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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Computer die Antwort » KEIN EINTRAG GEFUNDEN« blinkte, stieg der Pegel seiner Frustration.
    Außerdem hatte er die Akten der ungelösten Fälle in Miami Beach durchgekämmt, da es immerhin möglich war, dass der Modus operandi des Schattenmannes irgendwo dort wiederzufinden war, doch bis jetzt hatte auch diese Suche keine Anhaltspunkte erbracht. Selbstverständlich gab es ungelöste Tötungsdelikte mit jüdischen Opfern, und wahrscheinlich waren auch ein paar Holocaust-Überlebende darunter, doch ob sie ursprünglich aus Berlin kamen und wie und wo sie die Schoa überlebt hatten, solche Angaben waren in den Akten nicht vermerkt. Derartige Fälle über einen Zeitraum von fünf, zehn, vielleicht zwanzig Jahren zurückzuverfolgen, würde Tage in Anspruch nehmen. Er hatte die Akten in Händen gehalten und gedacht, dass mit einiger Wahrscheinlichkeit ein, zwei, vielleicht mehr dieser Verbrechen auf den Schattenmann zurückgingen. Dann wiederum waren ihm die Männer und Frauen in den Sinn gekommen, die der Kerl während des Krieges in Deutschland ins Verderben geschickt hatte, und ihm wurde bewusst, dass die Fälle, die er gerade aus den Schränken geholt hatte, für ihn ebenso unergiebig waren wie die damaligen Morde.
    Bei dem Gedanken fluchte er laut – ein Schwall Obszönitäten, den niemand hörte.
    Walter Robinson stand auf und schritt – wie eine gerade erst gefangene Wildkatze – rastlos sämtliche Schreibtische im Morddezernat ab, um vielleicht durch die Bewegung einen Gedanken aus irgendeinem hinteren Winkel seines Gehirns hervorzulocken, der zu einem erfolgreichen elektronischen Suchvorgang führen könnte. Jeder Detective misst solchen Geistesblitzen hohen Wert bei, wie etwa beim Fall des Son of Sam in New York, der seine Lösung der genialen Idee eines Ermittlers verdankte, sämtliche Strafzettel wegen Falschparkens rund um die Tatorte zu überprüfen. Robinson lief von einer Seite des Büros zur anderen, blieb stehen, um ein, zwei Minuten lang aus dem Fenster über die Stadt zu starren, die unter der Mittagssonne brütete. Dann kehrte er zu seinem Tisch zurück, schnappte sich das Phantombild, hielt es mit ausgestreckten Armen vor sich und nahm seine Wanderung wieder auf.
    Er sah erst auf, als er die Frage hörte: »Ist das unser Mann?«
    Simon Winter stand ihm gegenüber. Robinson nickte, war mit einem Schritt bei ihm und reichte dem alten Detective das Bild. Winter hielt es eine Weile in den Händen und vertiefte sich in die Zeichnung. Er schien jede Einzelheit in sich aufzusaugen und in seinem Gedächtnis abzuspeichern. Dann verzog er das Gesicht zu einem freudlosen Grinsen.
    »Nett, deine Bekanntschaft zu machen, du Mistkerl.«
    Stumm fügte er hinzu: Du bist also der Mann, der versucht hat, mich umzubringen.
    »Jetzt brauchen wir nur noch einen Namen zu dem Gesicht«, sagte Robinson in beinahe unbeschwertem Ton.
    »Einen Namen …«
    »Dann greife ich mir den Bastard. Da können Sie Gift drauf nehmen. Das ist alles, was ich brauche. Einen Namen. Und seine nächste Station ist das Bezirksgefängnis des Miami-Dade County. Kurzer Zwischenstopp auf seinem steinigen Weg in den Todestrakt.«
    Winter nickte. »Sagen Sie, Walter, waren Sie je hinter einem mehrfachen Mörder her?«
    »Ja und nein«, erwiderte der Detective. »Das heißt, ich hab einmal einen Drogendealer gefasst, der vier oder fünf Rivalen umgenietet hatte. Und ich hab zu dem Team gehört, das den Serienvergewaltiger oben in Surfside erwischt hat. Wir hatten immer den Verdacht, dass wir ihm wahrscheinlich auch ein paar Morde hätten nachweisen können, besonders in Broward County, allerdings verlief das im Sande, und er ist mit tausend Jahren Haft davongekommen. Aber ich weiß, was Sie mit der Frage eigentlich meinen. Sie denken an jemanden vom Schlage eines Ted Bundy, Charlie Mason oder John Gacy oder des Würgers von Boston und wie sie alle heißen. Die Antwort ist nein, an solchen Ermittlungen habe ich noch nicht teilgenommen. Sie?«
    Der ältere Mann lächelte. »Ich hab mal ein Geständnis aus jemandem rausgekitzelt; der Kerl saß mir gegenüber, rauchte eine Zigarette nach der anderen, trank eine Coca-Cola nach der anderen. Damals gab’s die noch in diesen kleinen Flaschen, die man mit ein, zwei Schluck wegputzen konnte. Es war heiß, und da lief nur ein kleiner Ventilator in einer Ecke. Es war spät geworden, und ich hatte das Gefühl, bei jeder neuen Flasche, die ich dem Kerl in die Hand drückte, gestand er den nächsten Mord.

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