist das Gleiche passiert. Dieser abrupte Wandel. Bevor ich zu meiner langen Reise durch den Kuipergürtel aufgebrochen bin, war ich einem kleinen Kreis von Leuten bekannt, die sich für die entlegenen Gegenden des Sonnensystems interessierten. Bei ihnen habe ich ein wenig Ansehen genossen. Mehr nicht. Aber als ich zurückkehrte, war ich für kurze Zeit der berühmteste Mensch des Außensystems. Und mein Ruhm hat Gerüchte darüber hervorgebracht, dass mir in der Dunkelheit jenseits des Sonnensystems etwas Merkwürdiges begegnet sei. Ein Außerirdischer oder der Geist eines Astronauten von einer verschollenen Expedition. Eine echte künstliche Intelligenz, die aus einer alten Robotersonde entstanden ist. Eine Halluzination, die mich in frühere Leben zurückgeführt hat. Irgendetwas, das mich über den Status eines einfachen Menschen hinausgehoben und mir eine gottgleiche Perspektive auf die kleinen Komödien und Tragödien des alltäglichen Lebens vermittelt hat. Natürlich war das alles Unsinn – wenn auch durchaus nachvollziehbar. Die Menschen mögen dramatische Erklärungen für dramatische Situationen und Veränderungen. Und es stimmte natürlich, dass mein Leben sich von Grund auf verändert hatte. Ich will nicht leugnen, dass die vier Jahre der Einsamkeit etwas damit zu tun hatten. Aber in Wahrheit habe ich dort draußen nichts wirklich Ungewöhnliches entdeckt. Und wenn ich mich verändert hatte, dann war diese Veränderung nicht von irgendeinem bestimmten Ereignis ausgelöst worden, sondern von der tagtäglichen Verwandlung, die jeder von uns durchmacht. Die Reise
selbst hat mich berühmt gemacht, und es war der Ruhm, der mein Leben in zwei Hälften geteilt hat. In das Davor und das Danach. Das war einer der Gründe, warum ich mit meinem Mann und ein paar meiner Freunde eine Siedlung auf Titania gegründet habe. Ich wollte dem Goldfischglas des Ruhms entkommen. Damals waren wir alle noch sehr jung und wurden von der Überheblichkeit der Jugend geleitet. Wir glaubten, dass uns alles gelingen würde. Aber wir haben uns geirrt. Wir waren zu weit von den anderen Siedlungen entfernt. Und die unbedeutenden Meinungsverschiedenheiten, die zwischen uns herrschten, wurden von der Einsamkeit zu schwerwiegenden Problemen verschärft. Also sind wir zurückgekehrt, und ich habe mit meinem Mann und meinen Kindern einen neuen Anfang gemacht. Und hier sind wir nun.« Abbie Jones tunkte einen Keks in ihren Kaffee und nahm einen kleinen Bissen davon. »Was ich damit sagen will: Ich habe mich geirrt, als ich glaubte, dass ich zu dem Leben zurückkehren könnte, das ich geführt hatte, bevor ich berühmt wurde. Niemand kann zu dem zurückkehren, was davor war. Weil es das Davor nicht mehr gibt.«
    Erneut herrschte eine Weile Schweigen. Die beiden Frauen nippten an ihrem Kaffee. Der alte, kleine Roboter stand still und ruhig neben dem Buchgestell; in seinem Sensorband leuchtete eine winzige rote Lampe. Schließlich sagte Macy: »Ich bin praktisch durch eine Reihe von Zufällen hier gelandet. Auf jeden Fall war es nicht geplant. Aber ich will zu meinem früheren Leben nicht

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