Der stolze Orinoco
er brach zusammen, während der fremde Mann entfloh… Ich hob meinen Vater auf… aus seiner Brust rieselte das Blut hervor… er konnte schon nicht mehr sprechen… wollte noch nach der Hütte zurückkehren, doch vermochte er sich nur bis hierher zu schleppen, wo er gestorben ist.«
Voller kindlicher Liebe, die überhaupt die eingebornen Stämme am obern Orinoco auszeichnet, stürzte sich der Knabe weinend auf die Leiche des Indianers.
Die beiden Andern mußten ihn zu beruhigen und zu trösten suchen, indem sie ihm zu verstehen gaben, daß sie seinen Vater rächen würden. Der Mörder würde schon gefunden werden und sollte für sein Verbrechen die verdiente Strafe finden.
Bei diesen Worten schlug der junge Gomo die Augen wieder auf, und durch seine Thränen schimmerte das Feuer der Sehnsucht nach Rache.
Jacques Helloch stellte an ihn noch eine letzte Frage.
Auf seinen Zügen malte sich der Schrecken… (S. 323.)
»Du hast jenen Mann doch ordentlich gesehen? sagte er.
– Ja, ich habe ihn gesehen und werde sein Gesicht nimmermehr vergessen!«
– Kannst Du uns sagen, wie er gekleidet war?… Erinnerst Du Dich seiner Größe, der Farbe seines Haares… seiner Gesichtszüge?…
– Er trug Jacke und Beinkleider eines Seemannes.
– Gut.
– Und war etwas größer als Sie, setzte Gomo mit einem Blick auf Valdez hinzu.
– Aha!
– Er hatte schwarzes Haar und auch sein Bart war ganz schwarz…
– Das ist Jorres! rief Jacques Helloch.
– Ohne Zweifel… das ist er!« bestätigte auch Valdez.
Beide machten nun Gomo den Vorschlag, ihnen zu folgen.
»Wohin denn? fragte der junge Baniva.
– Nach dem Flusse, hinunter an die Mündung des Rio Torrida, wo unsre Piroguen liegen.
– Piroguen? rief der Knabe verwundert.
– Ihr, Dein Vater und Du, Ihr wußtet wohl nichts davon, daß gestern Abend zwei Falcas dort eingetroffen waren?
– Nein. Wären wir aber von dem Spanier nicht in den Wald verschleppt worden, so hätten wir Sie wohl heute früh, wenn wir wie gewöhnlich fischen gingen, dort getroffen.
Jean zog ihn sogar an sich und überhäufte ihn mit Liebkosungen. (S. 332.)
– Nun also, mein Kind, ich frage Dich noch einmal, willst Du mit uns kommen? sagte Jacques Helloch freundlich.
– Sie versprechen mir aber, nach dem Mann zu suchen, der meinen Vater getödtet hat?…
– Ich verspreche Dir, daß der Tod Deines Vaters gesühnt werden soll…
– O… dann geh’ ich mit Ihnen!
– So komm!«
Beide schlugen nun mit dem jungen Gomo den Weg nach dem Orinoco wieder ein.
Der todte Indianer sollte natürlich nicht den Zähnen der Raubthiere preisgegeben bleiben. Er gehörte dem Stamme der zum Christenthum bekehrten Banivas aus dem Dorfe San-Salvador an, dessen Bewohner durch die Bande der Quivas hingemetzelt worden waren.
Jaques Helloch hatte schon beschlossen, im Laufe des Nachmittags mit einigen Bootsleuten nach dem Schauplatze des Todtschlags zurückzukehren und dem erschossenen Indianer ein christliches Begräbniß zu bereiten.
Gomo geleitete seine neuen Freunde nun auf dem kürzesten Wege, und ohne die Strohhütte wieder zu berühren, gelangten alle Drei in einer halben Stunde nach dem Lagerplatze.
Jacques Helloch und Valdez waren übereingekommen, von Jorres hier nichts zu erwähnen. Es däuchte ihnen rathsamer, über die Beziehungen zu schweigen, die ohne jeden Zweifel zwischen Alfaniz und ihm bestanden, und jedenfalls war es unnütz, ihre Gefährten noch weiter zu beunruhigen.
In der That hatte sich ihre Lage arg verschlimmert durch die Thatsache, daß der Spanier Kenntniß von dem Verwandtschaftsbande hatte, das Jean mit dem Oberst von Kermor verknüpfte. Das mußte durch ihn ja auch Alfaniz erfahren, und um seinem Hasse gegen den Oberst Genüge zu thun, würde der Schurke jedenfalls versuchen, sich dessen Kindes zu bemächtigen.
Einigermaßen beruhigend erschien es wenigstens vorläufig, daß sich bisher keine Quivas am Stromufer gezeigt hatten. Wäre die Verbrecherhorde in der Sierra Parima aufgetaucht, so hätten der Indianer und sein Sohn gewiß etwas davon gehört. Jacques Helloch wollte sich den Andern gegenüber also auf die Mittheilung beschränken, daß der Spanier nach seinem Verschwinden mit jenem Indianer, der sich geweigert hatte, ihm bis zur Mission von Santa-Juana als Führer zu dienen, in Streit gerathen sei, der mit einem Todtschlag geendet habe.
Diese Darstellung des Vorgangs wurde auch Gomo angedeutet, und der Knabe, dessen Augen
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