Der Tag an dem ich erwachte
werde mir Mühe geben!“
Du wirst ihn gewinnen, Avie, dachte ich, das weiß ich. Auch wenn ich nur noch eine Mumie bin und eine Maschine für mich atmet, weiß ich es. Ich bin zu dir zurückgekehrt, weil ich dich liebe.
Der Arzt schien sprachlos zu sein, und Ava nutzte seine Ver blüffung schamlos zu ihren Gunsten aus. „All das nur unter einer Bedingung, Doktor!“ Er lachte schallend.
„Ich wusste, dass so etwas gleich kommen würde“, sagte er. „Was kann ich für Sie tun, Mrs. Wyler?“
„Stellen Sie ein zusätzliches Bett in ihr Zimmer!“, verlangte Ava. „Ich will rund um die Uhr bei ihr sein.“
„Mrs. Wyler, bei allem Respekt“, stammelte er unsicher, „das widerspricht unseren Vorschriften.“ Ava bestrafte ihn mit eisigem Schweigen. „Na gut“, seufzte er schließlich schicksalergeben, „ich denke, dass sich angesichts Ihres hohen Bekanntheitsgrades etwas tun ließe. Ich kann Ihnen nichts versprechen, aber ich tue mein Bestes.“
„Tun Sie es, Doktor!“, sagte sie und fügte entspannt hinzu: „Sie werden es schon hinkriegen!“ Er kriegte es hin, und Ava war ständig bei mir. Sie war bei mir, während ich schlief und während ich für kurze Momente voller Frust und Schmerzen aufwachte, um wi eder in einen dunklen, weichen Nebel, in den mich die Schmerz-und Beruhigungsmittel versetzten, einzutauchen. Sie sprach oft mit mir, und ihre schöne, vertraute Stimme war mein einziger Lichtblick in dem Nebel. Dabei wusste sie nicht, wie viel ich von dem, was sie sagte, tatsächlich mitbekam. „Meinen Sie, sie kann mich hören, Doktor?“, hörte ich sie verzweifelt fragen.
„Ich denke schon“, erwiderte der Arzt optimistisch, „denn ihr Puls wird immer schneller, wenn Sie mit ihr reden. Machen Sie genauso weiter, es scheint ihr gut zu tun.“
„Was ist mit ihrem Gesicht, Doktor?“, traute sie sich endlich zu fragen. So ängstlich, wie ihre Stimme klang, rechnete sie wohl mit dem Schlimmsten.
„Seien Sie unbesorgt, Mrs. Wyler“, beeilte er sich, sie zu beruhigen. „Sie wird genauso aussehen wie vorher.“
„Ist es Ihr E rnst?“, hauchte Ava ungläubig, dennoch hoffnungsvoll. „Sie wird nicht entstellt bleiben?“
„Nein. Wir haben ein Team aus den besten Schönheitschirurgen weltweit zusammengestellt, so wie Sie es angeordnet haben. Sobald sie wieder zu Kräften kommt, werden wir ihr Gesicht wiederherstellen. Ihre Nase und ihre Wangenknochen sind mehrfach gebrochen, doch ich bin mir sicher, dass wir sie wieder hinkriegen werden!“
„Was ist mit ihren Zähnen?“
„Das sollte Ihre geringste Sorge sein, Mrs. Wyler. Sobald die akute Infektionsgefahr abgeklungen ist, bekommt sie neue Implantate.“
„Und ihr Körper?“
„Heilt praktisch von allein“, beendete der Arzt ihre Frage. „Die ganzen gebrochenen Knochen werden zwar noch eine Weile eingegipst bleiben müssen, aber die gute Nachricht dabei ist, dass wir hier gar nicht eingreifen müssen.“ Er räusperte sich verlegen. „Was ihren Unterleib angeht, haben wir ihn bereits mit mehreren Stichen genäht. Die Wundheilung verläuft erfreulich schnell und unkompliziert. Sie wird schon wieder!“, lächelte er Ava ermunternd an, „darauf gebe ich Ihnen mein Wort!“
„Ich danke Ihnen, Doktor!“, weinte Ava glücklich.
„Ich mache mir Sorgen um Sie , Mrs. Wyler“, sagte der Arzt leise. „Wieso nehmen Sie sich nicht eine kurze Auszeit und entspannen sich ein wenig?“
„Das kommt nicht in Frage!“, erwiderte Ava stur. „Ich werde bei ihr bleiben, bis sie wieder aufwacht!“ Sie konnte nicht ahnen, unter welchen Druck sie mich damit setzte. Denn ich wollte noch nicht richtig aufwachen. Doch ich musste… Für Ava.
„Doktor, kommen Sie schnell!“, hörte ich eine Krankenschwester rufen. „Sie hat die Augen aufgemacht!“ Es war eine makabre Ironie des Schicksals, das Ava ausgerechnet in diesem Moment, den sie so lange herbeigesehnt hatte, nicht bei mir war. Sie hatte einen wichtigen Termin bei ihrem Agenten, es ging um die Oscarverleihung. Als der Arzt sie anrief und sie endlich bei mir war, war ich bereits seit einigen Stunden wach.
„Ava“, nuschelte ich u nd schenkte ihr ein hässliches, zahnloses Lächeln.
„Liebling, träume ich nur oder bist du tatsächlich wach?“, weinte sie und wischte die Tränen ab, die aus ihren Augen auf mein Gesicht, das seit kurzem nicht mehr bandagiert war, tropften.
„Avie“, murmelte ich, und sie schluchzte laut. „Nicht weinen“, nuschelte ich undeutlich, doch
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