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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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schloß, und trat an den Fuß der Treppe, wo die Bilder all derer hingen, die hier vor ihm gelebt hatten. So vertraut… Nichts war verändert worden, und doch… Langsam stieg er die knarrenden Stufen hinan, an den Porträts vorbei, die ihn anblickten: Kapitän Daniel Bolitho, sein Ururgroßvater, der in der Bantry Bay gegen die Franzosen gekämpft hatte. Kapitän David Bolitho, sein Urgroßvater, hier an Deck seines brennenden Schiffes dargestellt, gefallen vor der afrikanischen Küste im Kampf gegen Piraten. Wo die Treppe einen Bogen nach rechts machte, wartete der alte Denziel Bolitho, sein Großvater – der einzige der Familie, der es bis zum Konteradmiral gebracht hatte –, auf ihn. Bolitho konnte sich noch erinnern, oder glaubte es wenigstens, daß er als kleines Kind auf seinen Knien gesessen hatte. Aber vielleicht waren es auch nur die Erzählungen seines Vaters und das vertraute Bild, woran er sich erinnerte. Vor dem letzten Porträt blieb er stehen.
    Sein Vater, Kapitän James Bolitho, war jünger als die anderen gewesen, als es gemalt wurde. Hoch aufgerichtet, gelassen blickend, den leeren Ärmel quer am Rock festgesteckt – das hatte der Maler nachträglich geändert, nachdem er den Arm in Indien verloren hatte. Es war schwer, sich daran zu erinnern, wie er bei ihrem letzten Zusammensein vor vielen Jahren ausgesehen hatte, damals, als er Bolitho von der Schande seines älteren Bruders berichtet hatte. Hugh, sein Augapfel, der einen Offizierskameraden im Duell getötet hatte, war nach Amerika geflohen und hatte bei der Re volution gegen sein eigenes Vaterland gekämpft.
    Tief seufzte Bolitho auf. Sie waren alle tot, auch Hugh, der seine Missetaten vor Bolithos eigenen Augen mit dem Leben gebüßt hatte. Dieser Tod war immer noch ein Geheimnis, das er mit niemandem teilen konnte. Hughs Leben, ein Leben voller Mißerfolg und Betrug, würde ein Geheimnis bleiben; was ihn, Richard Bolitho, anging, so mochte Hugh im Frieden der Vergessenheit ruhen.
    Ferguson rief vom Fuß der Treppe: »Das Glas steht hier beim Fenster, Sir. Rotwein.« Er zögerte, ehe er weitersprach: »Da ist etwas im Schlafzimmer, Sir.« Anscheinend traute er sich kaum, es zu sagen.
    »Es sollte eine Überraschung sein, aber sie waren noch nicht fertig, als Sie das letzte Mal hier waren.« Seine Stimme verklang; Bolitho schritt rasch zur Tür am Ende des Treppenabsatzes und stieß sie auf.
    Im ersten Moment fiel ihm nichts Besonderes auf: da war das Himmelbett in einem breiten Strahl fleckigen Sonnenlichts, das durch das Fenster kam – und der hohe Spiegel, vor dem sie gesessen und ihr Haar gekämmt haben mußte, wenn er weg war… Aber die Kehle wurde ihm trocken, als er sich umwandte und die beiden neuen Bilder an der Rückwand sah. Als ob sie wieder lebte, hier in diesem Zimmer, wo sie vergeblich auf ihn gewartet hatte. Er wollte näher herantreten, aber er hatte Angst – Angst, daß der Zauber weichen würde. Der Maler hatte sogar das Seegrün ihrer Augen getroffen und das herrliche Kastanienbraun ihres langen Haares. Und ihr Lächeln. Langsam trat er einen Schritt näher. Das Lächeln war wunderbar. Freundlich, etwas belustigt, so wie sie ihn immer lächelnd angesehen hatte, wenn sie beieinander waren.
    Unter der Tür hörte er einen Schritt und dann Fergusons leise Stimme: »Sie wollte, daß sie nebeneinander hängen, Sir.«
    Jetzt erst warf Bolitho einen Blick auf das andere Bild. Er war in seinem alten Galarock gemalt, dem mit den breiten weißen Aufschlägen, den Cheney so gern gehabt hatte.
    »Danke«, sagte er heiser. »Schön, daß Sie ihren Wunsch erfüllt haben.«
    Damit trat er rasch ans Fenster und lehnte sich über das warme Sims. Dort, gerade hinter jenem Hügel, konnte er die glitzernde Linie des Horizonts sehen. Es war dieselbe Landschaft, die Cheney von diesem Fenster aus gesehen hatte. Er hätte vielleicht zornig oder traurig sein können, weil Ferguson die Bilder hier aufgehängt, Erinnerungen an sie und seinen Verlust heraufbeschworen hatte. Aber das wäre falsch gewesen; jetzt, als er hier stand, die Hände auf das Sims gestützt, hatte er zum erstenmal seit langer Zeit ein seltsam friedvolles Gefühl.
    Ein alter Gärtner unten spähte herauf und schwenkte seinen verbeulten Hut, aber Bolitho sah ihn nicht.
    Er trat ins Zimmer zurück und wandte sich erneut den Bildern zu.
    Hier waren sie wieder beieinander. Cheney hatte dafür gesorgt, und nichts konnte sie jetzt mehr trennen. Wenn er wieder auf See war,

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