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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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versuche«, sagte Loc Ifrahim. »Loyalität gegenüber Familie und Freunden, zum Beispiel. Wie steht es da mit Ihnen, Miz Minnot? Ich weiß, dass Sie Ihrer eigenen Familie gegenüber keine Loyalität empfinden – immerhin sind Sie von ihr davongelaufen. Aber wie sieht es mit Ihren Freunden aus? Sind Sie zum Beispiel Ursula Freye gegenüber loyal?«
    Das war es also. Genau, wie sie es sich gedacht hatte. »Ich bin mir nicht sicher, ob es ihr recht wäre, als meine Freundin bezeichnet zu werden«, sagte sie. »Wir stammen zwar aus derselben Gegend, aber das ist auch schon alles, was wir gemeinsam haben. Außerdem verfügt Ursula über einen Grad der Blutsverwandtschaft, und sie legt großen Wert auf die Einhaltung der Rangordnung. Das hat sie während der Ausbildung ziemlich deutlich gemacht.«
    »Sie gibt sich Ihnen gegenüber also gern als Vorgesetzte. Trotzdem bin ich mir sicher, dass Sie ihr helfen würden, wenn sie in Schwierigkeiten wäre.«
    »Was für Schwierigkeiten?«
    »Was haben Sie für einen Eindruck von Miz Freye?«, fragte Loc Ifrahim.
    »Ich weiß nicht. Sie ist erschöpft und ein klein wenig manisch, denke ich. So wie wir alle.«

    »Manisch, hmmm«, sagte Loc Ifrahim. Er schien sich das Wort auf der Zunge zergehen zu lassen. »Hat sie Ihnen erzählt, womit sie gerade beschäftigt ist?«
    »Es scheint Ihnen schwerzufallen, zur Sache zu kommen, Mr. Ifrahim. Da es nicht gerade ein Geheimnis ist, lassen Sie mich offen sprechen und die Angelegenheit aus dem Weg schaffen. Ursula glaubt, dass Emmanuel Vargos Tod kein Unfall war. Sie denkt, dass er ermordet wurde. Deshalb sucht sie nach Anhaltspunkten, und ich nehme an, dass sie Ihnen damit nun irgendwelche Schwierigkeiten bereitet hat. Wie mache ich mich bisher?«
    In Loc Ifrahims glänzende schwarze Zöpfe waren Perlen von unterschiedlicher Größe und Farbe eingeflochten. Sie rasselten und klickten, als er sich von Macy abwandte, mit beiden Händen das Geländer am Ende des Bootsstegs packte und auf die kleine Bucht hinausblickte oder zumindest vorgab, es zu tun. Seine zimtfarbene Haut war makellos. Er trug an jedem Finger einen Ring und hatte die gepflegtesten Fingernägel, die Macy je gesehen hatte (obwohl sie ihre eigenen immer kurz schnitt, waren sie eckig und gesplittert, und der Nagel ihres rechten Daumen wies einen dunklen Bluterguss auf, nachdem sie ihn sich einmal in der Verriegelung des Bioreaktors eingeklemmt hatte). Sein Parfüm hing in der kalten Luft zwischen ihnen, ein eindringlicher Geruch von Orangenschalen und gebranntem Zucker.
    Schließlich drehte er sich wieder Macy zu und sagte: »Glauben Sie, dass Mr. Vargo ermordet wurde?«
    »Wenn Sie damit zu der Frage überleiten wollen, ob ich Ihnen helfen kann herauszufinden, was Ursula so treibt, dann möchte ich Sie darauf hinweisen, dass ich kein Spitzel bin, Mr. Ifrahim.«
    »Mir geht es nicht darum, dass Sie mir helfen. Ich möchte, dass Sie ihr helfen«, sagte Loc Ifrahim.

    »Verfügen Sie über einen Grad der Blutsverwandtschaft, Mr. Ifrahim?«
    Loc Ifrahims Lächeln verschwand nicht, aber etwas in seinen Augen veränderte sich. »Niemand im diplomatischen Dienst verfügt über eine Blutsverwandtschaft. Damit wird sichergestellt, dass wir gänzlich unparteiisch sind.«
    »Ich besitze ebenfalls keine. Aber Ursula Freye verfügt über eine Blutsverwandtschaft zweiunddreißigsten Grades mit der Familie Fontaine. Und den Fontaines gehört mein Arsch. Wenn Sie also wollen, dass jemand Ursula dazu überredet, ihre Nachforschungen über die Umstände von Manny Vargos Tod einzustellen, bin ich nicht die Richtige dafür. Wenn Sie aus irgendeinem Grund nicht selbst mit ihr sprechen wollen, sollten Sie vielleicht Mr. Peixoto bitten, sich der Sache anzunehmen. Er ist ein reinblütiges Familienmitglied und außerdem der offizielle Leiter dieser Mannschaft.«
    »Oh, ich möchte ihn mit dieser Sache nicht belästigen.«
    »Ich glaube aber auch nicht, dass sie mich etwas angeht.«
    »Sie irren sich, Miz Minnot. In Rainbow Bridge gibt es einige Leute, die dem Projekt und Großbrasilien nicht unbedingt wohlgesonnen sind. Durch ihre Nachforschungen könnte Miz Freye ihnen in die Hände spielen und damit uns allen schaden.«
    »Dann sorgen Sie dafür, dass sie das Biom nicht mehr verlassen kann. Lassen Sie sie von Mr. Twain unter Hausarrest stellen.«
    »Wir könnten versuchen, sie zum Schweigen zu bringen«, erwiderte Loc Ifrahim, »aber Mr. Twain ist der Meinung, dass daraus nur noch mehr Probleme

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