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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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beide hinaus auf die Straße, wo eine fremde Kutsche wartete. Ein Diener hielt den Schlag auf, das Treppchen war bereits herabgelassen. „Bei meiner Ehre, soweit vorhanden, nach einem ganz kurzen Halt an meiner Residenz, wo ich Hemd und Krawatte wechseln werde, bringe ich euch auf dem schnellsten Weg nach Hause, wo immer das sein mag. Ich werde dich hineinbegleiten und mit deiner Mutter und deinem Vater sprechen und ihnen, wenn du willst, die Geschichte erzählen, die wir zwei auf dem Weg dorthin hoffentlich erfinden werden. In groben Zügen habe ich sie schon entworfen, aber die Feinheiten überlasse ich dir.“
    „Aber … aber wir müssen ihnen die Wahrheit sagen.“
    „Nur im äußersten Notfall und nur, wenn der Schwindel auffliegt. Vergiss nicht, dein Vater war heute Abend auf dem Ball. Ich bezweifle, dass es ihn übermäßig freut zu erfahren, dass seine Tochter auch dort war“, sagte er und half ihr in die Kutsche. „Wie vertrauenswürdig ist die Zofe?“
    „Doris Ann?“ In Reginas Kopf drehte sich alles. Hatte er gerade gesagt, er würde mit ihr zu seinem Haus fahren? Um sein Hemd zu wechseln? Sollte sie jetzt entführt werden? „Doris Ann wird niemand fragen. Sie ist nur die Zofe.“
    „Und das ist ein Glück für sie. Nicht wahr, Doris Ann?“
    Die Zofe nickte zustimmend.
    „Und sie spricht auch mit keiner Menschenseele über diese Sache, sonst wird sie ohne Empfehlungsschreiben auf die Straße gesetzt, wenn nicht ins Gefängnis geworfen. Willst du das, Doris Ann?“
    Die Zofe schüttelte so vehement den Kopf, dass sie ihre Haube verlor.
    „Schön. Den Kutscher und den Pferdeknecht habe ich ziemlich problemlos gefunden, und sie haben sich überreden lassen zu glauben, dass sie von einer Bande Wegelagerer überfallen worden sind, die deine Freundin mit vorgehaltener Pistole verschleppten, nachdem sie die Kutsche fahruntüchtig gemacht haben. Deshalb wird die Kutsche erst am Morgen zurück zur Residenz deiner Freundin gebracht. Eine verdammt unzivilisierte Stadt, dieses London, manchmal sogar in den feinsten Gegenden. Mich wundert, dass überhaupt noch jemand seines Lebens sicher ist. Und du bist mit dem Earl of Mentmore verwandt?“
    Regina schwirrte der Kopf. „Wie … wie …“
    „Das Wappen auf der Tür. Nur ein Narr kommt in einer so einfach zu erkennenden Kutsche zu Lady Fortesques Ball. Was glaubst du denn, wie ich die richtige Kutsche so leicht finden konnte? In Intrigen bist du nicht sehr bewandert, wie?“
    „Aber Sie sind es?“
    „Ja, in der Tat, und das ist dein Glück. Und nachdem das nun geklärt ist, hat mein Kutscher die Anweisung, geradewegs zu den Stallungen hinter meiner Residenz zu fahren, wo du in der Kutsche bleibst, während ich kurz ins Haus gehe und mich dieses verräterischen Kostüms entledige. Von jetzt an bis zum Zeitpunkt meiner Rückkehr musst du dir die fehlenden Einzelheiten zu unserem Problem zurechtlegen. Ich schlage vor, du überlegst dir, wo du warst, warum du dich weiter entfernt von deinem eigentlichen Bestimmungsort aufgehalten hast, warum du keine Anstandsdame hast und warum nicht auch du entführt worden bist.“
    „Ich … ich habe den Mann, der mich festgehalten hat, verletzt. Ihn mit meiner Hutnadel gestochen, die, wie Mama sagt, alle keuschen jungen Damen immer bei sich tragen sollen. Und … er hat mich losgelassen.“
    „Für den Anfang sehr gut“, lobte Robin Goodfellow sie. Die Kutsche bog in eine enge Gasse ein und hielt direkt vor einem Stall. „Vielleicht sogar zu gut. Du hast das Zeug zu einer bemerkenswerten Lügnerin, Regina.“
    „Ja, ich weiß. Es liegt mir im Blut“, sagte sie traurig. Er öffnete die Tür und sprang ab, bevor die Kutsche noch vollständig stillstand.
    Während Doris Ann schniefend dasaß, tat Regina ihr Bestes, um sich auf die Schwindelei zu konzentrieren – auf die große, fette, faustdicke Lüge, die sie ihrer Mutter auftischen würde. Nur, dass ihre Mutter mit ihrer „Gesellschaft“ allein geblieben war, und selbst wenn der Wein mit Wasser gestreckt war, würde sie um diese nachtschlafende Zeit weder Regina noch sonst jemandem eine Hilfe sein.
    Und ihr Vater? Regina hatte das Gefühl, dass sich ihr der Magen umdrehte. Nein, ihr Vater würde auf jeden Fall nicht zu Hause sein, wenn sie kam. Wie sie den Mann verabscheute. Er war niederträchtig und gewöhnlich und ungehobelt wie … wie jeder Mann, der so tief gesunken war, dass er einen derart lasterhaften Ball besuchte.
    Sie rief sich ins Gedächtnis,

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