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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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Gesundheit nicht für mich aufs Spiel setzt. Ich will dich nämlich noch viele, viele Jahre an meiner Seite haben, mein Liebling!“, beteuerte ich inbrünstig. „Diese Pillen… Ich glaube, es ist nicht gut für dein Herz, wenn du sie so oft nimmst.“
    „Ach, mein süßer Schatz!“, lächelte er, sichtlich gerührt, „mach dir keine Sorgen um mein Herz. Du bist mein Herz! Ich will dich glücklich machen. Ich weiß doch, wie verrückt du danach bist, also werde ich es dir besorgen, sooft du es brauchst. Bevor du schon wieder auf dumme Gedanken kommst“, fügte er mit einem kalten, vorwurfsvollen Blick hinzu, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als meine Augen dankbar und demütig zu senken. Derweil bewachte er mich rund um die Uhr, er ließ mich kaum noch aus den Augen. Folgte mir auf Schritt und Tritt. Selbst, wenn ich auf die Toilette ging, musste ich die Tür einen Spalt breit offen lassen. Es war ein Alptraum, vor allem, weil ich keine Möglichkeit hatte, Kontakt zu Robert aufzunehmen. Während ich das Essen zubereitete, und Greg mir dabei gespannt zusah, als wäre es das Faszinierendste, was er je gesehen hatte, spielte ich mit dem Gedanken, mich abrupt umzudrehen und ihm das scharfe Messer, mit dem ich das Gemüse schnippelte, direkt ins Herz zu rammen. Kurz und schmerzlos. Aber ich konnte es einfach nicht. Wie sehr ich es auch tun wollte, schien etwas, das ganz tief in mir drin steckte, mich daran zu hindern. Ich war bereits dabei, aufzugeben. Mich aufzugeben. Freundete mich langsam mit dem Gedanken ein, weiterhin mein trostloses Dasein neben Greg zu tristen, bis dass der Tod uns scheidet. Sein Tod, der, rein biologisch gesehen, viele Jahre vor meinem eigenen eintreten durfte. Viele qualvolle Jahre, die mir noch bevorstanden… Dennoch fühlte ich mich einfach nicht dazu in der Lage, diese zu verkürzen, indem ich seinen Tod beschleunigte. Zum ersten Mal seit einer langen Zeit spielte ich wieder mit dem Gedanken an den Selbstmord. Ich könnte mir zum Beispiel die Pulsadern durchschneiden, während Greg schlief, dachte ich entspannt und sehnte mich förmlich danach, langsam zu verbluten. Doch Gregs Schlaf war seit Neuestem sehr sensibel, er wachte bei jeder kleinsten Regung meinerseits sofort auf und umklammerte meinen Körper in seinem eisernen Griff: „Was ist los, Gail?“, murmelte er genervt, „musst du schon wieder auf die Toilette? Beeil dich und lass die Tür offen!“ Ich tat wie mir geheißen und dachte deprimiert, dass ich nicht die geringste Chance gegen ihn hatte. Bis er mich eines Tages aufforderte, mein Versprechen einzulösen. Ein Versprechen, das ich ihm nie gab, er hatte jedoch mein Schweigen als Einverständnis gedeutet. Dieser elende Mistkerl!
    „Gail, Liebling, morgen ist dein Geburtstag“, sagte Greg einschmeichelnd, nachdem er mich mit Kaffee und Frühstück geweckt hatte.
    „Was, schon morgen?“, fragte ich überrascht. Als meinen Geburtstag bestimmte er den Tag, an dem ich „vollendet“ war. Nachdem er mich neu erschaffen hatte. Nicht etwa den Tag meiner eigentlichen Geburt, der laut Greg vollkommen unbedeutend war. Denn erst durch ihn war ich zu meinem wahren Leben erwacht.
    „Ja, morgen!“, schmunzelte er und drückte mir einen widerlich feuchten Kuss auf den Mund, der nach Altern und Größenwahnsinn schmeckte. Am liebsten hätte ich mich sofort übergeben, doch, da ich wusste, welche Grausamkeiten er mir daraufhin antun würde, schluckte ich meinen Brechreiz herunter und kämpfte mir ein verliebtes Lächeln ab. „Wir werden deinen Geburtstag gebührend feiern, Gail!“, versprach er mir fröhlich. „Ich habe eine Yacht für uns gemietet.“
    „Eine Yacht?“, wiederholte ich ungläubig. „Ist es dein Ernst, Greg?“, hackte ich nach, „bei dem miesen Wetter?“
    „Das Wetter könnte nicht besser sein, Liebling“, erwiderte er jubelnd, „es ist pe rfekt für unser Vorhaben!“ Ich schluckte meine Panik mühsam herunter, während ich ihn hilflos anstarrte und mein Herz wie wild raste. Während er mich strahlend anlächelte. Was meinte dieser Teufel nur mit „unserem Vorhaben“? Doch nicht etwa… Natürlich, was sonst?
    „Gail, meine Süße“, säuselte er liebenswürdig und hielt mir mein Handy vor die Nase. „Tu es, Schatz, ich erlaube es dir!“
    „Was erlaubst du mir, Greg?“, flüsterte ich voller unguter Vorahnung.
    „Ruf ihn an und lade ihn zu deiner Geburtstagsparty ein!“
    „Das ist nicht dein Ernst!“
    „Gail.“ Seine Stimme klang

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