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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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die Greifer unterstellt waren. All die Hauptleute, Leutnants und Feldwebel, die für den Papierkram zuständig waren. Und jetzt nach dem Ende der DDR wimmelt es da auf einmal von solchen Dokumenten. Käme auf den Versuch an.«
    »Aber wie …«
    »Haben Sie denn noch nie eine internationale Ermittlung durchgeführt?«
    »Doch, schon. Wegen dieses kolumbianischen Drogendealers, von dem ich Ihnen erzählt habe. Hab deren Verbindungsbüro kontaktiert …«
    »Dann lassen Sie uns genau das tun. In Deutschland. Zugleich sollten wir uns mit der Spezialabteilung des Generalstaatsanwalts im Justizministerium kurzschließen. Wie’s aussieht, taucht immer wieder ein alter Nazi aus der Versenkung auf, und es gibt jemanden, der dafür zuständig ist. Die müssten eine Kontaktstelle in Deutschland haben.«
    »Ich weiß nicht, Simon. Ich hab eher das Gefühl, wir sollten uns hier …«
    »Hier suchen wir nach einem Schatten. Da drüben gibt es jemanden, der diesen Mann in Fleisch und Blut kennt.«
    »Kannte. Vor fünfzig Jahren.«
    »Immerhin. Derjenige weiß damit genug über ihn, was sich für uns als nützlich erweisen wird, wenn wir die Falle zuschnappen lassen.«
    »Meinen Sie wirklich? Die könnten alle längst tot sein. Oder sie sind nicht scharf darauf zu reden.«
    »Damit ist natürlich zu rechnen, aber wenn wir es nicht wenigstens versuchen …«
    »Dann werden wir es nie erfahren. Okay, da sind wir einer Meinung.«
    »Sehen Sie’s mal so. Wenn Sie Reporter beim
Herald
wären und Sie bekämen einen Tipp, dieser Schattenmann sei hier, würden Sie dann nicht diese Anrufe machen?«
    »Vermutlich ja.«
    »Nun, wir tun mehr oder weniger dasselbe. Dabei reicht unser Arm weiter. Was halten Sie davon, wenn Miss Martinez ihre Position nützen würde? Das Büro der Staatsanwaltschaft wird bei der deutschen Polizei sicher ernst genommen. Und vergessen Sie nicht, die schicken ständig diese verdammten deutschen Touristen hier rüber nach Miami Beach. Die könnten durchaus ein Interesse daran haben, uns zu helfen.«
    Simon Winter grinste.
    »Ich sehe das so«, fuhr er fort, »wenn der Schattenmann uns in die Falle geht, sollten wir so grelle Scheinwerfer auf ihn richten, dass es für ihn keinen Ausweg gibt.«
    Walter Robinson zuckte mit den Achseln. Die Vorstellung schien ihm unmöglich. Doch im nächsten Moment dachte er: Wieso eigentlich nicht?

[home]
22
    Der erwartete Anruf
    E spy Martinez ging beharrlich eine Telefonnummer nach der anderen durch. Auch wenn sie durchaus skeptisch war, ob sie finden würde, was sie brauchten, hielt sie es immerhin für möglich.
    Sie hatte Walter Robinsons und Simon Winters Vorschlag befolgt und mit der Spezialabteilung des Generalstaatsanwalts im Justizministerium in Washington angefangen, jedoch schnell festgestellt, dass dies gelinde gesagt eine irreführende Bezeichnung war; wie sie erfahren hatte, bestand diese Abteilung nur aus einem winzigen Büro und war nicht einmal ganztägig besetzt.
    Es handelte sich mehr oder weniger um einen Aufgabenbereich, der dem nächstbesten Karriereanwalt zugewiesen wurde, dem man eine Fallakte zu einem möglichen NS -Verbrecher in die Hand gedrückt hatte. Früher einmal ein echtes Büro, war es mit den Jahren – wie die Zahl der Menschen, die es verfolgen sollte – geschrumpft und fristete nur noch ein Mauerblümchendasein. Es befasste sich derzeit mit gerade mal zwei Fällen: einer Anschuldigung, dass ein Schlachter in Milwaukee ehemals ein Aufseher in Treblinka gewesen sei, und der Vermutung, dass sich hinter einem Priester in einem Kloster in Minnesota möglicherweise das Mitglied eines Exekutionskommandos der SS -Einsatzgruppen in Polen verbarg. Beide Fälle waren an die entsprechende Dienststelle der Einwanderungsbehörde weitergeleitet worden, wo sie, nach allem, was Espy Martinez erfuhr, zu den Akten genommen worden waren und wohl Staub ansetzen, bis sich jeder bürokratische Handlungsbedarf biologisch erledigte.
    Das Außenministerium war ein wenig hilfreicher gewesen; nach einem halben Dutzend Anrufen, bei denen sie von einem Büro zum nächsten weitergereicht wurde, hatte ihr eine Sekretärin die Nummer einer polizeilichen Verbindungsdienststelle bei der amerikanischen Botschaft in Bonn gegeben.
    Den ganzen Vormittag bis in den Nachmittag hinein hatte sich Espy Martinez von einem Adressaten zum nächsten durchgearbeitet, bis sie schließlich mit einem soldatisch wirkenden Herrn von jovialem Wesen verbunden wurde, der, wie es der Zufall

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