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Der stumme Tod

Der stumme Tod

Titel: Der stumme Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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sich umdrehte.
    Nicht Kriemhild, sondern Manfred Oppenberg kam die Stufen herunter. Er ging schnell, sein Gesicht zeigte ängstliche Erwartung, er schien zu ahnen, dass es nicht Gutes zu bedeuten hatte, wenn Rath eigens zum Wannsee hinausfuhr und ihn aus einem Geschäftsessen holte.
    »Tut mir leid, dass ich Sie ausgerechnet jetzt stören muss, Herr Oppenberg. «
    Der Produzent wiegelte mit nervös wedelnden Händen ab. »Macht nichts«, sagte er. »Sie werden Ihre Gründe haben.« Er zeigte auf die Haustür. »Aber lassen Sie uns bitte in den Park gehen, ich glaube, ich brauche frische Luft.«
    Als sie draußen auf dem Treppenabsatz standen, betastete Oppenberg nervös seine Jackentaschen. »Haben Sie zufällig Zigaretten dabei?«, fragte er. »Ich habe meine oben bei Tisch ... « »Natürlich«, sagte Rath und zückte sein neues Etui. Oppenberg griff zu.
    »Danke«, sagte der Produzent, als Rath ihm Feuer gab. Die Zigarette in der Hand zitterte leicht, Oppenberg inhalierte tief. »Die brauche ich jetzt.«
    »Ich auch«, sagte Rath und zündete sich ebenfalls eine Overstolz an. Langsam gingen sie den Kiesweg zum See hinunter. Rath wartete einen Moment, bevor er sprach.
    »Es tut mir sehr leid, Herr Oppenberg«, begann er schließlich und sah, wie Manfred Oppenberg in seinem eleganten Anzug ganz starr wurde, obwohl er schon geahnt haben musste, dass Rath keine guten Nachrichten brachte, »aber wir haben Vivian Franck gefunden.«
    Oppenberg sagte nichts, er zog auch nicht mehr an seiner Zigarette. Langsam wich die Farbe aus seinem Gesicht. Er hatte verstanden.
    »Unsere Mordkommission ermittelt nun offiziell.« Rath räusperte sich. »Ich bin lieber selbst zu Ihnen gekommen, um Ihnen persönlich ... Es tut mir wirklich leid.«
    Oppenberg nickte und zeigte auf eine Bank am Wegesrand.
    »Ich glaube, ich muss mich einen Moment setzen«, sagte er. »Obwohl ich seit unserem letzten Gespräch eigentlich schon mit einer solchen Nachricht gerechnet habe.« Sie setzten sich, und Oppenberg schaute einen Moment schweigend auf das silbergraue Schimmern hinter den Bäumen und zog an seiner Zigarette. »Erzählen Sie mir bitte, was passiert ist«, sagte er dann.
    Rath schilderte, wo und wie man die Leiche von Vivian Franck gefunden hatte. Oppenberg hörte schweigend zu. Sehr gefasst für einen Mann, dessen schlimmste Albträume sich in Realität verwandelt hatten. Er schwieg einen Moment, nachdem Rath geendet hatte. Dann sprach er so leise, dass er kaum noch zu verstehen war.
    »Finden Sie den Mann, der ihr das angetan hat, Herr Rath, finden Sie ihn!« Erst jetzt schaute Oppenberg dem Kommissar in die Augen. »Finden Sie ihn, und ich werde Ihnen dankbar sein auf immer und ewig! Ich werde Sie reich belohnen, wenn Sie dieses Schwein zur Strecke bringen!«
    »Mörder zu finden ist mein Beruf«, meinte Rath, »dafür bezahlt mich der Freistaat Preußen, nicht Sie.«
    »Natürlich.« Oppenberg nickte. Er wirkte plötzlich richtig aufgekratzt, schien seine Trauer mit Jagdfieber bekämpfen zu wollen. »Trotzdem - eine kleine Belohnung kann doch nicht schaden, oder?«
    Rath zuckte die Schultern. »In einem solchen Fall - ich weiß nicht. Die Umstände sind etwas seltsam. Es sieht so aus, als wäre dies kein normales Verbrechen, kein normaler Mord. Vielleicht war es auch nur ein Unfall: ein Drogenunfall, und ihr Begleiter hat die Leiche beseitigt. Alles ist möglich; wir stehen noch ganz am Anfang.«
    »Nein!« Oppenberg schüttelte unwillig den Kopf. »Kein Unfall!
    Sind Sie meiner Vermutung nachgegangen«, fragte er, »ob Bellmann jemanden aus der Unterwelt ... ?«
    »Mein Kontaktmann in diesem Milieu will sich für mich ein bisschen umhören«, log Rath. »Glauben Sie wirklich, dass Bellmann zu so etwas in der Lage ist? Einen Mord zu befehlen?«
    »Diesem Schurken traue ich alles Mögliche zu. Jedes Verbrechen.«
    »Ähnliches sagt Bellmann über Sie.«
    »Natürlich. Üble Nachrede ist eine seiner leichtesten Übungen!
    Mit dem Tod von Betty Winter habe ich nichts zu tun, wie oft soll ich das noch sagen?« Oppenberg trat seine erst halb gerauchte Zigarette aus. »Zwei Filmproduzenten, die gegenseitig ihre Schauspielerinnen umbringen? Klingt das nicht lächerlich?«
    Rath zuckte die Achseln. »Sie haben mich auf die Unterweltfährte geschickt. Wir werden sehen, wie lächerlich das ist.« Er zog an seiner Zigarette. »Haben Sie sonst noch Feinde außer Bellmann? Hatte Vivian Feinde? Feinde, die zu so etwas imstande sind?«
    Oppenberg

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