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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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darunter viele Cabiais (eine Art Wasserschweine) und einzelne Pärchen von Chiniguis, die sehr geschickt im Tauchen, doch unbehilflich im Laufen sind.
    Was die Bewohner des Gebietes angeht, so waren das meist Mestizen, nur vermischt mit einzelnen Indianerfamilien, die – vorzüglich die zugehörigen Frauen und Kinder – lieber in ihren Strohhütten hocken, als sich draußen zeigen.
    Erst viel weiter oben am Strome konnten Onkel und Neffe mit den noch wilden Indianern des Orinoco in Berührung kommen, und da würde der Sergeant Martial allerdings gut thun, seine Flinte niemals zu vergessen.
    Nach einem ziemlich ermüdenden, drei Stunden langen Ausflug in die Umgebung von Las Bonitas kehrten Beide zum Frühstück an Bord des »Simon Bolivar« zurück.
    Zur gleichen Stunde setzten sich die Herren Miguel, Felipe und Varinas in der »Residenz« an die Tafel des Gouverneurs.
    War die Speisekarte auch nur einfachen Art – und offen gestanden, kann man von dem Gouverneur einer Provinz ja nicht erwarten, was man von dem Präsidenten der venezuolanischen Republik vielleicht erwartet hätte – so fanden die Tischgäste dafür einen um so herzlicheren Empfang. Man sprach natürlich über die Aufgabe, die sich die drei Geographen gestellt hatten, der Gouverneur, als weltkluger Mann, hütete sich aber weislich, weder für den Orinoco, noch für den Guaviare oder den Atabapo Partei zu ergreifen. Ihm kam es ja darauf an, die Unterhaltung nicht in eine Streiterei umschlagen zu lassen, und wiederholt nahm er in dieser Absicht Veranlassung, das Gespräch auf einen andern Gegenstand zu lenken.
    Als die Stimmen der Herren Felipe und Varinas auf einmal eine herausfordernde Schärfe annahmen, leitete er das Gespräch gleich auf ein andres Thema über.
    »Ist Ihnen vielleicht bekannt, meine Herren, ob unter den Passagieren des »Simon Bolivar« einer oder der andre ist, der den Orinoco bis zu seinem Oberlaufe hinauf zu gehen gedenkt?
    – Das entzieht sich unsrer Kenntniß, antwortete Herr Miguel. Es scheint jedoch, daß die Mehrzahl derselben entweder in Caïcara zu bleiben oder die Fahrt auf dem Apure nach Ansiedlungen in Columbia fortzusetzen gedenkt.
    – Wenn sich jene beiden Franzosen nicht nach dem obern Orinoco begeben, flocht Herr Varinas ein.
     

    »Ich hätte doch meine Flinte mitnehmen sollen…«. (S. 46.)
     
    – Wie? Zwei Franzosen? bemerkte der Gouverneur.
    – Ja, bestätigte Herr Felipe, ein alter und ein junger, die sich in Bolivar eingeschifft haben.
    – Wohin wollen sie denn?
     

    »Sie sind ein junger Franzose?« fragte der Gouverneur. (S. 56.)
     
    – Das weiß kein Mensch, versicherte Herr Miguel, denn sie sind nicht besonders mittheilsamer Natur. Will man mit dem Jüngeren eine Unterhaltung anknüpfen, so mischt sich gleich der Aeltere, der ein soldatisches Aussehen hat, mit wüthendem Gesichtsausdruck ein, und läßt man sich dadurch nicht abschrecken, so schickt er seinen Neffen – denn der andre scheint sein Neffe zu sein – mit barschen Worten in seine Cabine. Es ist eine Art Onkel, der sich als Vormund aufspielt…
    – Und ich bedaure den armen Jungen, den er unter seinem Schutze hat, fügte Herr Varinas hinzu, denn er leidet offenbar unter seiner Härte, und mehrmals glaubt’ ich schon in seinen Augen Thränen zu sehen.«
    Der vortreffliche Herr Varinas hatte das in der That gesehen. Wenn die Augen Jeans aber dann und wann feucht wurden, kam es daher, daß er an die Zukunft dachte, an das Ziel, das er verfolgte, und an die Enttäuschungen, die ihn vielleicht erwarteten, nicht aber daher, daß ihn der Sergeant Martial zu streng behandelt hätte. Fremde konnten sich darüber freilich leicht täuschen.
    »Uebrigens, fuhr Herr Miguel fort, werden wir jedenfalls noch heute Abend erfahren, ob die beiden Franzosen den Orinoco hinauszufahren beabsichtigen oder nicht. Es würde mich das erstere kaum wundern, weil der junge Mann unausgesetzt das Werk eines seiner Landsleute studiert, dem es vor einigen Jahren gelang, die Quellen des Stromes zu erreichen…
    – Wenn sie nach dieser Seite hin, in dem Gebirgsstock der Parima liegen… rief Herr Felipe, von dem in seiner Eigenschaft als Verfechter des Atabapo eine solche Einrede ja ganz natürlich erschien.
    – Und wenn man sie nicht im Zuge der Anden zu suchen hat, meldete sich Herr Varinas, da wo der fälschlich als Nebenfluß bezeichnete Guaviare entspringt.«
    Der Gouverneur merkte, daß der Wortkampf gleich wieder auflodern würde.
    »Meine Herren, sagte

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