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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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verblieben war. Ein Muskel in seinem Kiefer zuckte, seine Arme und Beine zitterten leicht, und er hatte das Gefühl, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren. Der Vorhang aus schwarzem Rauch trieb träumerisch langsam
die Allee entlang, und im nächsten Moment tauchten Kampfdrohnen daraus hervor, so rasch, dass es aussah, als seien sie plötzlich aus dem Nichts erschienen.
    Einen Moment lang blieb alles still. Dann beschleunigten die Drohnen und rasten auf sie zu, und alle – bis auf Loc – begannen zu feuern, während die Maschinen auf ihren langen, spitz zulaufenden Gliedmaßen rasend schnell näher kamen. Explosionen hallten von den Mauern der Gebäude zu beiden Seiten der Allee wider, und die Drohnen wurden in einem gewaltigen Gewebe aus klebrigen Fäden gefangen, einem Netz, das sich augenblicklich zusammenzog und sie in die Luft hochhob.
    Die Außenweltler feuerten durch Schießscharten in der Barrikade. Der Lärm war ohrenbetäubend. Kompressorgeschütze erwachten mit lautem Dröhnen zum Leben. Menschenketten reichten Zylinder aus glattem Beton weiter, die in die breiten Ladeöffnungen der Geschütze eingesetzt wurden. Mit lautem Poltern schossen die Geschütze die Zylinder in das Durcheinander der Maschinen, zerschmetterten ihre Panzer und rissen ihnen die Gliedmaßen ab. Aber die Drohnen hatten sich bereits wieder von den Netzen befreit, die sie festgehalten hatten, und fuhren ihrerseits die Waffen aus. Salven schwerer Geschosse rissen Brocken aus der grasbewachsenen Straße, prallten von den Stahlträgern ab und schlugen in die Barrikade ein. Wasser schoss aus zerschmetterten Blöcken hervor, und Menschen, die in Kopf oder Brust getroffen worden waren, stürzten nach hinten. Ein Mann heulte auf, drehte sich wie wild im Kreis und besudelte die Umstehenden mit Blut, das aus seinem halb abgetrennten Arm hervorspritzte. Al Wilson stieß ein überraschtes Knurren aus und drehte sich halb herum, so dass Loc das rohe Fleisch sehen konnte, wo einst sein Gesicht gewesen war. Dann brach er zusammen.

    Loc ließ sich hinter dem Toten von der Barrikade fallen und purzelte mit schlaffen Gliedern zu Boden. Jemand trat auf seine Hand, als Leute nachrückten, um seinen Platz einzunehmen, und er musste einen Aufschrei unterdrücken. Er blickte sich um, ohne den Kopf zu bewegen, kam dann langsam und vorsichtig auf die Knie und begann zum Rand der Barrikade zu kriechen. Auf halbem Wege wurde er jedoch von hinten gepackt, angehoben und auf den Rücken geschleudert. Er starrte in Ward Zunigas wütendes Gesicht, hob seine Pistole und feuerte. Er feuerte so lange, bis der Mann nach hinten taumelte. Die explosiven Geschosse rissen rauchende Löcher in den Druckanzug seines Gegenübers. Das Geräusch der Schüsse wurde jedoch glücklicherweise von den stotternden Salven an der Spitze der Barrikade und dem lauten Dröhnen und Donnern der Kompressorgeschütze übertönt.
    Loc rappelte sich auf und rannte los und blieb erst wieder stehen, als er den Eingang des nächsten Wohnblocks erreicht hatte. Als er zurückblickte, sah er, wie eine Kampfdrohne über die Barrikade sprang. Ihr fehlten zwar mehrere Gliedmaßen, dennoch vollzog sie eine elegante Drehung in der Luft und streckte mit präzisen Schüssen drei Menschen nieder, bevor sie von einer Salve des Kompressorgeschützes erwischt und zur Seite geschleudert wurde. Dann ging der Mittelteil der Barrikade in Flammen und Rauch auf, und Leichen und Körperteile wurden in die Luft katapultiert. Loc drehte sich um und rannte durch den kurzen Durchgang in den Garten des Wohnblocks, wobei er über die Leiche einer Frau stolperte und der Länge nach hinfiel. Er sprang wieder auf, lief weiter durch die Passage auf der anderen Hofseite und wäre beinahe einem Soldaten in einem gepanzerten Druckanzug direkt in die Arme gerannt.

    Loc rief, dass er ein Freund sei, besann sich und schrie dasselbe noch einmal auf Portugiesisch, als der Soldat seinen kurzläufigen Karabiner an der Schlinge hochriss. Loc sah sein Spiegelbild im silbernen Visier des Soldaten. Sein orangefarbener Druckanzug war mit Blut bespritzt, und sein Gesicht war das eines Verrückten.
    »Ich bin ein Diplomat! Ein Kriegsgefangener!«, schrie er, und in diesem Moment erhob sich von irgendwoher ein gewaltiger Windstoß und überschüttete sie mit Staub, Trümmern und Blättern, die von den wogenden Bäumen abgerissen worden waren. In Locs Ohren knackte es. Ein Banner, das sich von seiner Befestigung losgerissen hatte,

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