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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juma Kliebenstein
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ist und das Wasser schon trüb wird, kommen die meisten anderen aus der Klasse. Philipp, Marcus und Jan, die im selben Fußballverein und eine eingeschworene Mannschaft ohne Kontakt zur Außenwelt sind, und die Mädchen. Am Anfang waren, wenn ich die Tuscheleien richtig verstanden habe, alle Mädchen in irgendeinen der Fabs verliebt. Mittlerweile hat sich das aber gelegt. Manche sind mit den Fabs so was wie befreundet, aber die meisten bleiben unter sich, in den typischen Mädchengruppen.
    Und dann war da noch ich. Die meisten haben mich gar nicht bemerkt. Ich war nicht mal unbeliebt, einfach nur nicht da. Für die FabFour aber war ich so was wie ein fauliger Brocken Blumenerde, der ganz unten im stinkenden Blumenvasenwasser träge vor sich hin fault. Aus tausend Gründen war ich für die vier das gefundene Fressen, wenn’s um blöde Sprüche ging. Erst mal, weil ich (ihrer hochgeschätzten Meinung nach) völlig uncool bin. Außerdem hab ich auch fast überall gute Noten. Dabei bin ich ganz sicher kein Streber, die hasse ich selber wie die Pest. Meine guten Noten kommen einfach daher, dass ich mich für Naturwissenschaften interessiere und für Naturzeugs mit lateinischen Namen (beides auch absolut uncool für die FabFour), und da lern ich halt viel, wenn ich in meinen Büchern lese und mit Experimentierkästen herumexperimentiere. In Sport bin ich dafür eine absolute Niete, da kann man nichts beschönigen. Klar, Übergewicht hilft einem nicht gerade, über einen Kasten von der Höhe eines Pferdes zu hüpfen, und beim Basketball funktioniere ich höchstens als Schiedsrichter problemlos. Alles völlig uncool. Das allein ist es aber gar nicht, warum die FabFour mich wie einen Idioten behandeln. Die anderen in der Klasse sind auch keine Schönheiten (außer vielleicht Selina) oder supercool. Sie sind auch deshalb so blöd zu mir gewesen, weil ich immer alleine war. Ich gehörte zu keiner Gruppe dazu. Das hat sich einfach so ergeben. Ich interessiere mich nicht für Fußball und Hip-Hop und was sonst noch so angesagt ist, und ich wollte erst mal abwarten, wie die anderen drauf sind. Als ich gemerkt hatte, dass bis auf die FabFour eigentlich alle ganz okay waren, hatten sich schon Grüppchen gebildet und ich war außen vor. Klar hätte ich auch gern einen Freund in der Klasse gehabt, aber es war halt niemand dabei, der gepasst hätte. Tja, und jemand, der ein bisschen wie ein Freak aussieht und noch dazu keinen Freund in der Klasse hat, der ist prima zum Ärgern für die, die sich für die Coolsten halten.
    Das fing schon morgens im Bus an. Zwei Stationen nach mir stiegen Lucas und Noah ein. Anfangs machten sie nur blöde Witze über mich. Ich sagte dann nichts und guckte aus dem Fenster. Was sollte ich auch machen, alleine gegen die beiden. Nach ein paar Wochen wurden sie dreister. Sie schubsten mich oder traten mir auf den Fuß. Einmal kippten sie meinen Rucksack aus. In der nächsten Kurve flogen meine Stifte, Hefte und Pausenbrote durch die Gegend. Der Busfahrer brüllte nur, wem die Sachen gehören würden, und ich musste mit rotem Kopf zwischen den Sitzen herumkriechen und alles wieder einsammeln, während die anderen feixten. Irgendwann, an einem kalten Wintertag, schlich Lucas von hinten an mich heran.
    »Na, Mister Piggy«, sagte er. »Gehst du heute an der Leine spazieren?« Er riss an meinem Schal herum.
    Noah tauchte vor mir auf und lachte.
    »Vielleicht sollten wir den Eber festbinden«, sagte er. »Bevor er uns davongaloppiert.« Er quiekte und band mir im Rennautotempo den Schal ab.
    »Hey, lasst das!«, rief ich, aber das kümmerte keinen. Rangeleien gab es bei allen, da mischte sich keiner ein. Außerdem hatte niemand Lust, das nächste Opfer der beiden zu sein. Lucas und Noah lachten nur und banden mich so schnell mit den Händen an die Haltestange, dass ich mich überhaupt nicht wehren konnte.
    Als wir an der Schule ankamen, drängelten sich alle auf einmal aus der Tür.
    »Viel Spaß, Mister Piggy«, sagte Lucas. »Und denk dran: Beim Schlachthof ist Endstation. Da musst du aussteigen!«
    Dann stieg er mit Noah grölend aus dem Bus.
    Ich musste nach dem Busfahrer rufen, damit er mich losmachte.
    »Als ob ich nichts anderes zu tun hätte«, knurrte er vor sich hin.
    Nachdem Lucas an einem besonders kalten Wintertag meine Mütze aus dem Fenster geworfen und der Busfahrer absolut keine Lust hatte, deswegen umzukehren, beschloss ich, dem Ganzen aus dem Weg zu gehen und einen Bus früher zu nehmen. Damit

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