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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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mit seiner festen Überzeugung davon, dass ich ihm wieder voll und ganz gehörte. Dass ich mich niemals gegen ihn wenden würde. Derweil reifte ein Plan in meinem Kopf, er war noch nicht perfekt ausgearbeitet, und ich war mir nicht sicher, ob ich genug Zeit hatte, um ihn perfekt auszuarbeiten. Dennoch war er meine einzige Chance, die ich schnellstmöglich ergreifen musste. Ich wählte Roberts Nummer und betete, er möge rangehen. Was er nicht tat. Kein Wunder. Nach dem fünften Versuch hinterließ ich eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter: „Ich bin’ s, Gail. Bitte, geh ran! Er ist nicht da, aber nicht mehr lange. Bitte, bitte, bitte, Robert! Es ist sehr wichtig, es geht um Leben und Tod!“ Vor allem um Letzteres, dachte ich, als ich den langen Piepton hörte, der ankündigte, dass meine Zeit zu Ende war. Verdammt, was ist, wenn er sich nicht meldet? „Dann werde ich spontan improvisieren“, wiederholte ich laut Gregs Worte und spürte einen starken Adrenalinstoß. Ich werde den „Gebieter“ besiegen, koste es, was es wolle! Auch mein Leben… Aber es wäre schön, wenn ich es behalten könnte, denn durch Robert wurde mir klar, wie sehr ich daran hing. Als er mir eine andere Zukunftsvariante vor Augen führte als an der Seite eines vor sich hin alternden Psychopathen zu versauern. Plötzlich klingelte mein Handy, ich fuhr zusammen und legte aus Versehen auf, anstatt den Anruf anzunehmen. Oh mein Gott, bitte nicht! Ich tippte mit zitternden Fingern seine Nummer erneut an, und dieses Mal ging er ran.
    „Gail?“, fragte er zögerlich, und ich atmete erleichtert auf, als ich seine Stimme hörte.
    „Oh, Robert, ich danke dir!“, schluchzte ich glücklich. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich in den letzten Tagen durchgemacht habe!“
    „Was hat er dir angetan?“, fragte Robert atemlos.
    „Das willst du gar nicht wissen!“, sagte ich bitter, „er hat mich wieder in dem Verließ eingesperrt und mir schreckliche Dinge angedroht, unaussprechliche Dinge, Robert. Du bist meine letzte Hoffnung. Wenn du mir nicht hilfst, wird er mich wieder operieren.“ Ich hörte, wie Robert scharf die Luft einsog und vernahm so etwas wie ein unterdrücktes Wimmern. „Er wird mich verstümmeln“, fuhr ich schnell fort, „mein Gesicht verunstalten und mir irgendwas amputieren. Und dann wird er mich in die Gosse werfen. Das sind keine leeren Versprechungen, Robert, er tut es wirklich! Bitte, hilf mir!“ Das Schweigen am anderen Ende der Leitung ließ mein Herz wie verrückt rasen, ich rechnete schon damit, dass er gleich auflegen würde, bevor ich seine leise, zitternde Stimme hörte.
    „Was soll ich tun, Gail?“ Fünf Worte, die mir die Hoffnung wieder zurückbrachten, die ich beinahe verlor. Die mich wieder atmen ließen. Vielleicht wird doch noch alles gut.
    „Ich muss ihn töten, Robert!“, erwiderte ich knapp. Es folgte wieder ein langes Schweigen, und mein Herz machte schon wieder einen ängstlichen Satz.
    „Ich… kann es nicht“, stammelte er schwach, „tut mir leid, Gail… Das geht zu weit, ich bin kein Mörder… ich kann so etwas nicht tun. Wieso rufen wir nicht einfach die Polizei?“, schlug er vor.
    „Weil uns niemand glauben wird, Robert! Greg ist eine hoch angesehene Persönlichkeit, und ich bin ein Niemand, im wahrsten Sinne des Wortes! Offiziell gibt es mich gar nicht. Und Greg ist unglaublich raffiniert, er wird sich in Sekundenschnelle eine Geschichte aus den Fingern saugen, die ihm jeder Polizist sofort abnimmt. Ich werde dann im besten Fall im Knast landen, oder auch in geschlossener Psychiatrie. Ich will nicht den Rest meines Lebens eingesperrt sein, ich war schon lange genug eingesperrt! Ich will endlich leben. Bitte, Robert, hilf mir! Du musst mir nicht dabei helfen, Greg zu töten, so etwas würde ich niemals von dir verlangen. Das mache ich ganz allein, und ich verspreche dir, dass es schnell und schmerzlos gehen wird. Und du wirst es nicht einmal mitbekommen.“
    „Aber Gail… Ich verstehe nicht. Was erwartest du von mir?“, fragte er, nun völlig irritiert. Und dann erklärte ich es ihm, wob ei ich versuchte, mich so kurz wie möglich zu fassen, denn die Zeit lief mir immer mehr davon, wie ich mit einem gehetzten Blick auf die Uhr feststellte. Noch bevor ich meinen letzten Satz beenden konnte, hörte ich Gregs Schlüssel in dem Türschloss.
    „Robert, er kommt, ich muss auflegen“, flüsterte ich fieberhaft. „Morgen Mittag am Hafen! Wenn du nicht kommst, bedeutet es

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