Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war
Straße durchquerte eine Reihe von Höhenzügen, die von einer Staubschicht überzogen waren, die im Laufe mehrerer Milliarden Jahre durch Mikrometeoriteneinschläge entstanden war. Macy verließ die Straße und fuhr nach Norden weiter, eine lange Anhöhe hinauf, die abrupt in einem Steilhang endete. Dahinter fiel das Land zu einer gewölbten Ebene ab, wo verstreute Oasen und Siedlungen in verschiedenen lebendigen Grüntönen funkelten wie exquisite Edelsteine.
Macy musste an einen intelligenten Felsbrocken denken, der vom schwarzen Himmel herabgeflogen kam. Solange er sich schnell genug bewegte, musste er nicht einmal besonders groß sein. Wenn er auf eines dieser kleinen Zelte traf, würde er es pulverisieren und einen frischen Krater in der Landschaft hinterlassen. Sie stellte sich Steine vor, die auf sämtliche Siedlungen zuflogen, Dutzende Steine, die Stunde um Stunde auf Dione einschlugen …
Sie folgte einer schmalen Straße, die in Serpentinen den Steilhang hinunterführte, und fuhr über die Ebene auf die neue Oase zu. Eine Robotermannschaft hatte vor kurzem
das Zelt und seine Infrastruktur fertiggestellt, und der Jones-Truex-Bakaleinikoff-Klan hatte den Auftrag erhalten, für die Erweckung der Oase zu sorgen. Die Elefant war auf der anderen Seite der Oase geparkt, ihre grell pinkfarbene Hülle hob sich krass von der hellbraunen und umbrafarbenen Landschaft ab. Macy hielt neben der Wartungsschleuse des Zeltes, setzte ihren Helm auf und stieg aus. Dann begann sie damit, die isolierten Kisten und Fässer auf einen Schlitten zu laden. Es dauerte nicht lange, da kam Newt mit großen Schritten um das Zelt herumgeeilt. Die Brustplatte seines weißen Druckanzugs war mit dem dunkelblauen Himmel und den dicken runden Sonnen von Van Goghs Sternennacht verziert.
»Tut mir leid, dass ich so spät dran bin«, sagte Macy. »Es ist etwas dazwischengekommen.«
»Du hättest anrufen können.«
»Ich wusste, dass du auf mich warten würdest. Und ganz so spät ist es ja gar nicht.«
»Kannst du dieses Zeug nicht ausladen, wenn wir zurückgekehrt sind? Sonst wird es nur noch später.«
»Ich will es nicht im Raupenkettenfahrzeug lassen. Wenn die Batterie den Geist aufgibt, wird die Kälte es vernichten.«
»Die Batterie wird schon nicht den Geist aufgeben.«
»Wenn du mir hilfst, dauert es nur halb so lange.«
Newt half ihr, die restliche Fracht des Raupenkettenfahrzeugs auf den Schlitten zu laden, und sie brachten sie in die große Luftschleuse und betätigten den Schleusenmechanismus. Der Raum unter dem schrägen Dach des Zelts wurde von einem gewundenen Hügelkamm durchschnitten, der hier und dort von facettenreichen Auswüchsen schwarzen Basalts geziert wurde und mit einer Schicht künstlicher Muttererde bedeckt war. Diese wurde aus Partikeln von
Bleicherde und Meteorstein gewonnen, die zu glasigem Sand zerrieben und in einem Bioreaktor aufbereitet wurden. Ein Gartenroboter hatte die Muttererde von ein paar Tagen verteilt. Nachdem Macy die Brauchbarkeit der Mikroflora und den Zustand der Bodenlebewesen überprüft und eventuell nötige Anpassungen vorgenommen hatte, würde sie eine Mischung aus schnell wachsenden Gräsern und Klee aussäen. Zwei Wochen später würde sie zurückkehren, um die Zwischenkultur unterzupflügen, die als Gründünger für die Hauptkulturen diente.
Macy nahm ihren Helm ab und sagte Newt, dass er sich setzen solle, weil sie ihm etwas zu sagen habe.
»Willst du etwa einen Rückzieher machen?«, fragte er, nachdem er ebenfalls seinen Helm abgenommen und auf dem Rand des Schlittens Platz genommen hatte.
»Nein. Ich will immer noch fliegen. Aber du solltest wissen, dass deine Mutter über uns Bescheid weiß.«
»Sie weiß, was du vorhast?«
»Vielleicht. Ich weiß es nicht genau. Sie hat mich nicht danach gefragt, und ich habe sie nicht gefragt. Aber sie hat klargemacht, dass sie weiß, dass du mir hilfst.«
Nachdem Macy Newt eine Zusammenfassung des Gesprächs gegeben hatte, sagte er: »Es war Yuldez, nicht wahr?«
»Der mich an Marisa Bassi verraten hat? Ich glaube schon.«
»Er hat mich gestern Abend gebeten, ihn mitzunehmen. Er ist aufgetaucht, als ich gerade losfliegen wollte, und hat gefragt, ob ich ihn in Paris absetzen kann. Ich habe ihm gesagt, dass es ein zu großer Umweg für mich wäre und er lieber mit dem Zug fahren soll. Das hat er dann wohl auch getan.«
»Und früh am nächsten Morgen ruft Marisa Bassi deine Mutter an. Das passt.«
»Lass mich die Sache mit ihm
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