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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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die Hand hinstreckte, nahm Regina sie, und zusammen traten sie den Rückweg auf dem überfluteten Pfad an. Zweimal wäre sie beinahe gestürzt, doch beide Male fing Jack sie mit starken Armen auf, bis sie schließlich den Felsvorsprung und die Kutschen erreicht hatten.
    Dickie, der damit beschäftigt war, aus einem der Körbe zu seinen Füßen Essen auszuteilen, hielt ein halb verzehrtes Hühnerbein in der Hand und blickte den beiden entgegen.
    „Ich weiß Bescheid. Will macht seine Arbeit. Ich habe hier zu tun, muss all diese hübschen Täubchen versorgen und zurück in ihre Nester bringen. Aber das braucht seine Zeit. Wo treffen wir uns?“
    „Grosvenor Square!“, rief Jack. Er ließ Reginas Hand nicht los.
    „Und die Leichen? Wir haben ein paar Tote, weißt du?“
    „Lass sie liegen. Es ist Zeit, hier zu verschwinden. Wir sind ohnehin schon viel zu lange hier.“
    „Soll mir recht sein. Du findest ihn, Jack“, versicherte Dickie. „Wenn er aus ähnlichem Holz geschnitzt ist wie du, dann ist er zu stur, um zu ertrinken. Wo ist Hackett?“
    „In den Höhlen oder über alle Berge“, sagte Jack, schwang sich leichtfüßig in den Sattel und reichte Regina beide Hände, damit er sie hochziehen und sie quer vor sich setzen konnte. „Warte hier nicht auf ihn. Wir wissen, wie wir ihn finden können.“
    Und dann ritten sie davon. Regina hielt Jacks Taille fest umklammert. Die Hufeisen seines Pferdes klapperten auf dem Kopfsteinpflaster, als Jack es in eine der Straßen parallel zum Fluss dirigierte, dem sie stromabwärts folgten. Es erschien Regina wie eine Ewigkeit, konnte sich jedoch nur um ein paar Minuten handeln.
    „Dort, wo die Flussbiegung vor Battersea Bridge ansetzt, gibt es ein paar kleine Anleger“, erklärte Jack. „Mit etwas Glück konnte er sich bis dahin über Wasser halten.“
    Regina nickte nur. Jack störte sie in ihren Gebeten. Sie betete so inbrünstig wie nie zuvor. Sie fragte nicht, wie Miranda in den Fluss geraten war. Sie fragte nicht nach ihrem Vater. Für Fragen war keine Zeit. Sollte Puck für sie verloren sein, blieb ihr der Rest ihres ganzen Lebens, um Fragen zu stellen, doch in diesem Fall wären ihr die Antworten von Herzen gleichgültig.
    Auf den Straßen herrschte wenig Verkehr, abgesehen von den mit frischem Obst und Gemüse beladenen Wagen vom Lande und ein paar aufsässig muhenden Kühen auf dem Weg nach Mayfair, wo ihre Besitzer „Frische Milch, frische Milch“ feilbieten würden, bis die Dienstboten der Reichen mit ihren Kannen aus den Häusern kamen. Die Stadt erwachte zum Leben wie jeden Morgen, und wenn Jack und Regina einen befremdlichen Anblick boten, so hatte offenbar niemand die Zeit, sich darum zu kümmern.
    Endlich zügelte Jack sein Pferd und hob Regina herunter. „Henry sucht das Ufer ab, doch ich bezweifle, dass Puck es erreichen konnte, nicht in dieser Strömung und nicht, wenn er deine Cousine über Wasser gehalten hat. Falls er sie gefunden hat.“
    „Er würde sie nicht im Stich lassen. Er würde sie nicht loslassen. Puck doch nicht.“ Regina zitterte so sehr, dass ihre Zähne klapperten. „Was machen wir jetzt?“
    „Jetzt suchen wir diese Anleger da vorn ab. Und wir beten, dass die Strömung Puck nicht zu weit auf den Fluss hinausgezogen hat. Siehst du dort die Bäume, Regina? Die Bodenerhebungen? Dort waren wir. Wenn Puck sich retten und irgendwo halten kann, kommen nur die Pfähle, die diese Anleger tragen, infrage.“
    Regina betrachtete die baufälligen Häuser, die hier das Flussufer säumten, und die langen hölzernen Anleger, die hinaus ins Wasser ragten. Diese Anlagen waren wohl nicht mehr in Betrieb, vermutlich seit der Öffnung der Londoner Docks. Trotzdem lungerten genug zwielichtige Gestalten herum, sodass Jack die Pistole aus dem Hosenbund zog, während sie zu dem Anleger, der den Höhlen am nächsten war, halb gingen, halb liefen. So ließ man sie in Ruhe.
    Ihre Stiefelschritte auf den Planken des schmalen Anlegers schienen die gesamte Konstruktion in ihrer Verankerung zu erschüttern. Regina spähte flussaufwärts, betete darum, zwei Köpfe über dem schnell fließenden Wasser zu entdecken, während Jack sich bäuchlings auf die Planken legte, sich über die Kante beugte und rief: „Puck! Verdammt noch mal, Puck! – Wo bist du?“
    Nichts. Nur das Kreischen der Möwen, die über ihnen ihre Kreise zogen.
    Regina legte die Hände trichterförmig um den Mund. „Puck! Miranda! Wir sind hier! Wo seid ihr?“
    „Da!“ Jack sprang

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