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Der Strand von Falesa

Der Strand von Falesa

Titel: Der Strand von Falesa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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wird er sehen, was davon noch übrig ist, aber sage ihm dies, Uma, und paß auf, daß er dich richtig versteht: Wenn er davon spricht, muß es unbedingt dem Case zu Ohren kommen, und dann bin ich ein toter Mann! Sag ihm, ich spiele auch sein, Maeas Spiel, und wenn er ein einziges Wort sagt, wird mein Blut über ihn kommen, und er wird verdammt sein, hier und ewiglich.«
    Sie sagte ihm dies, und er gab mir die Hand und schüttelte mächtig die meinige und sagte: »Nicht reden. Gehen hinauf morgen. Sie mein Freund?«
    »Nee, Herr!« sage ich da. »Nichts von solchem Quatsch! Sag ihm, Uma, ich sei hier, um Handel zu treiben und nicht um Freundschaften zu schließen. Aber den Case – den Mann will ich in die himmlische Seligkeit befördern!«
    So ging denn Maea ab und war in recht guter Stimmung, wie ich wohl sehen konnte.
     

Nacht im Busch
     
    Na, ich hatte mich nun festgelegt: Tiapolo mußte vor dem nächsten Morgen kurz und klein geschlagen sein, und so hatte ich denn alle Hände voll zu tun, nicht nur mit meinen Vorbereitungen, sondern auch mit Reden. Mein Haus war wie ein Debattierklub, so redete Uma fortwährend über dasselbe Thema: Ich solle doch nicht bei Nacht in den Busch gehen, denn wenn ich das täte, käme ich niemals mehr zurück. Sie kennen schon die Art, wie Uma argumentierte: Sie hatten eine Probe mit Königin Viktoria und dem Teufel; und Sie mögen sich selber ausmalen, wie müde mich das machte, bevor es dunkel war.
    Schließlich hatte ich einen guten Einfall. Welchen Zweck hatte es, meine Perlen vor Uma zu werfen? Etwas von ihrem eigenen gehäckselten Heu würde wahrscheinlich ein besseres Futter für sie sein, so dachte ich und sagte:
    »Nun will ich dir mal was sagen: Fische mal deine Bibel heraus, und die werde ich mitnehmen. Dann kann mir nichts geschehen.«
    Sie schwur, eine Bibel nütze nichts. Ich aber sagte:
    »Das ist bloß deine kanakische Unwissenheit. Bring die Bibel her!«
    Sie brachte das Buch, und ich schlug das Titelblatt auf, weil ich mir dachte, es werde doch wahrscheinlich etwas Englisch darauf stehen – und richtig, so war es.
    »Da!« rief ich. »Sich dir das an! ›London: Printed for the British and Foreign Bible Society, Blackfriars‹, und dann kommt die Jahreszahl, die ich nicht lesen kann, weil sie mit diesen Xen gedruckt ist. Kein Teufel in der Hölle kann gegen die Bible Society, Blackfriars, an! Tja, du kleiner Dummbart! Wie denkst du denn, wir würden sonst mit all unseren Aitus zu Hause fertig? Alles bloß Bible Society!«
    »Ich denken, Ihr haben gar keine Aitus. Weißer Mann, er sagen mir, Ihr nicht haben.«
    »Klingt sehr wahrscheinlich – was? Wie sollten denn alle diese Inseln gepfropft voll von ihnen sein und in Europa gar keine?«
    »Nun, Ihr auch nicht haben Brotbaum.«
    Ich hätte mir die Haare ausraufen mögen.
    »Nu hör einmal, du alte Dame – jetzt laß das mal gefälligst, ich habe die Geschichte jetzt satt! Ich nehme die Bibel mit, und dadurch bin ich so sicher wie in Abrahams Schoß – und damit basta.«
    Die Nacht wurde außergewöhnlich dunkel, denn mit Sonnenuntergang zogen Wolken auf und breiteten sich über den ganzen Himmel aus; kein Stern war zu sehen; vom Mond war nur ein kleines Endchen zu erwarten, und auch das nicht vor den frühen Morgenstunden. Das Dorf drüben war von den Lichtern und Feuern in den offenen Häusern und von den Fackeln vieler Fischer, die bei den Klippen zu tun hatten, so lustig und hell beleuchtet, wie wenn Illumination wäre; aber die See und die Berge und Wälder waren rein wie verschwunden. Es mochte wohl acht Uhr sein, als ich mich, beladen wie ein Esel, auf den Weg machte. Erstlich war da die Bibel – ein Buch, so dick wie Ihr Kopf, das ich mir durch meine eigene Dämlichkeit aufgeladen hatte. Sodann waren da meine Flinte und mein Messer, eine Laterne und Sicherheitsstreichhölzer – lauter notwendige Dinge. Und außerdem hatte ich die Hauptsache für mein Vorhaben zu schleppen, nämlich einen verdammt schweren Packen Schießpulver, ein paar Fischer-Dynamitbomben und zwei oder drei Stück langsam brennender Zündschnur, die ich aus meinen Kisten herausgeklaubt und, so gut ich konnte, zusammengedreht hatte, denn die Lunten waren bloß schlechtes Zeug für die Kanaken, und ich wäre verrückt gewesen, wenn ich mich auf sie verlassen hätte. Alles in allem hatte ich also, wie Sie sehen, die Bestandteile zu einem netten kleinen Feuerwerk dabei! Die Kosten waren mir schnuppe; ich wollte, daß die Sache ordentlich

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