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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Becky Masterman
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Wagen verfrachtete, bemerkte ich, dass er kräftiger war, als ich angenommen hatte. Hinzu kam die klaustrophobische Telefonzellenenge in seinem Van, die mir zu schaffen machte.
    Gut gemacht, du blöde Kuh, schoss es mir durch den Kopf. Jetzt sieh zu, wie du aus dieser Nummer rauskommst.
    Dann übernahmen meine Instinkte das Kommando, geschärft von Baxters Training und dem jahrelangen Dienst beim FBI . Der Kerl griff nach dem Stock, mit dem ich ihn auf Abstand zu halten versuchte wie einen bösartigen Hund, und schnitt sich die Finger an der Klinge am unteren Ende. Als er sich vom Schmerz und der Überraschung erholt hatte und auf mich losging, war ich bereits dermaßen konzentriert, dass ich die Luft spürte, die er vor sich herschob. Ich wich zur Seite aus, und er krachte gegen die Rückwand des Vans. Ich wirbelte schneller zu ihm herum, als er erwartet hatte, und verschaffte mir auf diese Weise die paar Augenblicke, die ich brauchte, um Distanz zwischen uns zu bringen und den Stock zu heben.
    Der Kerl rollte zur Seite und zu einer Art Regal, wo Werkzeuge in Schlaufen hingen. Er zerrte eine Zange heraus. Wenn er mich damit traf, war ich erledigt.
    Mein Stock erreichte sein Ziel, bevor er die Zange richtig packen konnte. Die Klinge an der Spitze schob sich zwischen die Griffe, und mit einem kräftigen Ruck schleuderte ich die Zange beiseite.
    Jetzt war er es, der verharrte, bis er wieder zu Atem gekommen war. Dummerweise versperrte er immer noch die Tür.
    »Wir tanzen jetzt im Kreis herum, und alle tanzen mit, ein Schritt nach vorn, ein Schritt zurück«, summte er und saugte an seiner blutigen Hand. Für einen Moment wirkte er unkonzentriert, fasziniert vom Geschmack seines eigenen Blutes.
    Ich setzte zum Reden an und bemerkte, dass ich noch das Klebeband vor dem Mund hatte. Ich riss es ab und schnitt eine Grimasse, als es sich schmerzhaft von meinen Lippen löste. Den Streifen klatschte ich gegen die Blechwand. Dann fingerte ich eine Strähne meiner weißen Haare nach hinten, die sich gelockert hatte, als mir beim Handgemenge der Hut vom Kopf gefallen war.
    Lenk ihn ab, sagte ich mir. Verschaff dir Informationen.
    »Das hat dich angetörnt, was? Stehst du auf ältere Frauen?«
    »Ehrlich gesagt bist du ein bisschen zu jung für meinen Geschmack«, erwiderte er. Er kauerte in der Hocke vor mir und schwankte leicht. »Diesmal ist es was anderes.«
    »Wie alt magst du sie denn?«, fragte ich und schwankte selbst ein wenig, damit ich in dem beengten Frachtraum nicht steif wurde.
    »Alt genug, damit niemand eine Großfahndung auslöst, wenn die Bräute verschwinden und wenn man ihre Bilder auf Milchtüten druckt. Weiber, die keiner vermisst.«
    »Hast du schon mal mit jemandem darüber geredet?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. Es sah bedauernd aus. »In letzter Zeit leider nicht, außer im Internet. Aber im Internet nimmt dich keine Sau ernst. Jeder redet allen möglichen Stuss, die meiste Zeit jedenfalls.« Er verstummte. Dann öffnete er den Mund, als wollte er etwas hinzufügen, schwieg aber. Offensichtlich war ich wieder an der Reihe.
    »Wie machst du es?«, fragte ich.
    »Willst du das allen Ernstes wissen?«
    »Ja. Was stellst du mit den Frauen an?«
    »Ich breche ihnen die Knochen. Okay, hin und wieder wird es auch bei mir ein bisschen blutig, du hast ja das Bodenblech gesehen. Aber meistens mache ich so was nicht.«
    »Du brichst ihnen die Knochen? Kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Kann nicht sein. Ich bin der Einzige, der das macht. Es ist meine Visitenkarte.«
    »Das ist wirklich außergewöhnlich«, sagte ich, um ihn zu ermutigen.
    »Ja, nicht wahr? Weißt du, du hast echt Mumm für so ’ne alte Braut. Das wird ein noch größerer Spaß, als ich dachte.«
    »Ziemlich clever von dir, dass du hier im Van alles vorbereitet hast.«
    »Ja, nicht? Weißt du, wie ich den Wagen nenne?«
    »Sag’s mir.«
    »Der letzte Schrei auf Rädern.« Er lachte auf. Er war ungewöhnlich gesprächig für einen Serienkiller. Beinahe so, als würde er sich freuen, dass er mit jemandem über sein Hobby reden konnte.
    Ich lächelte, als hätte sein dämlicher Witz mir gefallen. »Dann könntest du es hier an Ort und Stelle tun, und keiner würde es merken?«
    Er schüttelte den Kopf und nahm eine etwas bequemere Haltung ein. »Scheiße, nein, das wäre zu riskant. Ich … Hey, du denkst wohl, ich hätte einen an der Waffel, was? Glaub ja nicht, dass du davonkommst. Du bist hier die Bekloppte.«
    »Schon möglich. Aber

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