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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Langsam schritt Bolitho an den leeren Kamin und wieder zurück. »Und Ihr und Euresgleichen habt das Schiff in Eure Gewalt gebracht, ist es so? Seid Ihr ein Meuterer?« Der Mann zuckte zusammen. »Wenn Ihr mich kennt, wirklich kennt, müßtet Ihr wissen, daß ich nicht mit Leuten verhandle, die ihr Land verraten haben«, schloß Bolitho hart.
    Leise erwiderte Taylor: »Wenn Sie mich zu Ende anhören wollen, Sir – mehr will ich ja gar nicht. Dann können Sie mich hängen lassen, wenn Sie wollen – das weiß ich.«
    Bolitho biß sich auf die Lippen. Einfach hierherzukommen, dazu gehörte Mut. Mut und noch etwas anderes. Dieser Taylor war kein frisch gepreßter Mann, kein Querulant vom unteren Deck. Er war Berufsseemann. Es konnte nicht leicht für ihn gewesen sein. Jede Minute seines Weges nach Falmouth hätte ihn jemand sehen können, der sich bei den Behörden in ein günstiges Licht setzen wollte, und sogar in diesem Moment konnte eine Patrouille zum Stadttor unterwegs sein.
    »Schön«, sagte er, »ich kann Euch nicht versprechen, daß ich Euren Ansichten zustimme, aber anhören will ich Euch. Das ist alles, was ich sagen kann.«
    Taylor schien etwas erleichtert. »Wir gehören zur Kanalflotte, Sir, und waren zwei Jahre lang ständig im Dienst. Wir hatten nich’ viel Ruhe, denn Fregatten sind knapp, wie Sie ja wissen. Wir waren in Spithead, als die Geschichte vorigen Monat losging, aber unser Käpt’n stach in See, bevor wir unsere Solidarität mit den anderen zeigen konnten.« Er preßte die Hände zusammen und fuhr bitter fort: »Ich muß Ihnen das sagen, Sir, damit Sie verstehen. Unser Käpt’n ist ein harter Mann, und der Erste Offizier hat sich angewöhnt, die Leute so zu piesacken, daß kaum einem der Rücken nich’ von der Katze zerfetzt is’!«
    Bolitho preßte die Hände zusammen. Ich müßte ihm jetzt das Wort abschneiden, ehe er noch mehr sagt; schon indem ich ihm zuhöre, habe ich mich auf Gott weiß was eingelassen, dachte er. Doch er entgegnete nur kalt: »Wir sind im Krieg, Taylor. Die Zeiten sind eben hart, für Offiziere ebenso wie für Matrosen.«
    Doch Taylor war hartnäckig. »Als die Geschichte in Spithead losging, waren sich die Delegierten darüber einig, daß wir raussegeln und gegen die
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kämpfen. Da war kein einziger Mann, der nich’ loyal gewesen wäre, Sir. Aber manche Schiffe haben eben schlechte Offiziere, Sir, das kann keiner bestreiten. Da gibt’s welche, die haben seit Monaten keinen Sold bekommen, und die Leute sind halb tot vor Hunger, weil das Fleisch so schlecht is’. Der Schwarze Dick –«, Taylor errötete –, »‘tschuldigung, Sir, ich meine Lord Howe, hat mit den Delegierten gesprochen, und da war alles klar. Er is’ auf ihre Forderungen eingegangen, so gut er konnte.« Böse zog er die Brauen zusammen. »Aber die
Aurig
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war zu der Zeit auf See, für uns galt das anscheinend nich’. Im Gegenteil, unser Käpt’n wurde immer schlimmer statt besser! Und das is’ die Wahrheit, ich schwör ‘s Ihnen!«
    »So habt ihr also das Schiff in eure Gewalt gebracht?«
    »Aye, Sir. Bis uns Gerechtigkeit zugesichert wird.« Er sah zu Boden. »Wir haben gehört, daß wir zu diesem neuen Geschwader kommen sollen, unter Vizeadmiral Broughton. Das bedeutet, wir sind vielleicht wieder jahrelang weg von England. Es is’ nich’ fair, was man uns angetan hat. Wir haben Admiral Broughton in Spithead gesehen. Er soll ‘n guter Offizier sein, aber er würde mächtig hart durchgreifen, wenn ‘s wieder Ärger gibt.«
    »Und wenn ich Euch sage, daß da nichts zu machen ist – was dann?«
    ›neunschwänzige Katze ‹ = die Peitsche =
frogeater
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(Froschfresser), Spitzname für die Franzosen, ähnlich wie später
kraut
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für die Deutschen.
    Taylor sah ihm in die Augen. »Es gibt ‘ne ganze Menge an Bord, die schwören, sie hängen uns sowieso alle. Die wollen das Schiff nach Frankreich segeln und es da gegen ihre Freiheit eintauschen.« Er biß die Zähne zusammen. »Aber ich und noch andere, wir wollen das nich’. Wir wollen nur unser Recht – wie die Jungs in Spithead.«
    Bolitho kniff die Augen zusammen. Wieviel wußte Taylor von den Unruhen in der Nore-Flotte? Vielleicht war er aufrichtig, vielleicht war er aber auch das Werkzeug in den Händen eines erfahreneren Aufrührers. Was er da von seinem Schiff gesagt hatte – daran war kaum zu zweifeln.
    »Hat es Verletzte bei den Offizieren gegeben?«
    »Keinen einzigen, Sir, auf mein Wort.« Beschwörend breitete

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