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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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entstehen würden. Und ich muss sagen, dass ich ihm da Recht gebe. Wir würden Miz Freyes engster Familie erklären müssen, warum wir
sie unter Hausarrest gestellt haben. Und wir könnten natürlich nicht verhindern, dass Außenweltler das Biom betreten. Wir müssten ihnen auseinandersetzen, warum sie sich nicht mit Miz Freye unterhalten dürfen. Nein, es wäre wirklich für alle Beteiligten das Beste, wenn Sie ein vertrauliches Wort an sie richten und ihr sagen würden, dass wir über ihre Nachforschungen Bescheid wissen, ihre Trauer verstehen können und alles in unserer Macht Stehende tun werden, um ihr zu helfen.«
    »Ist das ein Befehl, oder bitten Sie mich um einen Gefallen?«
    »Ich könnte Mr. Twain bitten, Sie zur Mitarbeit zu bewegen«, sagte Loc Ifrahim. »Aber ich würde es vorziehen, wenn Sie sich aus Freundschaft und Loyalität freiwillig dazu bereiterklären würden. Freundschaft Ihrer Landsmännin gegenüber und Loyalität gegenüber der Mannschaft und ihrer Mission. Denn wenn Ursula Freye ihren albernen, kleinen Kreuzzug nicht beendet, könnte sie die restliche Mannschaft in ernsthafte Schwierigkeiten bringen. Sie würde damit nicht nur dem Projekt schaden, sondern ganz sicher auch dem Ruf der Familie Fontaine. Und selbst wenn Sie nicht über eine Blutsverwandtschaft verfügen, würde dadurch auch Ihr Ruf Schaden nehmen, Miz Minnot. Es wird heißen, dass Sie etwas dagegen hätten tun müssen. Und dass Sie in Miz Freyes verrückte und vollkommen haltlose Wahnvorstellungen verwickelt waren. Ich bezweifle sehr, dass es die Familie Fontaine freuen wird zu hören, Sie hätten nur tatenlos zugesehen und nichts unternommen.«
    »Wie auch immer Sie es umschreiben mögen, Sie wollen, dass ich für Sie die Drecksarbeit erledige.«
    »Sprechen Sie mit Miz Freye. Ich habe Mr. Twain davon überzeugt, Ihnen zwei Tage Zeit zu gewähren. Danach wird er einen Bericht über Ihre Fortschritte von Ihnen haben wollen.
Ich hoffe für Sie, dass Sie ihm dann etwas Positives berichten können«, sagte Loc Ifrahim, deutete eine kurze Verbeugung an und schlurfte über den Bootssteg zu Speller Twain hinüber, der sich vom Geländer abstieß, mit dem Zeigefinger einen Augenwinkel berührte und den Finger dann wie eine Waffe auf Macy richtete. Ich werde Sie im Auge behalten.
    Nachdem sie von der Sekte weggelaufen war, hatte Macy ein paar Jahre auf den Straßen von Pittsburgh gelebt. Sie kannte die Masche »guter Bulle, böser Bulle« zur Genüge. Eigentlich wäre das Ganze sogar komisch, wenn sie Speller Twain nicht schon in Aktion gesehen hätte. Bei der Arbeitsbesprechung vor zwei Tagen zum Beispiel, als Delmy March, der Leiter der Fisch- und Säugetiermannschaft, Euclides Peixoto bei irgendeinem Detail des Zeitplans der Erweckung korrigiert hatte. Euclides Peixoto hatte sich angegriffen gefühlt und Delmy gesagt, dass er solch versteckt umstürzlerisches Gerede nicht dulden würde. Im selben Moment hatte sich Speller Twain von der Wand gelöst, an der er gelehnt hatte, war in zwei geschmeidigen Sätzen durch den Raum geeilt, hatte Delmy gepackt und ihm den Arm auf den Rücken gedreht. Dann hatte er den schwarzen Bolzen eines Störsenders hinter seinem Ohr befestigt, worauf Delmy solche Krämpfe erlitten hatte, dass er sich beinahe die Zunge abgebissen hätte.
    Anstatt also an den beiden Männern vorbeizugehen, die ihr zweifellos noch ein paar gute Ratschläge mit auf den Weg geben wollten, setzte Macy über das Geländer des Bootsstegs hinweg, schwebte vier Meter in die Tiefe und schritt über den Grund der Bucht davon. In ihrem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander, und körperliche Aktivität half ihr normalerweise, ihre Gedanken zu ordnen, aber eigentlich wollte sie in diesem Augenblick am liebsten vor allem
davonlaufen. Als sie die breite Mündung der Bucht hinter sich gelassen hatte, fing sie deshalb an zu rennen, in langen, leichtfüßigen Schritten, mit denen sie rasch große Entfernungen zurücklegen konnte. Sie kam an einem niedrigen sandigen Kap vorbei, das mit jungen Sabal- und Yuccapalmen bepflanzt war, und lief weiter unter dem klaren weißen Licht der Lüster und den unregelmäßigen Nähten des Zeltes auf die lange ovale Wasserfläche zu, die den tiefsten Teil des Sees ausfüllte. Ein Stück weiter südlich befand sich die niedrige schwarze Mauer des Kofferdamms, der die Baustelle umgab, wo ein Archipel aus winzigen Inseln geschaffen wurde – eine Veränderung in letzter Minute, die den Landschaftsplänen

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