Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
Vom Netzwerk:
einer wohlerzogenen jungen Dame fremd sein sollten, schossen Regina durch den Kopf. Doch ihr Vater besaß ein Schifffahrtsunternehmen und hatte beim Abendessen schon zahlreiche Geschichten über geheimnisvolle Ladungen, über menschliches Frachtgut erzählt, das in fremde Länder verschifft wurde, wo Männer und Kinder als Sklaven verkauft und die ansehnlicheren Frauen auf Bühnen vorgeführt und an den Meistbietenden verschachert wurden. Er schien diese Erzählungen genüsslich auszukosten, wahrscheinlich, weil sie nur dazu dienten, seine Frau zu verstören, sodass sie noch mehr Trost im Inhalt einer Weinkaraffe suchte.
    Wie sie ihren Vater hasste!
    Wie sie sich um Miranda ängstigte!
    Regina legte die Hand auf Mr Blackthorns Unterarm. „Wir müssen sie finden. Wir müssen!“
    Er legte seine Hand über ihre. „Und ich werde sie finden.“
    „Nein“, berichtigte sie ihn. „Wir werden sie finden. Das alles ist meine Schuld. Ich hätte Nein sagen sollen. Miranda ist unverbesserlich dumm, aber sie wäre nicht auf den Ball gegangen, wenn ich mich geweigert hätte, sie zu begleiten. Ich hätte es besser wissen müssen. Falls Sie mir nicht helfen wollen, werde ich allein nach Miranda suchen. Jawohl. Wirklich.“
    Er sah sie lange wortlos an, bis die Kutsche vor der Nummer dreiundzwanzig anhielt.
    „Nun denn. Dein Onkel wird ganz sicher die Polizei einschalten, doch wir können auf eigene Faust ermitteln, wenn du dich damit wohler fühlst, was sehr wahrscheinlich nicht der Fall sein wird, nicht, nachdem ich deinem Onkel das Unumgängliche erklärt habe. Trotzdem, wenn du es dir bis morgen nicht anders überlegt hast, treffen wir uns um elf Uhr im Hyde Park. Komm zu Fuß, nur von deiner Zofe begleitet.“
    „Und Sie werden da sein? Sie sagen das jetzt nicht nur, um mich abzuwimmeln? Mir ist durchaus bewusst, dass ich Ihnen ziemlich große Unannehmlichkeiten bereitet habe.“
    „Miss Hackett … Regina. Aus eben diesem Grund, weil du, wie du sagst, mir Unannehmlichkeiten bereitet hast, kann ich guten Gewissens versprechen, dass ich da sein werde. Pour mes péchés. “
    „Um Ihrer Sünden willen?“
    Er strich mit einem langen Finger über ihre Wange und ihren Mund, und ihr stockte der Atem.
    „Sowohl um der begangenen als auch um der in Betracht gezogenen willen, ja“, sagte er leise. Und dann tat er etwas, was sie völlig überrumpelte. Er griff in ihren Nacken, öffnete den Verschluss ihrer Perlenkette und ließ diese in seine Tasche gleiten. „Du bist ausgeraubt worden, schon vergessen? Ich gebe sie dir morgen zurück, wenn du in den Park kommst.“
    „Haben Sie gedacht, ich würde sonst nicht kommen? Ich würde mich anders besinnen?“
    „Die Möglichkeit besteht, ja.“
    „Nein! Ich werde Miranda finden, und da Sie der Einzige sind, der weiß, dass wir notgedrungen mit den Vorfällen auf dem Ball beginnen müssen, sind Sie auch der Einzige, der mir helfen kann.“
    Ein Stallknecht öffnete den Schlag und ließ das Treppchen herab. Mr Blackthorn schlüpfte an Regina vorbei, sprang aus der Kutsche und streckte Regina die Hand entgegen. „Jetzt geht es los …“

3. KAPITEL
    D as Erste, was Puck auffiel, als sie in der Nummer dreiundzwanzig in den Salon geführt wurden, war die allgegenwärtige Schäbigkeit des Domizils. Am Morgen würde er Nachforschungen über den Earl of Mentmore anstellen, doch im Augenblick glaubte er, mit einiger Sicherheit annehmen zu können, dass die Familie wohl in große Verlegenheit geraten würde, falls Lösegeld für Lady Miranda gefordert werden sollte.
    Merkwürdig. Die Familie hatte den Namen, aber nicht das Geld. Er und seine Brüder hatten die Mittel, aber nicht den Namen. Angesichts dieser zwei Umstände würde er sich eher für den seinen entscheiden, und trotzdem behandelte die Gesellschaft ihn von oben herab, während Mentmore und seine Nachkommen überall akzeptiert waren. Puck war überzeugt, dass der Tag kommen würde, an dem die eine Seite der anderen Zugeständnisse machen musste, und wenn er einen Sieger prognostizieren sollte, würde er jederzeit eher auf Geld als auf Herkunft setzen. Es hielt einen zum Beispiel nachts besser warm.
    „Seine Lordschaft und Mylady kommen gleich“, sagte der steife Butler von der Tür her, und Regina, die während der vergangenen fünf Minuten auf dem Teppich vor dem Kamin auf und ab gelaufen war, bedankte sich knapp bei dem Mann, den sie Kettering nannte, suchte dann rasch einen Sessel auf und ließ sich

Weitere Kostenlose Bücher