Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war
bewahren – besonders als sich die Luke des ersten Zugangspunkts, auf den er stieß, nicht öffnen ließ, weil der Mechanismus von innen abgeschaltet worden war. Er kroch weiter, keuchend von der Anstrengung, die ihn seine Versuche gekostet hatten, die Luke zu öffnen. Sein Herz hämmerte in seiner Brust, als er die nächste Luke probierte. Sie schwang geräuschlos auf, und er kroch hindurch und zog sie hinter sich zu. Ein scharfes Zischen war zu hören, als das winzige Abteil unter Druck gesetzt wurde. Er riss sich den Helm vom Kopf und atmete japsend die kalte, frische Luft ein. Dann öffnete er die innere Luke und kletterte auf einen Gang hinaus, der sich zwischen dem schrägen Zeltdach und dem Flachdach eines der quadratischen Wohnblöcke befand, die Teil der ursprünglichen Stadt gewesen waren, bevor diese die Anhöhe der Kraterwand hinauf erweitert worden war.
Dreißig Sekunden später befand sich Loc auf der Straßenebene an der Mündung einer Allee. Er hielt die Pistole, die er dem Toten abgenommen hatte, fest umklammert und blickte sich auf der breiten Allee um, die von großen Kastanienbäumen gesäumt wurde. Rauch hüllte das Dach des Zeltes ein und verdunkelte die Lampen der Lüster. Umgekehrte Wirbel im Rauch deuteten auf kleine Löcher im Dach hin. Überall ertönten die Schüsse von Handfeuerwaffen, hin und wieder unterbrochen vom Knallen einer Explosion oder dem kurzen Schrillen einer Energiewaffe. Zu seiner
Linken verschwanden die Wohnblocks in einem grauen Dunst, zu seiner Rechten wurde die Allee von einer Barrikade blockiert. Etwas war durch sie hindurchgebrochen, und zu beiden Seiten der Lücke lagen Leichen in Druckanzügen. Gut. Das bedeutete, dass die Angreifer die Barrikade gestürmt hatten und tiefer in die Stadt vorgedrungen waren. Er befand sich also nicht auf feindlichem Gebiet. Nun musste er lediglich jemanden finden, dem er sich ergeben konnte. Er überlegte, ob er den Druckanzug ausziehen sollte, weil ihn das verdammte Ding zu einem weithin sichtbaren Ziel machte, doch dann fielen ihm wieder die zerstörte Farmröhre und die kleinen Löcher im Zeltdach ein, und er beschloss, dass er ihn besser anbehalten sollte, für den Fall, dass es zu einem größeren Riss im Zeltdach kam.
Mit drei langen Schritten war er bei der Barrikade und suchte hinter einem Haufen mit Wasser gefüllter Kunststoffblöcke Schutz. Den toten Männern und Frauen waren sämtliche Waffen, die sie möglicherweise bei sich gehabt hatten, abgenommen worden. Die meisten waren durch Kopfschüsse getötet worden. Loc bereitete sich gerade seelisch und moralisch darauf vor, bis zur nächsten Barrikade die Allee hinunterzulaufen, als er hinter sich jemanden rufen hörte. Er drehte sich um und sah zwei Männer auf der mit Trümmern übersäten Straße stehen, die Pulsgewehre auf ihn gerichtet hielten. Beide waren Außenweltler und trugen Druckanzüge, deren Helme wie groteske Früchte von ihren Gürteln herabbaumelten.
»Ich bin euer Freund«, sagte Loc rasch und hob die Hände.
»Dann lass mal lieber die Pistole fallen, Freund«, sagte einer der Männer. Er war in den Vierzigern und hatte blondes, kurz geschnittenes Haar mit Geheimratsecken. »Und das Messer, das ich in deinem Gürtel sehe, solltest du auch wegwerfen.«
Loc beugte sich vor, legte die Pistole und das Keramikmesser auf dem Boden ab und richtete sich dann wieder auf. Der Blonde befahl ihm, zur Seite zu treten, und sein Gefährte kam zu ihm hinüber, hob die Pistole auf und wich dann wieder zurück. »Vielleicht kannst du uns sagen, was du hier zu suchen hast und warum du den Anzug einer Strafanstalt trägst?«, sagte der Blonde.
»Für mich sieht er aus wie einer unserer Feinde«, sagte sein Gefährte und musterte Loc mit grimmigem Blick.
Loc achtete nicht auf ihn, sondern sagte zu dem Blonden: »Ja, ich war in einer Strafanstalt. Ein paar von uns haben sich bereiterklärt zu kämpfen, aber auf dem Weg hierher wurde unser Raupenkettenfahrzeug von einer Rakete getroffen. Ich bin der einzige Überlebende.«
»Ach ja? Und wie bist du in die Stadt gelangt?«, fragte der zweite Mann.
»Zu Fuß.«
»An den Mistkerlen vorbei, die die Bahnhöfe besetzt haben?«
»Ich bin durch eine der Wartungsschleusen im Dach hereingekommen.«
»Immer mit der Ruhe, Ward, du siehst doch, dass er einer von uns ist«, sagte der Blonde. Er schlang sich das Pulsgewehr um die Schulter, ging zu Loc hinüber und schüttelte ihm die Hand. »Al Wilson.«
»Corey Wilcox«, sagte
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