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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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schien schlechter Laune zu sein. Als ich sah, wie die Wolken sich immer dunkler ballten, wurde mir mulmig zumute. Wenn ein Gewitter kam, wurde es gefährlich in den Seen, dann musste man raus aus dem Wasser oder in eine Wohnkuppel flüchten. Doch die einzige Kuppel in der Gegend gehörte dem Alten. Sollte ich ihn um Gastrecht bitten? Niemals , dachte ich trotzig. Ich mochte hartnäckig sein, aber ich hatte meinen Stolz. Blieb also nur die Insel, die eine schmale Landbrücke zwischen den Seen bildete.
    Ich schwamm auf den felsigen Strand zu, kletterte an Land und balancierte mit verzogenem Gesicht über die scharfen Steine des Ufers. Mein linker Fuß blutete schon. »Verdammtes Festland«, murmelte ich und schaute mich nach einer geschützten Stelle um. Inzwischen peitschte der Regen so hart und eiskalt herunter, dass es nicht einmal für jemanden, der zur Wasser-Gilde gehörte, angenehm war. Das laute Rauschen übertönte alle anderen Geräusche.
    Es gab keine geschützte Stelle, die Insel bestand nur aus Fels und niedrigem Gestrüpp. Schließlich kauerte ich mich unterhalb einer kleinen Anhöhe auf den Boden, wo die Gefahr, von einem Blitz getroffen zu werden, am geringsten war. Ich zog die Knie an, legte den Kopf darauf und richtete mich auf eine ungemütliche Nacht ein.
    Zum ersten Mal, seit ich den Großen Udiko belagerte, überlegte ich, ob ich nicht besser aufgeben sollte. Vielleicht war Udiko wirklich ein gemeiner Mistkerl, wie die Leute behaupteten. Es war eine idiotische Idee gewesen, herzukommen ... Immerhin gab es noch viele andere Sucher in Vanamee; einer von ihnen würde mich schon nehmen, und diesen pisswarmen See würde ich sowieso nicht vermissen ...
    Ich schrak auf und hob den Kopf. War da nicht eine Stimme gewesen ...? Ja, ich hatte mich nicht getäuscht. Doch über dem Prasseln des Regens und dem Donner verstand ich kein Wort.
    Zehn Atemzüge später sah ich ungläubig, dass eine riesige Gestalt, von der das Wasser herunterströmte, aus der Dunkelheit auf mich zukam. Es war der Große Udiko, und er zog ganz ähnliche Grimassen wie ich vorhin, als er sich über die spitzen Steine vorantastete. »Bei allen sieben Göttern der Tiefe, diese Insel ist eine Zumutung! Los, komm mit. Hier ist es zu gefährlich.«
    Ich war so erstaunt, dass mir keine Antwort einfiel. Ich hinkte hinter dem Alten her zum Wasser zurück und tauchte mit ihm zu der Behausung am Boden des Sees. Dann stand ich verlegen im Vorraum der Luftkuppel, rieb mir das Wasser aus den Augen und wartete darauf, dass meine Schwimmhaut trocknete. Der Große Udiko schob den Vorhang beiseite und ging in den Wohntrakt, ohne sich noch einmal umzuschauen. Ich folgte ihm.
    Hier am Grund des Sees war es so still, dass ich mir einbildete, das Blut in meinen Ohren rauschen zu hören. Es roch nach feuchtem Stoff, Gewürzen und ganz entfernt nach einer appetitlichen Suppe.
    Neugierig blickte ich mich im Inneren der Luftkuppel um. Sie wurde durch zwei Leuchttierchen, die genauso alt und rundlich waren wie ihr Herr, mehr schlecht als recht erhellt. Soweit ich erkennen konnte, waren alle Räume voll gestopft mit Gegenständen. Überall standen und lagen achtlos gestapelt wunderschön gestaltete Essschalen, Glasgefäße, Schnitzereien, Kästchen aus wertvollen Metallen, Schriftrollen. Der Teppich war aus Buntalgen gewebt. Alles war bester Qualität, aber nichts passte zusammen. Wahrscheinlich waren es alles Geschenke von Leuten, denen er geholfen hatte.
    Der Große Udiko beachtete mich immer noch nicht. Er goss Trinkwasser in eine große Schale, murmelte eine Formel, die es erhitzte, und streute Cayoral hinein. Wir schwiegen beide, während wir darauf warteten, dass der Sud kochte. Dann goss Udiko einen Teil davon in einen Becher und reichte ihn mir.
    »Danke«, sagte ich, nahm den Becher mit beiden Händen und beugte kurz den Kopf, wie es Sitte war. »Auch fürs Gastrecht. War nicht so gemütlich da draußen.«
    Der Alte brummte etwas, das ich nicht verstand, und warf mir eine Rolle Stoff zu. »Hier, für deinen Fuß. Bevor du auf meinem Teppich noch mehr Blutspuren hinterlässt.«
    Ich verband meinen Fuß und schaute mich unauffällig weiter um. Schräg neben mir stand eine kleine silberne Statue, die ein fauchendes echsenähnliches Wesen darstellte. Ich betrachtete sie aus den Augenwinkeln. Schließlich gab ich meiner Neugier nach und ließ die Finger darüber gleiten. »Wo habt Ihr die her? Und was ist das für ein Tier?«
    »Hast du noch nie ein Tass

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