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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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wurden und was Macy von der Art und Weise hielt, wie man auf Kallisto an die Dinge heranging. Obwohl sich Macy alle Mühe gab, sich nichts anmerken zu lassen, war sie ziemlich erschüttert darüber, wie die Außenweltler ihre Körper umgestalteten. Argyll war das sofort aufgefallen, und er hatte es sich nicht nehmen lassen, Macy auf sämtliche Einzelheiten hinzuweisen, die ihn von einem normalen Menschen unterschieden. Sein Körper war an die Mikroschwerkraft angepasst worden und verfügte über Zellmechanismen, die Strahlenschäden beseitigten, sowie schnellere Reflexe und den Gleichgewichtssinn eines Balletttänzers. Sein Corpus callosum war solcherart verändert worden, dass er monatelang nur hin und wieder ein Nickerchen machen musste oder aber sich in einen Schlaf versetzen konnte, der so tief war wie der Kälteschlaf. Darüber hinaus gab es noch ein Dutzend weitere weniger grundlegende Veränderungen, wie etwa die reflektierende Membran in seinem Augenhintergrund, mit deren Hilfe er auch im Dunkeln sehen konnte. Als Macy es ihm heimzahlen wollte und ihn gefragt hatte, warum sich die Außenweltler dann nicht gleich Hände anstelle von Füßen wachsen ließen, hatte Argyll nur mit den Achseln gezuckt und gelächelt. Vielleicht würden sie das eines Tages sogar tun, hatte er gesagt, und Loris hatte eingeworfen: »Haben Sie schon einmal versucht, ständig auf den Händen zu laufen? Selbst in unserer Schwerkraft ist das schwierig. Sie sind dafür einfach nicht geschaffen.«

    »Wie steht es mit Schwänzen?«, hatte Macy herausfordernd gefragt.
    Loris hatte einen Moment lang darüber nachgedacht, ruhig, ernst und unbeirrbar. »Ich glaube, in Camelot auf Mimas wurde das ausprobiert. Allerdings ist die Schwerkraft dort noch geringer …«
    Darauf hatte Macy lachen müssen. Sie mochte Loris. Sie war ihr ziemlich ähnlich.
    Bevor Macy nun also erklären konnte, um was für einen Gefallen sie sie bitten wollte, kam Argyll ihr zuvor und sagte: »Ich wette, es geht um den Mord an Mr. Vargo.«
    Macy verspürte ein leichtes Unbehagen. »Haben Sie vorhin etwa gelauscht? Kann man uns hier draußen hören?«
    Loris schüttelte den Kopf.
    »Wir haben geraten«, sagte Argyll. »Ich meine, es ist ziemlich offensichtlich. Worüber würden der Diplomat und der Sicherheitschef sonst mit Ihnen sprechen wollen? Also, haben die einen Verdacht, wer es getan haben könnte?«
    »Sie glauben nicht, dass es Mord gewesen ist, und ich würde ihnen da zustimmen.« Macy hielt inne, als ihr ein unangenehmer Gedanke kam, und fügte dann hinzu: »Sind die Leute in der Stadt etwa der Ansicht, dass er ermordet wurde?«
    »Ich glaube, den jüngsten Umfragen zufolge sind etwa sechzig Prozent der Meinung, dass Mr. Vargo umgebracht wurde«, sagte Argyll.
    »Es werden Umfragen zu dem Thema durchgeführt?«
    »Jeder kann eine Umfrage zu jedem beliebigen Thema durchführen«, sagte Argyll. »Wie soll man sonst in Erfahrung bringen, was die Leute denken?«
    Loris sagte: »Ich bin nicht der Meinung, dass er ermordet wurde, Argyll hingegen schon. Sie sollten ihn fragen, was in dem Thread über Mr. Vargo für Vermutungen angestellt
werden. Die Verschwörungsfanatiker sind ganz in ihrem Element.«
    »Eigentlich sollte ich Ihnen nicht erzählen, was ich Ihnen gleich erzählen werde«, sagte Macy, »aber ich brauche Ihre Hilfe. Also versprechen Sie mir, dass Sie es niemandem weitersagen werden, weder auf dem Verschwörungstheorie-Thread noch sonst irgendwo. Okay?«
    Argyll beschrieb mit dem Zeigefinger ein Zeichen auf der Brust und sagte: »Großes Pfadfinderehrenwort.«
    »Das bedeutet, dass er es nicht tun wird«, sagte Loris. »Und ich ebenso wenig.«
    »Wir wollen Ihnen helfen«, sagte Argyll.
    »Mal sehen, ob Sie dazu in der Lage sind«, sagte Macy. »Wie ich gehört habe, ist eine meiner Kolleginnen ständig in der Stadt unterwegs. Ich muss wissen, wohin sie geht, wenn sie sich mit jemandem trifft. Sagen Sie mir nicht, dass Sie das nicht herausfinden können. Ich weiß, dass es überall in der Stadt Kameras gibt. Und sie sind alle mit dem Stadtnetz verbunden.«
    Macy war zu dem Schluss gekommen, dass sie als Erstes in Erfahrung bringen musste, ob Loc Ifrahim die Wahrheit gesagt hatte und Ursula tatsächlich in geheime Machenschaften verwickelt war. Wenn Ursulas Stadtbesuche ein unverfängliches Ziel hatten, wenn die Geschichte des Diplomaten nichts als üble Nachrede war, dann konnte Macy ihm sagen, dass er sie verdammt nochmal in Ruhe lassen sollte, und mit

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