Der Stolz der Flotte
erbrechen bei diesem grauenhaften Anblick.
Ein Stück des Doppelrades war weggerissen, doch ein paar Matrosen, keuchend, fluchend, rutschend und stolpernd, kamen herzu und warfen sich in die Speichen.
Mit einem langen Erschauern schuppte der Besan von seinen Leinen frei und trieb in der See davon. Das Schiff reagierte fast unmittelbar, Bolitho konnte es spüren; doch als er nach vorn stürzte, sah er das französische Flaggschiff: es war zu spät. Ohren und Hirn dröhnten ihm unter dem Donner der Zweiunddreißigpfünder, er suchte verzwe ifelt nach dem Ausweg der letzten Minute. Aber der Zug des schweren Besans, die momentane Steuerlosigkeit hatten die
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vom Kurs abgebracht, so daß ihr Bugspriet jetzt direkt auf das Vorschiff des Feindes zeigte. Die Kollision war unvermeidbar, selbst wenn der Abstand größer gewesen wäre; die Segel waren zu zerlöchert, zu zerfetzt und gaben nur noch wenig Steuerkraft her.
Er sah Keverne und brüllte: »Nach vorn! Enterer abschlagen!« Wieder krachte es, wieder bebte der Rumpf, langsam passierte der französische Zweidecker an Steuerbord, aus allen Rohren schießend, Masten und Segel intakt.
Bolitho zog sich an die Reling und sah sich in dem Chaos aus Qualm und brüllenden Geschützbedienungen nach Meheux um. Er sah die schweißblanken Körper halbnackter Matrosen, pulvergeschwärzt, kaum noch menschenähnlich, wie sie sich in die Taljen warfen und die rumpelnden, quietschenden Lafetten an die Pforten zurückholten.
Längs der ganzen Batterie zogen die Geschützführer die Reißleinen ab, spien die Rohre Flammenzungen, rollte der Qualm binnenbords, blendete und erstickte die verzweifelte Mannschaft.
Aber Meheux brauchte keine Anweisungen. Er kauerte neben einem Geschütz, brüllte dem Geschützführer etwas zu, hell leuchteten seine Augen in dem pulververschmierten Gesicht. Immer noch flogen die Kugeln jaulend über das Deck, und ein Matrose, der eine Meldung überbringen sollte, stürzte hin, mit Armen und Beinen um sich schlagend: eine Kugel hatte ihm den Kopf abgerissen.
Dann hob Meheux den Degen; die Kanoniere duckten sich tiefer an den Pforten, wie Wettläufer in Erwartung des Startsignals. »Feuer!« schrie Meheux seinen Männern zu.
Die Salve krachte, und Bolitho sah, wie Fockmast und Großstenge des Franzosen im Rauch verschwanden. Abermals feuerten die unteren Batterien, und der Franzose, von den driftenden Spieren behindert, wurde wieder und wieder getroffen. Als sich der Rauch über der
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verzogen hatte, feuerte der Feind nicht mehr.
Bolitho stürzte fast zu Boden, als Bugspriet und Klüverbaum in die Wanten des französischen Flaggschiffs fuhren und die beiden Schiffsrümpfe mit knirschendem Erzittern aufeinanderstießen.
Mündungsfeuer von Musketen und Drehbassen durchblitzten den Qualm, so daß Bolitho sehen konnte, wie Leutnant Cox von der Marine-Infanterie an der Spitze seines Detachements zum Entern vorging. Im unteren Deck begannen die Backbordgeschütze wieder zu feuern, während die beiden Schiffe wie Teile einer gigantischen Türangel gegeneinanderarbeiteten. Vorn stießen die Kanonenmündungen beinahe aneinander, die Kugeln des Feindes schmetterten durch den Rumpf, warfen Geschütze um und machten aus der unteren Batterie ein grauenvolles Schlachthaus.
Musketenkugeln jaulten über das ungeschützte Achterdeck, und Meheux spähte nach oben, wo die Drehbassen in die Kampanje des Feindes feuerten.
»Holt die Scharfschützen runter!« brüllte er. Doch niemand hörte ihn, so laut war der Kampfeslärm. Verzweifelt kletterte er auf den Decksgang und rief noch einmal durch die hohlen Hände. Ein Seesoldat, das Gesicht zu einem irren Grinsen verzerrt, spähte zu ihm hinunter und richtete dann das Drehgeschütz auf den Großtopp des Feindes. Im Moment, als er die Reißleine zog, bekam Meheux einen Bauchschuß, und mit dumpf überraschter Miene und schon brechenden Augen fiel er hinunter und blieb, von niemandem gesehen, neben einem seiner geliebten Zwölfpfünder liegen.
Broughton sah zu, wie die französischen Scharfschützen von den bösartigen Schrapnells niedergemäht wurden. Manche blieben zappelnd an der Großrah hängen, andere hatten mehr Glück, stürzten an Deck und waren sofort tot.
Dann sagte er gelassen: »Unsere Leute können sie nicht aufhalten.« Bolitho sah zum Backborddecksgang: die feindlichen Enterer überfluteten bereits das Vorschiff; zwischen den beiden Schiffsrümpfen kämpften noch Angreifer und Verteidiger,
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