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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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ein gut ausgestattetes Labor am Westufer des Sees zur alleinigen Benutzung zur Verfügung gestellt. Sie war zuversichtlich, dass sie Erfolg haben würde.
    Das Labor befand sich im Fundament eines der großen, gebogenen Stützpfeiler, die aus gesponnenen Fullerenfasern hergestellt waren und das Zelt des Bioms aufrecht hielten. An seinem Fuß lief der Stützpfeiler in ein zehn Stockwerke
hohes, wie ein Flaschenkürbis geformtes Gebäude aus, in dem sich terrassenförmig angeordnete Wohnungen befanden. Das Wohnhaus ragte über einem Platz neben einem leeren, dunklen Becken auf, das einmal eine flache Bucht bilden würde, wenn der See gefüllt war. Macys Labor befand sich im Erdgeschoss der hohlen Strebe, und die Bioreaktoren, in denen sie und ihre beiden Assistenten reine und gemischte Kulturen von Mikroorganismen heranzüchteten, befanden sich auf dem Platz selbst. Dort war sie gerade beschäftigt, als der Sicherheitschef der Mannschaft, Speller Twain, und das jüngste und neueste Mitglied des brasilianischen Diplomatenteams, Loc Ifrahim, sie besuchen kamen.
    Es war elf Tage, nachdem der See begonnen hatte sich zu füllen. Macy und ihre beiden Assistenten, Argyll Hall und Loris Sher Yanagita, unterhielten sich gerade über die problematische Kieselalgen-Kultur, als die beiden Männer hereinkamen.
    »Wir müssen mit Miz Minnot sprechen«, sagte Speller Twain zu Macys Assistenten. Er war ein kräftiger Mann mit einem blonden Bürstenschnitt und einem missmutigen, finsteren Gesicht. Die Ärmel seines Overalls waren abgerissen und enthüllten muskulöse Arme, die mit militärischen Tätowierungen bedeckt waren. »Es geht um Mannschaftsangelegenheiten, also warum verschwinden Sie nicht einfach für eine Weile?«
    »Die beiden müssen arbeiten«, sagte Macy. Obwohl sie mit so etwas schon gerechnet hatte, war ihr Mund plötzlich trocken, und ihr Herz schlug zu schnell. »Außerdem möchten Sie sich vielleicht lieber außer Reichweite der Kameras unterhalten – ob Sie es glauben oder nicht, es gibt Bürger, die nichts Besseres zu tun haben, als mir bei der Arbeit zuzusehen. Wenn Sie also vertraulich mit mir reden wollen, sollten wir besser hinausgehen.«

    Die beiden Männer sahen einander an, und der Diplomat zuckte die Achseln und sagte: »Warum nicht?«
    Macy führte sie an den Bioreaktoren vorbei zu dem Bootssteg, der in das trockene Becken der Bucht hinausführte. Sie ging bis zu seinem Ende in dem schlurfenden Gang, mit dem man in der niedrigen Schwerkraft Kallistos am besten vorankam, und legte dabei etwas Abstand zwischen sich und die beiden Männer. Sie brauchte ein wenig Zeit, um sich zu fangen und die Wut und Betroffenheit hinunterzuschlucken, die ihre anmaßenden Worte in ihr ausgelöst hatten.
    Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Speller Twain auf halbem Wege stehen geblieben war und sich gegen das Geländer des Bootsstegs lehnte, als würde er die Aussicht genießen, während Loc Ifrahim auf Macy zugeschlurft kam. »Warum erzählen Sie mir nicht, was Sie auf dem Herzen haben?«, sagte sie zu dem Diplomaten. »Dann kann ich Ihnen erklären, warum ich nichts dagegen tun kann, und wieder an die Arbeit gehen.«
    Loc Ifrahim lächelte. »Ich habe schon gehört, dass Sie nie lange um den heißen Brei herumreden.«
    Er war nur wenige Jahre älter als Macy. Sein schmales, kluges Gesicht wurde von schwarzem Haar eingerahmt, das zu Dutzenden festen Zöpfen geflochten war, die auf die Schultern seines weißen Seidenanzugs hinabhingen. Offiziell gehörte er zur Handelsdelegation, aber jeder wusste, dass er ein Spion der Regierung war.
    »Ich werde mich nicht für meine Art zu reden entschuldigen, Mr. Ifrahim«, sagte Macy. »Ich bin nicht mit denselben Begünstigungen aufgewachsen wie Sie.«
    »Eigentlich habe ich in meiner Kindheit nur sehr wenige ›Begünstigungen‹ genossen, wie Sie das nennen«, sagte Loc Ifrahim. »Aber immerhin hatte ich das Glück, nicht bei
einer merkwürdigen Sekte aufwachsen zu müssen, die in mathematischen Spielen mit Pi universelle Wahrheiten zu entdecken versucht. Nur aus Neugierde: Glauben Sie immer noch daran, Miz Minnot?«
    Macy war an Spötteleien über ihre seltsame Kindheit gewohnt. Damit hatte sie sich herumschlagen müssen, seit sie als R & S-Arbeiterin angefangen hatte. »Inzwischen bin ich über meine Kindheit hinausgewachsen, Mr. Ifrahim. Wie steht es mit Ihnen?«
    »Mir wurden damals alle möglichen altmodischen Tugenden vermittelt, die ich immer noch auf mein Leben anzuwenden

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