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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nicht
     

    Er erkannte das ehrliche Gesicht Thomas Steel’s. (S. 46.)
     
    ganz verzweifeln solle.
Viertes Capitel.
Vandergaart-Kopje.
    »Ich muß entschieden abreisen, sagte sich am anderen Morgen Cyprien, als er noch mit dem Ankleiden beschäftigt war, muß das Griqualand unbedingt verlassen! Nach dem, was ich mir von dem kranken Mann da drüben habe sagen lassen müssen, wäre es Schwäche, noch länger zu verweilen. Er will mir seine Tochter nicht geben. Vielleicht hat er ja Recht, jedenfalls zeigt er keine besondere Geneigtheit, mildernde Umstände anzuerkennen. Ich muß schon seinen Ausspruch, so schmerzlich es mir auch ankommt, mit männlichem Stolze hinnehmen, und darf meine Hoffnung nur auf die freundlichere Zukunft setzen.«
    Ohne weitere Zögerung ging Cyprien daran, jene Apparate in die Koffer und Kisten zu verpacken, die er inzwischen als Tische und Schränke benützt hatte. Mit vollem Eifer beginnend, arbeitete er jetzt schon ganz tüchtig während einer oder zwei Stunden, als ihn durch das offenstehende Fenster, durch welches die erquickende Morgenluft hereinzog, eine frische, reine Stimme, welche gleich dem Liede der Lerche jauchzend emporstieg, erreichte und eines der reizendsten Lieder des Dichters Moore sang:
     
    It is the last rose of summer. 1
    Left blooming alone
    All her lovely companions
    Are faded and gone, etc.
     
    Cyprien eilte an’s Fenster und bemerkte Alice, welche sich nach ihrem Straußengehege begab und eine Schüssel mit geeigneten Leckerbissen für ihre
    Lieblinge trug. Sie war es, die ihre schmelzende Stimme schon mit aufgehender Sonne ertönen ließ.
     
    I will not leave thee, thou lone one!
    To pince on the stem,
    Since thee lovely are sleeping,
    Go sleep with them…
     
    Der junge Ingenieur hatte sich niemals für besonders empfänglich für Poesie gehalten, und doch ergriff ihn dieses Lied so tief. Er trat dicht an’s Fenster, hielt den Athem an und lauschte diesen Tönen, oder er trank vielmehr die süßen Worte.
    Die Stimme schwieg eine Zeit lang. Miß Watkins vertheilte die Vorräthe an ihre Strauße, und es war wirklich ein Vergnügen zuzusehen, wie diese die schlanken Hälse noch verlängerten und mit geschicktem Schnabel nach der kleinen Hand pickten. Nach beendigter Vertheilung kehrte sie um und sang wieder:

    It is the last rose of summer,
    Left blooming alone
    Oh, who would inhabit
    This black world alone?…
     
    Mit feuchtem Auge und wie festgewurzelt stand Cyprien noch immer an der nämlichen Stelle.
    Die Stimme entfernte sich, Alice ging offenbar nach der Farm zurück, und sie hatte bis dahin wohl kaum noch zwanzig Meter zurückzulegen, als der Schall eiliger Schritte sie veranlaßte, sich umzuwenden und stehen zu bleiben.
    Getrieben von unüberlegter, aber auch unwiderstehlicher Bewegung, war Cyprien im bloßen Kopfe aus seinem Häuschen geeilt und lief jetzt auf sie zu.
    »Fräulein Alice!…
    – Herr Méré?…«
    Im vollem Glanze der Morgensonne standen sie sich auf dem Wege an der Grenze des Grundstückes Aug’ in Auge gegenüber. Ihre Schattenbilder hoben sich deutlich von der weißen Bretterumzäunung der Farm ab. Jetzt aber, als Cyprien sich dicht bei dem jungen Mädchen befand, schien er selbst erstaunt über sein Benehmen und schwieg halb verlegen still.
    »Sie hatten mir etwas zu sagen, Herr Méré, sagte sie mit Interesse.
    – Ich wollte von Ihnen Abschied nehmen, Fräulein Alice!… Ich reife noch heute ab!« antwortete er mit sichtlich unsicherer Stimme.
    Das leichte Roth, welches den zarten Teint der Miß Watkins belebte, war urplötzlich verschwunden.
    »Abreisen?… Sie wollen fortgehen… nach?… fragte sie ganz verwirrt.
    – Nach meiner Heimat… nach Frankreich, erwiderte Cyprien. Meine hiesigen Arbeiten sind vollendet… meine Mission ist erfüllt. Ich habe im Griqualande nichts mehr zu schaffen und bin deshalb verpflichtet, nach Paris zurückzukehren….«
    Während er so mit zögernder Stimme sprach, nahm er schon mehr den Ton eines Angeklagten an, der sich zu entschuldigen sucht.
    »Ah… Ja…! Ganz richtig!… Das geht ja nicht anders!…« stammelte Alice, ohne recht zu wissen, was sie sagte.
    Das junge Mädchen war wie vom Donner gerührt, diese Nachricht traf sie in ihrem unbewußten Glücke gleich einem Keulenschlage. Bald sammelten sich große schwere Thränen in ihren Augen und perlten an den langen, diese umschattenden Wimpern herab. Aber als ob dieser plötzliche Schmerz sie zur Wirklichkeit zurückführte, fand sie

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