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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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gerade einer Ansammlung kleinerer Blockhäuser am Rand des erhöhten Landefeldes, als zu seiner Linken Staub aufgewirbelt wurde. Kleine Staubfontänen kamen in einer Linie auf ihn zu. Ihm wurde klar, dass auf ihn geschossen wurde; er stolperte nach hinten und fiel rücklings zu Boden. Wahrscheinlich rettete ihm das das Leben. Bevor er wieder aufstehen konnte, schlug ein paar Meter von ihm
entfernt etwas im Boden ein, und mit einem geräuschlosen Blitz spritzte Geröll fächerförmig auf und flog über seinen Kopf hinweg.
    Er kroch rückwärts und suchte hinter ein paar Eisbrocken Deckung. Dort saß er, bis der Adrenalinschub nachgelassen hatte und er nicht mehr zitterte. Er konnte es nicht noch einmal riskieren, sich den Transportern zu nähern. Allerdings besaß er auch keine Möglichkeit, mit den brasilianischen Truppen Kontakt aufzunehmen, und er trug einen orangefarbenen Druckanzug mit schwarzen Zahlen auf der Brust, der ihn als einen Kriminellen der Außenweltler auswies, der aus dem Gefängnis entkommen war. Nein, er würde einen anderen Weg in die Stadt finden müssen.
    Loc hatte nur noch Atemluft für weniger als eine Stunde übrig und beinahe so lange dauerte es, sich einen Weg durch die zickzackförmigen Schutzwälle, Fallen und Gräben der Verteidigungsanlagen zu bahnen, welche die Bewohner von Paris so mühsam errichtet hatten und so rasch hatten aufgeben müssen. Er musste durch mehr Gräben steigen, als er zählen konnte, doch einmal hatte er Glück und fand fünf Leichen, die um einen frischen Krater verstreut lagen. Allesamt trugen sie Waffen, und eine davon funktionierte sogar noch.
    Inzwischen konnte er sehen, dass die Güterbahnhöfe auf der obersten Ebene der Stadt zerstört worden waren und die Luftschleusen von Kampfdrohnen bewacht wurden, die ihn sicher augenblicklich niederschießen würden, wenn er ihnen zu nahe kam. Glücklicherweise hatte er Paris schon einmal besucht, kurz nachdem er in das Saturnsystem entsandt worden war. Damals hatte er sich ein wenig in der Umgebung der Stadt umgeschaut und Informationen gesammelt, die zweifellos bei der Entwicklung der Invasionspläne von nicht unwesentlicher Bedeutung gewesen waren. Es gab zahlreiche
andere Wege ins Innere der Stadt durch die sekundären Kuppeln und Zelte, und nach kurzer Überlegung wandte er sich nach Osten, wo eine Reihe von Farmröhren rechtwinklig vom Hauptzelt abgingen.
    Die Luftschleuse am Ende der ersten Farmröhre war von einem Haufen großer Eisblöcke verschlossen, und das Dach der Farm war aufgerissen. Die Reihen von Büschen und Maispflanzen in ihrem Innern lagen in beinahe vollkommener Dunkelheit und waren erfroren. Die nächste Farmröhre war hingegen intakt, grün und beleuchtet, aber auch ihre Luftschleuse war blockiert und ebenso die nächste und übernächste. Loc rang die Panik nieder, die in ihm aufsteigen wollte – er hatte noch für etwa zehn Minuten Luft übrig -, dachte kurz nach und fand dann eine Wartungsleiter. Er kletterte hinauf und lief mit weit ausgreifenden Schritten über das gewölbte Dach. Durch die transparenten Scheiben unter ihm waren Reihen von fruchttragenden Büschen zu sehen, die in einem lebendigen, herrlichen Grün erstrahlten, das ihn mit plötzlichem Heimweh erfüllte. Er machte einen weiteren Schritt, stieß sich ab und setzte in hohem Bogen über die zweihundert Meter breite Lücke zwischen der Farmröhre und dem Hauptzelt hinweg – ein Sprung, mit dem er auf der Erde sämtliche Rekorde gebrochen hätte, der in der niedrigen Schwerkraft auf Dione jedoch nichts Besonderes war. Seine Zielgenauigkeit war nahezu perfekt. Er stieß mit dem Körper gegen eine schräge Scheibe, prallte davon ab und taumelte rückwärts auf den Gang, der sich darunter befand. Er bekam das Geländer des Gangs zu fassen und lag einen Moment lang still da, während sein Herz in der Brust hämmerte und sein Atem laut und rasselnd in seinem Helm widerhallte.
    Die steilen Dachflächen des Zeltes erstreckten sich zu beiden Seiten von ihm. Hier und dort stiegen dünne Dampfwolken
in den schwarzen Himmel auf – Luft, die durch Risse entwich, die durch Explosionen entstanden waren, oder durch kleine Löcher, die von Projektil- und Energiewaffen in die Scheiben gerissen worden waren. Eine deutliche Erinnerung an seine eigene prekäre Lage: Sein Anzug enthielt nur noch für wenige Minuten Luft. Als er den Gang entlangkroch, schien ihm jeder Atemzug mehr Schwierigkeiten zu bereiten, und es war nicht leicht, die Ruhe zu

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