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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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er nach vorn und ließ Bolitho mit seinen Gedanken allein.
    Das Land nahm jetzt deutlich Form an; es waren dieselben schwarzen und öden Berge wie um Djafou. Die Küstenlinie verlief zwar unregelmäßig, aber von einer Einfahrt oder einer schmalen Bucht war bis jetzt noch nichts zu sehen. Doch das täuschte, wie er aus seiner Knabenzeit wußte. Einmal, fast noch als Kind, war er in einem kleinen Boot von Falmouth losgefahren und zu seinem Schrecken in eine schnelle Küstenströmung geraten. Irgendwo in der Nähe mußte eine Bucht sein, wo er in Sicherheit gewesen wäre, doch in dem schwindenden Licht konnte er nichts als diese grimmigen, feindseligen Klippen sehen. Er hatte schon alle Hoffnung und fast allen Mut verloren, da fand er sie ganz unerwartet. Ein paar Klippen lagen davor und verbargen sie fast; hinter ihnen war das Wasser glatt und ruhig. Vor Erleichterung war er in Tränen ausgebrochen. Sein Vater fuhr damals zur See. Hugh, sein Bruder, hatte ihn gesucht und hatte ihm eine Ohrfeige verpaßt, als er ihn fand.
    Dünnes Sonnenlicht lag über dem driftenden Dunst; er hörte den Ausguck rufen: »Da is’ was in Lee voraus, Sir! Kabbelwasser!« Bolitho nahm ein Teleskop und suchte eifrig die spärliche Küstenlinie ab. Tatsächlich: da waren die charakteristischen kleinen Brecher an der inneren Biegung eines Landvorsprungs. Angestrengt versuchte er, diese Bucht in seine Vorstellung von Inchs Karte einzuordnen. Das mußte die Stelle sein, die Avala mit seiner leisen Aristokratenstimme beschrieben hatte.
    Jemand kam an Deck, rutschte aus und entschuldigte sich verlegen. Es war Calvert, der sich in der Dämmerung an der Leereling entlangtastete. Er sah verhärmt und unausgeschlafen aus; dunkle Schatten waren unter seinen Augen.
    »Ausguck!« rief Inch durch die hohlen Hände. »Was von der
Restless

zu sehen?«
    »Nichts, Sir!«
    »Der verdammte Kerl muß sich verirrt haben«, sagte Inch. Er war nervöser als sonst. Bolitho musterte ihn verstohlen. Vielleicht war Inch besorgter, als er sich anmerken ließ, weil er sich an dieser verräterischen Küste so entlangtasten mußte. Oder vielleicht verbarg er damit seine wahren Gefühle über die Aufgabe, die ihm zugeschoben worden war? Es würde nicht einfach für ihn werden. Jetzt flüsterte Inch nickend mit dem Stückmeister und dem Ersten. Oder hatte er keine Lust, Bolithos Mißerfolg mit anzusehen?
    Langsam, aber sicher kam der runde Landvorsprung näher; sein Gipfel schimmerte bereits im Frühlicht. Nun war es bald soweit.
    Inch kam nach achtern. »Mit Ihrer Erlaubnis, Sir, lasse ich die Mö rser feuern, sobald wir in Höhe der Landspitze sind. So haben meine Leute Zeit, neu zu laden; und die nächsten Schüsse fallen dann, sobald wir die Einfahrt passieren. Mr. Broome glaubt bestimmt, daß wir eine ganz schöne Konfusion anrichten werden, selbst wenn wir nichts treffen.«
    Bolitho lächelte befriedigt. Inch hatte offenbar neues Selbstvertrauen gewonnen, und schon allein das war ansteckend.
    »Recht so. Machen Sie weiter.«
    »Mannschaft auf Stationen, Mr. Wilmot! Sie wissen, was wir heute vorhaben!«
    Die Geschützbedienungen waren schon vor Stunden herausgerufen worden. In der Kombüse löschte der Koch das Feuer; aber sonst konnten sie nur warten und Mr. Broome zusehen, der mit seinen Maaten wie eine Gruppe Hohepriester bei den niedrigen Mörsern stand.
    »Die werden diese stinkigen Bastarde schon aufwecken!« murmelte Allday grimmig.
    »Drei Faden!« sang der Lotgast aus. Hart und klar stand das Vo rland jetzt gegen den Himmel und verlief in den kabbligen Wolke nkämmen, als wolle es dem Bugspriet einen freundschaftlichen Schubs versetzen.
    Broome hob seine Hand. »Weg von den Mörsern, Jungs!« Bolitho sah, wie eine Lunte aufsprühte und der Stückmeister blitzschnell den Arm vorstreckte. Er hielt den Atem an.
    In Sekundenabstand gaben beide Mörser Feuer, und zu seiner Überraschung war das Krachen der Schüsse gar nichts gegen den furchtbaren Rückstoß. Das Deck sprang und vibrierte so stark unter seinen Füßen, daß ihm die Zähne schmerzhaft aufeinanderschlugen und ihm das Genick weh tat, als sei er von einem durchgehenden Pferd gefallen.
    Inch sah zu ihm herüber. »Ganz ordentlich, Sir.«
    Bolitho nickte nur, denn seiner Stimme traute er nicht. Dann eilte er zur Reling und sah, wie es auf dem Grat des Vorlandes dunkel aufglühte; Sekunden später kam der dumpfe Schall der Detonation übers Wasser und ließ die Luft erzittern.
    Brüllend trieb Broome

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