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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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abgeschlossen“, sagte Colin leise, dennoch bestimmend. „Der offizielle Mörder ist tot. Sieh zu, dass du schnellstmöglich wieder gesund wirst, Gail, und verschwende keine Gedanken mehr an Boyle oder an Grantham. Lass sie in der Hölle schmoren, wo sie hingehören! Konzentriere dich einzig und allein auf dein Wohlbefinden, denn Alice will dich unbedingt als ihre erste Brautjungfer haben.“
    „Alice?“, hauchte ich ungläubig.
    „Ja, Gail“, strahlte sie glücklich. „Ich hätte nie gedacht, dass ich ausgerechnet einen Bullen heiraten würde! Das ist beinahe grotesk… Aber ich liebe ihn. Ich liebe Colin! Ich habe noch nie einen Mann so sehr geliebt. Ich bin so glücklich wie noch nie zuvor, und das verdanke ich nur dir, Gail. Wenn du nicht wärest, hätte ich nie erkannt, was für ein toller Mann Colin ist. Dass er mein Traummann ist. Also, raff dich, Süße! Sieh zu, dass du schnell zu Kräften kommst und wieder etwas an Gewicht zulegst. Ich habe dir bereits ein atemberaubendes Kleid von Gucci bestellt, es muss dir einfach passen!“
    „Alice, Colin… Ich bin sprachlos!“, lispelte ich und schämte mich für meine undeutliche Aussprache. Ava las meine Gedanken sofort, eilte zu mir, küsste mich auf die Wange und beruhigte mich: „Nur noch ein paar Tage, Liebling! Dann sprichst du wieder klar und deutlich. Ich glaube, sie ist jetzt wirklich müde“, wandte sie sich an das glückliche Paar. „Geht bitte nach Hause! Ich kümmere mich um sie.“ Danach wusch Ava meinen Körper mit einem kühlen, feuchten Waschlappen. Das war eine wahre Wohltat, ich genoss es in vollen Zügen. Selbst, als sie meine intimsten Stellen wusch, schämte ich mich nicht. Schließlich war es Ava, meine Schwester…
    „Heile, heile Segen, drei Tage Regen“, summte sie beruhigend, während sie mich mit sauberen Handtüchern abtrocknete. „Drei Tage Schnee, dann tut es nicht mehr weh!“
    „Es tut nicht mehr weh, Avie“, flüsterte ich dankbar, als ich in ihren Armen einschlief.
    „Auch mir tut es nicht mehr weh“, hörte ich ihre Stimme und spürte ihren festen Griff um meinen abgemagerten Körper.
    Eines Tages roch ich einen intensiven Blumenduft und erblickte einen üppigen Blumenstrauß, der in einer Vase auf meinem Nachtschrank steckte.
    „Da s war doch nicht nötig, Avie“, lächelte ich meine beste Freundin an.
    „Die sind nicht von mir“, schmunzelte sie zurück. „Du hast einen neuen Verehrer.“
    „Bitte nicht!“, stöhnte ich und verdrehte die Augen. „Davon habe erstmal die Schnauze voll.“
    „Er ist wirklich süß“, zwinkerte sie mir spielerisch zu. „Ist er dir denn immer noch nicht aufgefallen?“ Und dann dämmerte es mir. Tatsächlich. Es konnte nur der Assistenzarzt sein, der in den letzten Wochen meinen Arzt vertrat, der derweil seinen wohlverdienten Urlaub mit seiner Frau und seiner Tochter genoss. Er war sehr jung, etwa in meinem Alter. Er widmete mir sehr viel Zeit bei seinen täglichen Besuchen, viel mehr als nötig. Erst vor wenigen Tagen erlaubte er sich eine flüchtige Bemerkung, die mich irritierte, die ich dennoch bald darauf vergaß, als Ava mir das Lieblingsessen unserer Kindheit mitbrachte: Einen deftigen Makkaroni Auflauf mit viel Käse. Seitdem ich neue Zahnimplantate hatte und wieder normal essen konnte, konnte ich nicht genug davon bekommen. Ich hatte keine Lust mehr auf den langweiligen Krankenhausfraß und überforderte Ava jeden Tag mit neuen Extrawünschen.
    „Pass auf, Süße, nicht, dass du mir noch fett wirst!“, warnte sie mich vor, dabei langte sie genauso kräftig zu wie ich.
    „Das sagt die R ichtige!“, kicherte ich, „du platzt ja bald aus allen Nähten. Denk nur an die Oscarverleihung, Avie. Du willst doch nicht über die Bühne rollen?“ Als sie sich betroffen im Spiegel von der Seite ansah, schnappte ich mir ihren Löffel und versteckte ihn unter meinem Kopfkissen. „Das ist mein Tiramisu!“, stellte ich gierig klar und verschlang blitzschnell den Rest, während Ava mich böse anfunkelte. Nun erinnerte ich mich plötzlich genau an die Worte, die der besagte Assistenzarzt mir zuflüsterte, bevor ich sie vergaß und mich meinem leiblichen Genuss widmete. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie faszinierend ich Sie finde, Miss Schneider!“, sagte er und lief tief rot an, bevor er mein Zimmer verließ. Ich wusste noch, dass ich mich bei dem beunruhigenden Gedanken ertappte, wie viele uneheliche Kinder Greg wohl noch haben konnte? Doch dann musste ich

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